Ist der genaue Geburtsort des Johann Georg Faust in der Wissenschaft umstritten (Knittlingen im Enzkreis oder Helmstadt im nördlichen Kraichgau), so gibt es beim Sterbeort des Alchemisten kaum Zweifel. Im Breisgau, am Rande des Hochschwarzwaldes, genauer in der Stadt Staufen soll er um 1548 auf nicht natürliche Weise sein Leben verloren haben. Wie Doktor Faustus in Staufen ums Leben kam, ist nicht allzu weit verbreitet. Hier vermischen sich historische Fakten mit sagenhaften Erzählungen.
Gold für den Herrscher der Stadt
Faust hatte es 1539 nach Staufen verschlagen, wo er als Bibliothekar dem Freiherrn Anton von Staufen diente. Der Magier und Alchemist sollte dem klammen Stadtherren zudem dabei helfen, wieder Bares in die Kassen zu spülen. Hierfür versprach Faust, dass er Steine in Gold verwandeln könne.
Untergebracht war der Doktor während seiner Zeit in Staufen im „Gasthaus zum Löwen“, das auch heute noch existiert. Und hier, im heutigen Zimmer 5 soll er auch sein spektakuläres Ende gefunden haben.
Geheimnisvolles Ableben
Um den Tod des Magiers und Astrologen ranken sich mehrere Geschichten.
Nachdem Faust sein Versprechen, Stein in Gold zu verwandeln, nicht einhalten konnte, soll er von Anhängern des Freiherrn ermordet worden sein - so zumindest eine Version.
In einer anderen Geschichte heißt es, dass die streng katholischen Bürger Staufens von Fausts unchristlichem Hokuspokus ihren Glauben beleidigt sahen. Deshalb seien sie zur Tat geschritten und hätten den Doktor gelyncht.
Ein Ende mit „Knalleffekt“?
Eine dritte Version erzählt von alchemistischen Experimenten des Gelehrten, die dieser in seiner Kammer im „Gasthaus zum Löwen“ durchgeführt habe. Bei einem Versuch sei es gegen Mitternacht zu einer verheerenden Explosion gekommen, bei der Faust ums Leben gekommen sein soll. Zuvor soll er im Schankraum des „Löwen“ noch mit Studenten getrunken haben.
Video: Die letzten Tage des Dr. Faust
War es der Teufel?
Eine Variante – die schrecklichste von allen – besagt, Mephistopheles habe Faust in dessen Zimmer getötet. Nachdem der Pakt des Gelehrten mit dem Teufel nach 24 Jahren abgelaufen war, holte Mephisto Fausts Seele in die ewige Verdammnis. Er soll den Doktor am Kragen gepackt und ihm das Genick gebrochen haben. Faust wurde grässlich entstellt mit blaurotem Gesicht und verdrehtem Hals aufgefunden. In seiner Kammer soll es nach Schwefel und Pestilenz gestunken haben. Von einem Täter fehlte jede Spur.
Fauststadt Staufen
Staufen jedenfalls schmückt sich mit der Bezeichnung „Fauststadt“ - und Hinweise auf den mysteriösen Doktor aus der Renaissance-Zeit kann man hier häufiger entdecken. Das örtliche Gymnasium wie auch das im Bau befindliche Bürgerhaus mit Mediathek (FaustForum) tragen heute den Namen des Alchemisten und Astrologen. Auf einer Mephisto-Tour durch die Altstadt weiht der teuflische Verführer aus Goethes „Faust“ die Teilnehmenden in die Geheimnisse der mittelalterlichen Stadt ein.