Die Nadeln werden weggesaugt. In die Stuben kehrt wieder der Alltag ein.
Über 29,5 Millionen Weihnachtsbäume wurden laut Angaben des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie im Jahr 2017 verkauft. Bäume, die nach den Feiertagen entsorgt werden müssen. So einfach wie die Schweden kann man es sich jedoch nicht machen. In der Werbung eines skandinavischen Einrichtungshauses werfen diese nämlich ihre ausgedienten Bäume einfach aus dem Fenster. Einen wahren Kern hat selbst diese überspitzte Darstellung. In Schweden werden die Weihnachtsbäume traditionell am Tag des heiligen Knut (13. Januar) aus den Wohnzimmern entfernt und an der Straße zur Abholung bereitgestellt.

Ehrenamtliche Sammler – Bäume für den guten Zweck

In manchen Städten und Gemeinden funktioniert das ähnlich. Nein, nicht das „Aus-dem-Fenster-werfen“! Die Bäume werden – meist am Samstag nach Dreikönig – von fleißigen ehrenamtlichen Helfern abgeholt. Das organisieren meist die freiwilligen Feuerwehren oder örtliche Vereine. So sammelt beispielsweise im nordbadischen Walldorf die Evangelische Gemeinde-Jugend (EGJ) seit fast 30 Jahren die ausgedienten Weihnachtsbäume ein. Engagierte Jugendliche, meist zwischen 25 und 30 Aktive, sind nach dem Dreikönigstag in Gruppen unterwegs und laden die von der Bevölkerung an der Straße bereitgestellten Bäume auf Anhänger. Für die Entsorgung geben die Bürger eine kleine Spende. Das Geld wird immer zu 100 Prozent gespendet. Damit werden regionale oder internationale Projekte unterstützt. Die voll beladenen Anhänger werden in den einzelnen Orten jeweils von ehrenamtlichen Fahrern und ihren Traktoren zu den städtischen Schnittgutplätzen gebracht. Dort werden die Bäume dann weiterverarbeitet.

Jugendfeuerwehr bei einer Weihnachtsbaum-Aktion in Wiesloch

khp/LM-Archiv

Die ehrenamtlichen Helfer, hier von der Jugendfeuerwehr, sind nach Dreikönig in vielen Kommunen unterwegs, um die Bäume einzusammeln.

Weihnachtsbäume zu Kompost

Die ausgedienten Weihnachtsbäume werden auf den Grünschnittplätzen klein gehäckselt und beispielsweise zu Mulch oder Kompost verarbeitet. Dafür müssen die Baumreste einige Zeit verrotten. Danach kann der Kompost in Gemüsebeeten oder städtischen Grünanlagen zur Nährstoffversorgung eingesetzt werden.
Eine weitere Variante stellen Sammel-Container für Weihnachtsbäume dar, die mancherorts für die Bürger bereitgestellt werden.

Christbaum zu Brennholz

Betreiber von Kaminöfen können den abgekrönten Weihnachtsbaum als Brennholz nutzen. In passende Stücke zersägt, muss das Holz zunächst aber viele Wochen trocken gelagert werden, bevor es verfeuert werden kann. Der Anteil der Restfeuchte sollte bei Kaminholz unter 20 Prozent liegen. Feuchtes Holz qualmt sehr stark und kann den Ofen verrußen. Eine garantiert CO2-neutrale Entsorgungsmöglichkeit.

Energie aus Weihnachtsbäumen

In manchen Städten und Gemeinden werden die Bäume in Heizkraftwerken verbrannt. Mit der dort entstehenden Hitze können elektrischer Strom und Fernwärme gewonnen werden. Die AVR – Abfallverwertungsgesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises – zum Beispiel nimmt bei ihren Abfallanlagen in Sinsheim, Wiesloch, Ketsch und Hirschberg kostenlos ungeschmückte Tannenbäume an. Diese zählen zum Grünschnitt und werden zum Beispiel an Biomasseheizkraftwerke geliefert. Die ehemaligen Weihnachtsbäume werden dort zur Energieerzeugung verwendet.
Auch im Landkreis Heilbronn werden Christbäume nach dem Fest auf den jeweiligen Häckselplätzen der Städte und Gemeinden angenommen.

Meterhohe Feuer aus alten Bäumen

Ein Brauch in vielen Gemeinden ist die traditionelle Weihnachtsbaum-Verbrennung. Helfer sammeln die Bäume ein, und nach Einbruch der Dunkelheit treffen sich die Einwohner bei Glühwein und Wurst zu einem großen Flammenspektakel.
In einigen Orten werden ausgediente Christbäume auch gerne als Brennholz für saisonale Feste genutzt. So wird beispielsweise bei Oster- oder Sonnenwendfeuern Brennholz in großen Mengen benötigt. Die Bäume werden gesammelt, gelagert, getrocknet und am jeweiligen Festtag verbrannt.

Spielzeug und Nahrung für Zootiere

Einige Zoos nehmen die Tannenbäume ebenfalls gerne. Dort werden sie den Tieren als Futter oder zum Spielen angeboten. Gerade für Elefanten stellen Weihnachtsbäume eine willkommene Leckerei dar, stecken sie doch voller schmackhaftem Harz und ätherischen Ölen. Affen und Papageien klettern gerne auf den Bäumen herum oder spielen mit den Ästen. Eine Gefahr stellt dabei aber nicht entferntes Lametta dar. Die Tiere könnten es verschlucken und erkranken. Um diese und andere Gefahrenquellen auszuschließen, finden ausschließlich Restbestände der Händler ihren Weg in den Zoo. Der Karlsruher Zoo beispielsweise achtet auch sehr genau darauf, woher die Bäume kommen, die den Elefanten vorgesetzt werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Pflanzen nicht gespritzt wurden. Und keine Gesundheitsgefahr für die Tiere besteht. Bäume aus Privathaushalten finden den Weg zu den Tieren nicht.

Elefant mit ausgedientem Weihnachtsbaum

gk/LM-Archiv

Die Zoo-Elefanten freuen sich über die Abwechslung auf dem Speiseplan.

Und dann …

… gibt es da ja noch den Baum im Topf. Dieser kann nach den Feiertagen dann seinen Platz im Garten oder auf dem Balkon finden. Während der Zeit im Wohnzimmer darf der Ballen, der gut durchwurzelt und ausreichend groß sein sollte, auf keinen Fall austrocknen. Die Auspflanzung kann dann im April erfolgen, vorausgesetzt der Baum wurde in der kalten Zeit angemessen gegen Frost geschützt.