Fangen wir doch am besten damit an, was vorher war: Sabine und Egon Frank widmeten ihr Arbeitsleben einer Schmuckmanufaktur in Düsseldorf. Insgesamt beschäftigten sie 18 Mitarbeiter und waren viel in der Welt unterwegs, zur jährlichen Messe in Basel, in Las Vegas oder zweimal im Jahr in Japan. 2003 trafen sie die große Entscheidung, alles zu verkaufen und ins sonnige Markgräflerland zu ziehen.
Für Sabine war es ein bisschen wie heimkehren, die Großeltern der gebürtigen Pforzheimerin stammten nämlich aus Lörrach. Begeistert von der neuen Heimat, erkundeten die beiden „Ruheständler“ mit dem Fahrrad die Umgebung. Egon mit seiner kommunikativen Art hielt immer wieder bei unterschiedlichen Winzern an, um sich mit ihnen über ihre Arbeit auszutauschen. Schnell steckten sie ihn mit ihrer Begeisterung an – und dann begann etwas zu wachsen: sein Wunsch nach einem eigenen Weinberg.
► Was die Weinregion Markgräflerland alles zu bieten hat, erfahren Sie hier
Weinberg in Steillage, aber mit Potenzial
Sabine stand der Geschichte anfangs eher skeptisch gegenüber – mittrinken ja, mitarbeiten nein –, doch schon im Jahr 2008 änderte sich das, als sie das Angebot für eine kleine Steillage mit 40 Jahre alten Spätburgunder-Reben bekamen. Sie konnten nicht widerstehen, lernten Reben zu schneiden, zu heften, auszubrechen und Triebe in die Drähte zu stecken. Schnell stellten sie fest, welch eine Knochenarbeit das ist. Aber sie blieben dran.
Wie durch eine Fügung ergab sich die Möglichkeit, die Trauben bei einem befreundeten Winzer auszubauen. Um die Arbeit in Weinberg und Keller noch besser zu verstehen, absolvierten die beiden eine Ausbildung zu Nebenerwerbs-Winzern und hängten noch die reguläre Gesellenprüfung dran. Heute bauen sie gemeinsam mit dem Kellermeister circa 5000 Flaschen pro Jahr aus. Ob Blanc de Noir, Gutedel „toujours“, Rosé oder Secco – alle Weine zeichnet ihr wunderbarer Schmelz und eine cremige Art aus. Vor allem die benachbarten Schweizer wissen diese sehr bekömmliche Stilistik zu schätzen.
Werbehinweis
Weinbau als Kunstform
Man trifft das Winzerehepaar heute natürlich wieder auf Messen an, wo sie sofort ins Auge fallen. Ihr Stand ist immer eine Augenweide, sie machen nämlich auch noch ganz außergewöhnlichen Schmuck, passend zur Freude an den Weinranken.
Detailgenau abgeformt und massiv in Silber, Gold oder Platin gegossen, werden manche Stücke mit besonderen Perlen ergänzt und die Reben an der Kette sehen teilweise wie kleine Korkenzieher aus. Besondere Beliebtheit findet der Schmuck bei den Weinhoheiten wie der ehemaligen Deutschen Weinkönigin Josefine Schlumberger und weiteren zwölf royalen Trägerinnen. Ich gestehe – auch ich gehöre zu den Fans.
Unbedingt lohnend zu sehen sind neben ihrem Schmuck auch ihre Kunstwerke, etwa gerahmte Korkenzieher aus Rebenranken, jedes Exemplar ein Unikat. Besonders stolz sind die Künstler, dass ihr „Tire bouchon“ den VIF-Kunstpreis erhalten hat, der innerhalb der Branche vergeben wird. Und „last but not least“ hat Sabine, die außer Schmuckdesign auch Literaturwissenschaften studierte, ein sehr lesenswertes Buch verfasst: „Herbsten – unser zweites Leben als Winzer“. Neben netten Anekdoten gibt es auch viel Einblick in die Arbeit eines Winzers …
Natalie Lumpp
Die Baden-Badenerin hat als Sommelière in renommierten Restaurants wie der Traube Tonbach in Baiersbronn den Gästen die besten Tropfen empfohlen und kredenzt. Heute ist sie als freie Weinberaterin tätig, sie schreibt Kolumnen und gibt ihr Wissen als Weinexpertin auch im Fernsehen weiter – und in Mein Ländle.