Viele Hausbesitzer spielen mit dem Gedanken, Dach und Fassade zu sanieren, mehr Wohnraum zu schaffen oder den Wärmeverlust zu reduzieren. Stellt sich die Frage: Wie lassen sich die Kosten für kleinere und größere Renovierungsvorhaben berechnen? Einen Überblick gibt Modernisierungsberater Thomas Billmann.

Video: Das kostet die Energetische-Sanierung eines Altbaus

Bei den Kosten für das Renovierungsprojekt müssen die Bausubstanz, das geplante Konzept, erforderliche Genehmigungen und die Wohnfläche berücksichtigt werden – so lässt sich ein erster Überblick verschaffen.

► Typische Energielücken im Haus

Renovierung im Außenbereich: Dachdämmung, -ausbau und Fassade

Mehr als 20 Prozent der Wärme in einem Einfamilienhaus gehen über das Dach verloren – eine Wärmedämmung, insbesondere des Dachs, kann hier Abhilfe schaffen.

Für ein intaktes Dach bietet sich eine Zwischen- oder Untersparrendämmung an. Hat das Dach Schäden, ist eine effektive, aber teurere Aufsparrendämmung erforderlich. Es fallen ungefähr 140 Euro pro Quadratmeter Dachfläche für die günstige und 250 Euro für die teure Variante an. Die gute Nachricht: Der Staat fördert eine Dachdämmung mit bis zu 10.000 Euro.

Ein Dachausbau erschließt nicht nur ungenutzten Raum, sondern steigert auch die Energieeffizienz. Die erforderlichen Maßnahmen hängen von der geplanten Nutzung und dem Zustand des Dachgeschosses ab. Hausbesitzer sollten mit bis zu 1.200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kalkulieren. Handelt es sich um energetische Maßnahmen, fördert der Staat.

Rechner: Kosten der Dachsanierung selbst berechnen (Rechner von schwaebisch-hall.de)

Fassaden-Dämmung

djd/puren

Fassadendämmungen werten das Haus energetisch auf und sorgen für warme Innenwände-

Auch mit einer Außendämmung sparen Eigentümer Heizkosten ein. Hier bietet sich ein Wärmedämmverbundsystem oder eine Vorhangfassade mit Dämmung an. „Wichtig: Ein Sachverständiger muss das Projekt begleiten, damit die staatliche Förderung von bis zu 60.000 Euro pro Jahr genutzt werden kann“, erklärt Thomas Billmann.

Im Anschluss an eine Außendämmung wird häufig ein neuer Außenanstrich nötig. Silikat- oder Siloxan-Produkte sind wasserabweisend und stellen die Wetterbeständigkeit des Gebäudes sicher. Preislich liegt ein solcher Außenanstrich bei ungefähr 35 Euro pro Quadratmeter. „Eigenleistung lohnt sich hier eher nicht“, weiß der Experte. „Für ein gutes Ergebnis braucht es ein stabiles Gerüst und reichlich Übung.“

Rechner: Kosten der Fassadendämmung selbst berechnen

Renovierung im Inneren: Fenstertausch, neues Bad und Bodenbeläge

Ein Fenstertausch ist nach 20 bis 30 Jahren meist unerlässlich. Die Berechnung der Kosten ergibt sich aus Art, Größe, Verglasung und Anzahl der Fenster. Ist die Isolierung der Rahmen noch intakt, reicht es mitunter die Fensterflügel auszutauschen oder die Verglasung zu erneuern. Je nach Beschaffenheit fallen bei einem 1,5 Quadratmeter-Holzfenster Kosten ab 650 Euro plus Einsetzen und Abdichten an.

Paar montiert energieeffizientes Fenster

George Peters/E+/GettyImages

Fenster ohne Isolierverglasung sollten ausgetauscht werden.

Eine Badrenovierung ist oft ein wesentlicher Teil der Modernisierung. Statt der teuren Komplettsanierung ist es günstiger, nur Fliesen, Sanitärmöbel oder Dusche auszutauschen. Hier liegt der Preis zwischen 1.000 und 3.500 Euro pro Quadratmeter. Eine barrierefreie Umgestaltung ist teurer, wird aber von der KfW gefördert.

Rechner: Kosten der Badsanierung selbst berechnen

Fördermöglichkeiten zum altersgerechten Umbau finden Sie hier

„Bei der Kostenkalkulation neuer Bodenbeläge spielen der zu entfernende Belag, das gewünschte Material und der Untergrund eine Rolle“, erklärt Billmann. Neben den Kosten für die Verlegung sollten Eigentümer Kosten von sieben Euro je Meter für zum Beispiel Fußbodenleisten aus Holz einplanen.

Rechner: Kosten der Bodenrenovierung selbst berechnen

Die Sanierung von Fachwerkhäusern und anderer Altbauten will gut geplant sein

fotolia.com

Bei einem „Worst-Performing-Building“ profitieren Sanierer von einem 10-Prozent-Bonus

Komplettsanierung mit dem „Wohngebäude-Kredit (261)“

Auch die Sanierung bestehender Immobilien zum Effizienzhaus wird weiterhin mit dem Programm „Wohngebäude-Kredit (261)“ gefördert. Je nach Effizienzhaus-Stufe liegt das maximale Kreditvolumen zwischen 120.000 und 150.000 Euro und der Tilgungszuschuss zwischen 5 und 25 Prozent. Sanierer erhalten den „Worst-Performing-Building“-Bonus in Höhe von 10 Prozent der Kosten als Tilgungszuschuss, wenn ihr Gebäude zu den schlechtesten 25 Prozent der deutschen Gebäude zählt.

Ganz neu: „Kommen bei einer Sanierung zum Effizienzhaus 40 oder 55 seriell vorgefertigte Elemente zum Einsatz, gibt es einen Bonus für das serielle Sanieren – eine Gutschrift von 15 Prozent der Kosten“, ergänzt der Experte.

Förderung von Einzelmaßnahmen für mehr Energieeffizienz

Ergänzend zur KfW bezuschusst das BAFA einzelne Sanierungsmaßnahmen im Bestand – an der Gebäudehülle, der Heizung und anderen Anlagen.

Förderungen für Sanierungen von Wohngebäuden

Tabellarische Übersicht als PDF hier herunterladen (extern)

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sieht folgende Förderungen vor:

  • Zuschüsse für einzelne Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle und Anlagentechnik (Dämmung, neue Fenster, neue Haustür, Lüftungsanlage, Heizungsoptimierung) werden beim BAFA beantragt = BEG EM Zuschuss
  • Ergänzungskredite für einzelne Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle und Anlagentechnik (Dämmung, neue Fenster, neue Haustür, Lüftungsanlge, Heizungsoptimierung) stellt die KfW bereit, diese können über die Hausbank beantragt werden = BEG EM Kredit
  • Die Heizungsförderung (Zuschüsse und Ergänzungskredite) wird seit 2024 komplett über die KfW abgewickelt = BEG EM Zuschuss und Kredit
  • Die Effizienzhaus-Förderung wird über die KfW abgewickelt (= BEG WG). Das dazugehörige Förderprogramm ist "BEG Wohngebäude - 261 Kredit"

Auch in der BEG bleibt die KfW eine wichtige Anlaufstelle bei der Förderung. Sie wickelt die komplette Heizungsförderung sowie die Effizienzhaus-Förderung ab. Die Effizienzhaus-Förderung der KfW-Bank erhalten Eigentümer nur in Zusammenarbeit mit einem Energieberater/Sachverständigenaus der Liste der Energieeffizienz-Experten für Förderprogramme des Bundes.

Diese KfW-Programme stehen zur Verfügung:

  • Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) - Wohngebäude, Kredit (261)
  • Erneuerbare Energien – Standard, Kredit (270)
  • Altersgerecht Umbauen, Kredit (159)
  • Barrierereduzierung – Investitions­zuschuss Investitionszuschuss (455-B)
  • Einbruchschutz – Investitions­zuschuss (455-E)

Aktuelle News der KfW finden Sie hier.

Quelle: Energie-Fachberater.de, Stand 20.02.2024

Was vor allem Heimwerker freut: Ob Neubau oder Sanierung, seit 2023 werden auch die Materialkosten von Leistungen in Eigenregie gefördert. Voraussetzung hierfür ist die Bestätigung der korrekten Durchführung durch einen Experten. Billmanns Empfehlung: „Wenn hohe Anforderungen einzuhalten sind, lohnt es sich dennoch, Fachpersonal einzuschalten.“

Angehende Sanierer wollen harte Fakten

Die meisten Eigentümer wollen vorab wissen, was die Sanierung kostet und wieviel sie dadurch sparen. Antworten darauf gibt eine Vor-Ort-Beratung durch einen Energieeffizienz-Experten. Die Beratung wird gefördert und ist zugleich Türöffner zu weiteren Fördermitteln für Sanierungsmaßnahmen. Der Energie-Berater erstellt auf Wunsch einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP). Wird dieser binnen 15 Jahren umgesetzt, gibt es bis zu 25 Prozent Zuschuss für Dämmung, Anlagentechnik und Heizungsoptimierung und bis zu 55 Prozent für die Erneuerung der Heizung.

Sanierung überzeugt mit Energieeinsparung und Wertsteigerung

Trotz Vorbehalten setzten 42 Prozent der Eigentümer ihre Pläne um. Laut Studie ist das Sparen von Energie das wesentliche Motiv. Ein geringerer Verbrauch entlastet auf lange Sicht den eigenen Geldbeutel. „Für eine positive Investitionsentscheidung sorgen zwei weitere Argumente: die Wertsteigerung der Immobilie sowie ein höherer Wohnkomfort. In Beratungsgesprächen sollten die Energieeffizienz-Experten daher neben den Einsparpotenzialen die Qualitätsverbesserungen bei Gebäude und Wohnkomfort thematisieren“, empfiehlt Billmann.

Förderungen zur energetischen Modernisierung in Baden-Württemberg

Freiburg
Mit dem Förderprogramm Klimafreundlich Wohnen unterstützt die Stadt Freiburg private Hausbesitzer mit finanziellen Zuschüssen bei der energetischen Sanierung sowie bei der Modernisierung von Wohngebäuden im Stadtgebiet. Gefördert werden drei Themengebiete: Gebäudehülle optimal gedämmt, Heizung und Lüftung effizient und erneuerbar sowie die erneuerbare Stromerzeugung mit Photovoltaik (PV). Zu allen drei Bereichen gibt es kostenlose oder stark bezuschusste Beratungsangebote.

Heidelberg
Mit dem Förderprogramm Rationelle Energieverwendung gibt die Stadt Anreize für den Ausbau erneuerbarer Energien und für energiesparendes Bauen und Sanieren. Die Förderung beträgt 12.800 Euro pro Gebäude.

Konstanz
Die Stadt Konstanz fördert Modernisierung und Instandsetzungsmaßnahmen an privaten Gebäuden in den städtischen Sanierungsgebieten. Die Gebäude müssen umfassend saniert werden. Eine umfassende Sanierung liegt vor, wenn sie sich aus mehreren Einzelmaßnahmen zusammensetzt, die jeweils zu einer nachhaltigen Erhöhung des Gebrauchswertes des gesamten Gebäudes bzw. der Wohn- oder Gewerbeeinheit beitragen. Die Förderquote liegt bei 20 Prozent. Die Bezuschussung wurde auf max. 30.000 € pro Wohneinheit bzw. auf 100.000 € pro Gebäude festgelegt.

Ludwigsburg
Förderprogramm für klimafreundliches Wohnen: Gefördert werden Maßnahmen, die den Treibhausgasausstoß im Wohnbereich reduzieren können. Das sind z. B. Photovoltaikanlagen oder eine Fassadendämmung. Dämmung: Gefördert werden 10 €/qm. Bei Außenwänden maximal 4.000 € pro Gebäude, bei Dachflächen/obersten Geschossdecken maximal 3.000 € pro Gebäude, bei Bodenflächen maximal 2.000 € pro Gebäude. Bonus bei Kombination von Dachdämmung und Solaranlage: pauschal 1.000 €. Bonus bei Nutzung von natürlichen Dämmstoffen: 30 €/qm Dämmmaterial, maximal 2.000 € je Gebäude.

Reutlingen
Modernisierungsförderung: Die Stadt fördert Modernisierungen und sogennante Ordnungsmaßnahmen. Voraussetzung ist, dass die jeweilige Maßnahme den Sanierungszielen für das Gebiet entspricht. Zuschussfähig sind deshalb ausschließlich umfassende Modernisierungen, die den Gebrauchswert des Gebäudes nachhaltig erhöhen. Die Förderentscheidung für umfassende Modernisierungen erfolgt einzelfallbezogen. Weitere Informationen erhalten Sie von der Sanierungsstelle der Stadtkämmerei.

Stuttgart
Energiesparprogramm: Förderung für energetische Sanierungen:

  1. Komplettsanierung: Gebäudeeigentümer können im Rahmen einer Komplettsanierung zu einem KfW‐Effizienzhaus‐Standard einen Zuschuss beantragen. Der gilt für die Durchführung einer Kombination mehrerer Maßnahmen der Wärmedämmung und der Effizienzsteigerung des Heizsystems.
  2. Einzelmaßnahmen: Gebäudeeigentümer können für die Durchführung einer der aufgeführten Einzelmaßnahmen einen Zuschuss beantragen: (Fassade, Dach, Fenster; Heizung, Thermische Solaranlage, Kraft‐Wärme‐Kopplungs‐Anlage)
  3. Bonusförderung für ökologische Baustoffe

Beispiele:
Komplettsanierung eines Einfamilienhauses auf KFW‐Effizienzhaus 55-Niveau: Förderfähig sind Kosten von max. 150.000 Euro mit 25 Prozent. Dies entspricht einem Zuschuss von 37.500 Euro.
Komplettsanierung einer Doppelhaushälfte auf KFW‐Effizienzhaus 70-Niveau: Förderfähig sind Kosten von max. 125.000 Euro mit 22,5 Prozent. Dies entspricht einem Zuschuss von 28.125 Euro.

Tübingen
Sanierungsprämie: Wer eine qualifizierte Beratung in Anspruch nimmt und anschließend eine konkrete Maßnahme aus einem Sanierungsfahrplan Baden-Württemberg, einem Energieberatungsbericht aus der Energieberatung für Wohngebäude (BAFA) oder dem Beratungsprotokoll der „Energiekarawane“ umsetzt, erhält eine zusätzliche Sanierungsprämie von bis zu 500 Euro der Universitätsstadt Tübingen.

Förderungen für Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen bieten noch weitere Städte und Gemeinden in BW an. Eine Nachfrage bei der jeweiligen Kommune lohnt sich.

Allgemein:

Sanierungsfahrplan-BW für Wohngebäude
Zukunft Altbau

Weitere Tipps:

Energieberatung wird gefördert
Checkliste: Fahrplan für die Sanierung des Hauses
Was kann ich bei der Sanierung des Hauses selbst machen?
Thermografie erleichtert die Sanierungsplanung
Die sieben wichtigsten Tipps für die Dachsanierung