Vom Segen der Vorratskammer

Mein Ländle-Autorin Birgit Dirschka hält ein Plädoyer für eine kostbare Tradition.

Klassische Bauerngärten gibt es nur noch wenige, und was unsere Großeltern noch eingelagert und eingemacht haben, finden wir heute rund ums Jahr frisch in jedem Supermarkt. ­Alles können wir haben, auch die Erdbeeren im Winter. Lohnt da noch eine eigene Vorratshaltung? Lange schien es, dass sich Großmutters Schatzkästchen langsam für immer schließt. Umso erfreulicher, dass sich seit einigen Jahren eine Trendwende abzeichnet und wieder mehr Menschen den Wert dieser bewährten, urigen Kunst entdecken. Ich selbst habe viel Freude daran, und dabei ­haben sich prima Rezepte ergeben, die in der kalten Jahreszeit Körper und Seele wärmen.

Wichtige Bestandteile dieser Kunst sind der Anbau und die Lagerung von Wintergemüse. Dazu gehören zum Beispiel Steckrüben, Topinambur, Schwarz­wurzeln, Knollensellerie, Kartoffeln, Pastinaken und Petersilienwurzel. Sie beinhalten essenzielle Pflanzenstoffe wie Vitamine, Mineralien, Entzündungshemmer, Ballaststoffe und viele andere wertvolle Dinge, die das körper­eigene Immunsystem über den Winter am Laufen halten. Weitere klassische Wintergemüse sind Feldsalat, Kürbis und Lauch. Entdecken Sie mit unseren Rezepten, wie leicht es ist, die Kraft der Wurzeln in die tägliche Ernährung zu integrieren. Ob in Suppe, Gemüse, Salat oder als Würzmittel.

Rote Rüben

Birgit Dirschka, Mein Ländle

Rüben wie aus dem Bilderbuch: Rote Bete
Heilpaste aus Zwiebeln

Birgit Dirschka, Mein Ländle

Wenig Gemüsearten sind so vielseitig und unentbehrlich wie die Zwiebel.
Zwiebeln in Rotweinessig

Birgit Dirschka

Zwiebeln und Rotweinessig für eine Heilpaste
PreviousNext

Drei Klassiker - Die bekanntesten Wintergemüse

Rote Bete - rundum richtig gut

Die Beta vulgaris aus der Familie der Gänsefußgewächse ist eng verwandt mit der Zuckerrübe und dem Mangold. Im antiken Griechenland waren bereits weiße und rote Rüben bekannt. Auch in mittelalterlichen Schriften wird der Anbau von „Beta“ erwähnt, und spätestens ab dem 16. Jahrhundert ist die Kultur von Roter Bete durch Abbildungen eindeutig belegt. Sie wurde als Nahrung und Viehfutter genutzt. Die Rote Bete hat einen arteigenen erdigen, schwach süßlichen Geschmack. Ihre rote Farbe geht auf den Stoff Betanin zurück. Fruchtfleisch und Pflanzensaft enthalten eine einzigartige Kombination von gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Rote Bete liefert die Vitamine A, C, B sowie Folsäure und Mineralstoffe, darunter Jod, Kalium, Kalzium, Magne­sium, Natrium, Phosphor und Eisen. Außerdem enthält sie organische Säuren, Farbstoffe und Kohlenhydrate. Sie fördert die Durchblutung, führt zu mehr Leistungsfähigkeit und Vitalität, treibt den Fettstoffwechsel an und hilft beim Abnehmen; sie begünstigt die Regeneration und hilft, Verletzungen zu heilen. Regelmäßiger Verzehr kann auch bei ­Diabetes, Alzheimer, Gelenkbeschwerden, Bluthochdruck, Herzkrankheiten und bei Adipositas helfen. Es empfiehlt sich, die Rote Bete roh zu verzehren, zubereitet als Salat oder eingenommen als Frischpflanzensaft, idealerweise pro Tag 1–2 Tassen.

Die Zwiebel - sie zwickt und zaubert

„Hat sieben Häute, beißt alle Leute“, sagt ein altes Sprichwort über die Zwiebel. Dabei bringt sie so viel Gutes mit. Im alten Rom benutzte man in hoffnungslosen Fällen die Redewendung bulbus nihil profuerit, was übersetzt heißt: „Dem hilft nicht einmal eine Zwiebel.“ Das zeigt, wie viel man ihr zutraute. Auch im alten Ägypten hielt man die Menschen mit Brot und Zwiebeln gesund, und eine alte mitteleuropäische Volksweisheit besagt, dass Zwiebelschalen Regenwürmer anziehen, weshalb man sie gerne auf den Kompost gab. Außerdem versuchte man, möglichst große Zwiebeln zu ziehen, indem man sie am 21. März, zu Benedikt, in die Erde steckte. Die zugehörige Bauernregel lautete: „Sankt Benedikt macht Zwiebeln dick.“  Die medizinische Wirkung der Zwiebel ist vielfältig: Sie hemmt das Wachstum von Bakterien, reinigt Magen und Darm, beruhigt die Gesichtsnerven, hemmt Entzündungen im Rachenraum und regt die Verdauung an. Sie senkt und reguliert den Blutdruck und stärkt auch noch den Haarwuchs. Kann man sich mehr von einem Gewächs wünschen, das sich obendrein auch noch wunderbar lagern lässt?

Für eine Wundheilpaste pürierte Zwiebeln, Rotweinessig und Honig im selben Verhältnis zu einer Paste verrühren. Bei Warzen, Schwielen, Stichen oder Entzündungen mit Wickel auflegen.

Wintergemüse

Birgit Dirschka, Mein Ländle

"Kraftspeise der Jugend" nach Paracelsus
Mischung für den gesunden Abendtrunk

Birgit Dirschka, Mein Ländle

Mischung für einen gesunden Abendtrunk.
PreviousNext

Kohl und Kraut – pure Pflanzen-Power

Es hat eine heilsame und entschlackende Wirkung, die seit Jahrhunderten von China bis Europa bekannt und unbestritten ist: für Schlankheitskuren, um Körperfett abzubauen und um den Stoffwechsel anzuregen. Die Chinesen konservierten Kraut schon vor 6000 Jahren durch Milchsäuregärung. Sauerkraut nennt man den Kaminfeger für Magen und Darm. So ist in einem alten Medizinbuch zu lesen, und auch der naturheilkundige Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) hat vielen seiner Patienten mit Magen- und Darmbeschwerden Rezepte mit Kohl empfohlen. Es heißt nicht umsonst: „Die fleißigen Krautesser werden am ältesten.“   Das Grundrezept lautet: „Auf 5 kg fein gehobeltes Kraut 100 g Salz, in einem Steinguttopf im kühlen Keller lagern.“ Auch der Arzt Paracelsus (um ­1493–1541) hatte ein prima Krautrezept, das er „die Kraftspeise der Jugend“ nannte. Sein Rezept lässt sich erweitern und wird, mit Wildkräutern angereichert, zu einem gesunden Trunk: Man nehme jeweils zu gleichen Mengen Zwiebeln, Kraut, Karotten, Spinat, Brennnesseln und/oder Giersch und gebe noch etwas Knoblauch hinzu. Im Mixer zerkleinern, in ein Glas abfüllen und dunkel und kühl aufbewahren. Jeden Abend vor dem Schlafengehen einen halben Teelöffel mit heißem Wasser aufgießen und trinken. Wohl bekomm’s!

Erweiternd gibt es auch den Artikel "Der Winter im Gemüsegarten - Gartenarbeit von Oktober bis Februar".