Etwa 20 von 100.000 Einwohnern in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an einem Hörsturz. Die Ausprägung ist von Fall zu Fall unterschiedlich und gibt der Medizin immer noch Rätsel auf, da sich die Ursache nicht klar erkennen lässt.

Ein Hörsturz kann geringgradig ausgeprägt sein oder zum kompletten Hörverlust führen. Zudem kommt es vor, dass ein Hörsturz zusammen mit einem Tinnitus auftritt. Bei Verdacht auf einen Hörsturz sollten Sie unbedingt umgehend einen Arzt aufsuchen und die Symptome abklären. Sollte Ihr Hörsturz bereits länger anhalten und zu einer Verschlechterung Ihres Hörens geführt haben, helfen moderne Hörgeräte Ihnen, dies effektiv ausgleichen.

Das Wissen darüber, warum ein Hörsturz auftritt, ist nur begrenzt vorhanden. Es wird aber allgemein von folgenden begünstigende Faktoren ausgegangen:

  • Stress
  • Virusinfektionen oder –reaktivierungen (z.B. Herpes oder Windpocken)
  • Arteriosklerose und daraus folgende Durchblutungsstörungen
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder hohe Cholesterinspiegel
  • Ruptur des runden oder ovalen Fensters
  • Halswirbelsäulenerkrankungen (z.B. Schleudertrauma)
  • Erhöhte Thrombozytenaggregation (Verklumpen des Blutes)
  • Verschluss (Thrombose) der Innenohrgefäße
  • Autoimmunerkrankungen
  • vorangegangene akute Mittelohrentzündung

Was passiert bei einem Hörsturz?

Bei einem Hörsturz können die Symptome unterschiedlich stark ausfallen. Als Folge kann es sogar zu einem vollständigen Hörverlust kommen. Üblicherweise tritt der Hörsturz auf einem Ohr auf, ohne dass es einen bestimmten Auslöser gegeben haben muss. Ohrendruck und Tinnitus können einen Hörsturz bereits ankündigen oder auch gleichzeitig mit ihm auftreten.

Ohrenschmerzen hingegen sind keine Symptome für einen Hörsturz. Haben Sie in einem Ohr Schmerzen, so hat das eine andere Ursache und weist auf ein anderes Krankheitsbild hin, zum Beispiel auf eine Entzündung. Tritt ein watteartiges Geräusch im Ohr auf oder kommt es zu Schwindelattacken, kann das wiederum durchaus ein Hinweis auf einen Hörsturz sein. Bei etwa 25 % der Menschen mit einem Hörsturz oder Schwindelgefühlen werden ebenfalls Herz-Kreislauf-Beschwerden diagnostiziert. Es kann außerdem zu weiteren Erkrankungen kommen, die zu hormonellen Störungen führen können.

Grafik Querschnitt des menschlichen Ohrs

Vultur Dana Mihaela/iStock/Getty Images Plus

Experten gehen davon aus, dass ein Hörsturz dadurch entsteht, dass die Hörzellen in der Schnecke des Innenohrs nicht richtig durchblutet sind. Diese Zellen wandeln normalerweise den Schall um, den Ihr Ohr auffängt, und leiten ihn über den Hörnerv ans Gehirn weiter.

Wie kann es zu einem Hörsturz kommen und wie wird er diagnostiziert?

Die genaue Ursachen, wie ein Hörsturz entsteht, sind nicht bekannt. Es gibt allerdings einige Theorien, die in der HNO-Heilkunde als wahrscheinlich gelten. Fakt ist, dass die Durchblutung des Innenohres bei einem Hörsturz gemindert ist. Auslöser dafür können vor allem durch Stress entstehen. Ein hektisches Umfeld oder hoher Zeitdruck auf Arbeit können zur Durchblutungsstörungen führen, die letztlich einen Hörsturz begünstigen.

    Arten eines Hörsturzes

    Idiopathischer Hörsturz
    Idiopathisch bedeutet „ohne erkennbare Ursache“. Dies ist die häufigste Situation. Er tritt plötzlich auf und eine organische Ursache kann nach gründlicher Untersuchung nicht gefunden werden.

    Hörsturz durch Stress verursacht
    Stress ist ein häufiger Auslöser für einen Hörsturz. Man nimmt an, dass das Stresshormon Adrenalin die kleinen Blutgefäße verkrampfen lässt. Die genaue Pathogenese – also der Entstehungsvorgang des Hörsturzes – ist jedoch nicht bekannt. Sollten Sie einen Hörsturz erlitten haben, ist es unbedingt notwendig, dass Sie lernen, Ihr Leben mit weniger Stress und dadurch auch weniger Überforderung zu bestreiten. Zur Beseitigung von Stress kann es hilfreich sein, regelmäßig Sport zu betreiben.

    Die Diagnose für einen Hörsturz wird nach den aktuellen Maßstäben der Medizin über ein Ausschlussverfahren ermittelt. Der HNO-Arzt kann mittels Ohrmikroskopie und Hörtest eingrenzen, ob es sich um einen Hörsturz handelt oder eine andere Erkrankung vorliegt. Verschiedene Untersuchungsverfahren (z. B. Blutdruckmessung, Bluttests, Ohrmikroskopie oder Ultraschall- und Kernspin-Untersuchungen) dienen der weiteren Abklärung.

    Beispielsweise kann der HNO-Arzt mittels einer Ohrspiegelung feststellen, ob andere äußerlich Merkmale wie Verstopfungen und Verletzungen im Gehörgang auszuschließen sind. Anhand von Hörtests (Stimmgabelprüfung, Tonaudiometrie und Sprachaudiometrie) bestimmt der Arzt den Grad und die Lokalisation (Innen- oder Mittelohr) der Schwerhörigkeit. Die Einteilung eines Hörsturzes in Hochton-, Mittelton-, Tiefton- oder pancochleäre Innenohrschwerhörigkeit kann ein Arzt bei der Diagnose am besten durch ein Tonschwellenaudiogramm bestimmen.

    Was sind die Symptome eines Hörsturzes?

    • Schwindelgefühle
    • Gefühlsstörung am Außenohr
    • Ohrendruck
    • Tinnitus
    • Auftreten ohne erkennbare Ursache
    • Keine Ohrenschmerzen
    • Anfallartiges Vorkommen
    • Nur auf einem Ohr

     

    Wie wird ein Hörsturz behandelt?

    Bei der Therapie spielt die Zeit eine wichtige Rolle: Je früher die Therapie beginnt, desto besser ist die Prognose. Im besten Fall wird der Hörsturz innerhalb der ersten 24 Stunden bei einem HNO-Arzt oder in einer HNO-Klink behandelt. Dabei müssen die Durchblutung des Innenohrs gefördert und mögliche Auslöser eliminiert werden. Hier sind die gängigsten Therapieformen, die bei einem Hörsturz Anwendung finden:

    • Verabreichung durchblutungsfördernder (rheologischer) Medikamente
      Bei einem Hörsturz ist die Durchblutung des Innenohrs gemindert oder gestört. Das Blut versorgt das Innenohr mit den notwendigen Nährstoffen und ist auch für den Abtransport gleicher verantwortlich. Die Haarzellen des Hörorgans werden bei anhaltend gehemmter Durchblutung dauerhaft geschädigt. Durch die Verabreichung durchblutungsfördernder Medikamente kann die Durchblutung wieder verbessert werden. Dabei kann zusätzlich Kortison eingesetzt werden, um Schwellungen zu verhindern (antiödematöse Therapie).
       
    • Therapie mit örtlicher Betäubung zur Blockade von blockierten Nerven
      Die Lokalanästhetika Procain und Lidocain werden häufig bei einem Hörsturz verwendet (inotrope Therapie). Durch ihre Verabreichung werden Nerven blockiert, die zu einer Verengung von Gefäßen führen können. In jedem Fall sollte das unter klinischer Beobachtung bei einem Arzt passieren.
       
    • Hörgeräte als Therapie bei anhaltendem Hörsturz
      Besteht der Hörsturz dauerhaft werden die Sinnes- und Haarzellen geschädigt. Die Folge ist eine dauerhafte Hörminderung, die über Hörgeräte ausgeglichen werden kann. Ist der Hörsturz bereits über einen längeren Zeitraum vorhanden oder tritt er in Verbindung mit einem Tinnitus auf, sollte in jedem Fall ein Hörgerät mit einem entsprechenden Noiser verwendet werden.
       
    • Behandlung in einer Sauerstoffdruckkammer
      Es gibt auch die Möglichkeit einer Therapie in einer Sauerstoffüberdruckkammer (hyperbare Sauerstofftherapie). Diese Methode hat sich sehr wirksam erwiesen, gilt aber nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin nicht als eindeutig wirksame Behandlung.
    Ohrenuntersuchung beim HNO-Arzt

    Monkey Business Images Ltd/Monkey Business/Thinkstock

    Der Hals-Nasen-Ohren Arzt untersucht das betroffene Ohr, um eine geeignete Therapieform für den Hörsturz zu finden.

    Therapieform bei besonders schweren Fällen eines Hörsturzes

    Fällt der Hörsturz besonders schwerwiegend aus, wird die Behandlung mittels einer Blutwäsche (Apherese) in Betracht gezogen. Das Verfahren nennt sich konkret Heparin-induzierte extrakorporale LDL-Präzipitation (H.E.L.P.)-Apherese. Dabei wird das Blut von Substanzen gereinigt, die die Blutgerinnung fördern. Die Fließeigenschaften (und damit die Durchblutung) werden also verbessert. In schweren Fällen muss eine stationäre Therapie begonnen werden, meistens ist jedoch eine ambulante Behandlung durch den Facharzt möglich.

    Behandlung bei Übergewicht und Diabetes

    Langfristig von großer Bedeutung ist die Behandlung von Risikofaktoren für Arteriosklerose (wie z. B. hohe Cholesterinwerte oder Diabetes). Bei Übergewicht kann eine Reduktion des Gewichts in Kombination mit einer fettarmen Ernährung und Sport Besserung versprechen. Bei Diabetikern sollte eine gute Einstellung des Blutzuckers sichergestellt werden. Nikotin, Kaffee und Alkohol sollten zwingend gemieden werden.

    Alternative Therapieformen

    Weiterhin gibt es alternative Behandlungsformen, deren Wirksamkeit jedoch wissenschaftlich nicht erwiesen ist, deshalb werden sie von den meisten Medizinern abgelehnt.

    Ist ein Hörsturz das Gleiche wie ein Tinnitus?

    Zahlreiche Parallelen bei Symptomen und Krankheitsbild legen nahe, dass ein Hörsturz und Tinnitus dasselbe sind. Das stimmt so allerdings nicht. Der Hörsturz selbst wird den Krankheiten zugeordnet, während der Tinnitus vielmehr ein Symptom ist. Ein Tinnitus kann aber häufig in Kombination mit einem Hörsturz vorkommen. Es ist ebenfalls möglich, dass der Tinnitus weiter bestehen bleibt, nachdem der Hörsturz behoben ist. In diesem Fall sprechen Experten von einem chronischen Tinnitus. Dieser hängt jedoch nicht immer unbedingt ursächlich mit einem Hörsturz zusammen.