In Deutschland praktizierten 2023 ungefähr 11 Millionen Menschen Yoga. Das entspricht ca. 13 Prozent der Gesamtbevölkerung. 2014 lag der Anteil noch bei 3 Prozent. Damit hat sich die Zahl der Übenden in den letzten 10 Jahren fast vervierfacht.
Yoga hat seinen Ursprung in Indien und wurde dort vor über 3.000 Jahren entwickelt. Bis in die 1930er Jahre war Yoga nur den Brahmanen, der obersten indischen Kaste vorbehalten, und wurde ausschließlich von Männern an Männer weitergegeben.
Wenn man heutzutage in einen Yogakurs schaut, ist dies schwer vorstellbar, da im Jahr 2018 nur 1,5 Prozent Männer in den Yogakursen zu finden waren. Doch auch die Herren erkennen wieder den Vorteil von Yoga und so hatte sich im Jahre 2023 der Anteil der Männer in den Yogakursen bereits wieder auf 10 Prozent erhöht.
Wie Swami Sivananda Yoga in den Westen brachte
Yoga wird von immer mehr Menschen gelebt und hat in den letzten 100 Jahren einen enormen Wandel durchlebt. Früher wurde ein Schüler von einem Yogalehrer ausgebildet. Die Ausbildung dauerte 12 Jahre. Während dieser Zeit lebte der Schüler bei seinem Lehrer, machte ihm den Haushalt und wurde im Gegenzug in die Weisheiten des Yogas eingeweiht.
Die große Änderung kam dann Anfang des letzten Jahrhunderts mit Swami Sivananda, einem indischen Arzt, der Yoga jedermann zugänglich machen wollte. Er eröffnete gegen viele Widerstände in Rishikesh einen Ashram, der für alle Kasten, Männer und Frauen, zugänglich war. Auch revolutionierte er das Ausbildungssystem, das die Ausbildungszeit auf 2 Jahre verkürzte und Yogagruppen ermöglichte, wie wir sie heute kennen. Swami Sivananda bildete viele Schüler aus, die er in die Welt schickte, um Yoga zu verbreiten. Es folgten viele weitere Yogameister, die es ihm gleichtaten. So begann die rasante Entwicklung des Yogas in der westlichen Welt.
Video: Yoga erklärt für Anfänger
Gute Gründe, mit Yoga zu beginnen
In Deutschland verstehen heute rund 70 Prozent der Frauen und Männer Yoga als eine Möglichkeit Körper, Geist und Seele in Harmonie zu bringen. 60 Prozent sehen Yoga als Entspannungsübung, 22 Prozent als Sport und für 14 Prozent ist es eine Wellnessaktivität. Dabei empfinden jüngere Menschen Yoga eher noch als Sport als Ältere. Zu den beliebtesten Yogaarten 2023 zählten Hatha Yoga und Yin Yoga.
Der häufigste Grund, mit Yoga zu beginnen, ist der Wunsch nach der Verbesserung eines körperlichen Leidens. Jeder Zweite verspricht sich durch die Yogapraxis seine Rückenschmerzen zu reduzieren, die oft durch stressbedingte Verspannungen entstehen.
Rund 40 Prozent der Yogaanfänger möchten ihre psychische Gesundheit verbessern und Stress reduzieren. Drei von vier Teilnehmern streben mit Yoga nach einem gesunden Körper und einer starken psychischen Leistungsfähigkeit.
Von der Spiritualität zur Gesundheitsförderung
Auch Ärzte sehen Yoga immer mehr als eine gute Möglichkeit die Gesundheit zu fördern und so kommt jeder zehnte Yoganeuling auf Empfehlung seines Arztes. Entsprechend hat sich Yoga in den letzten 60 Jahren von der esoterischen, spirituellen Ausrichtung zu einem System zur Verbesserung der Gesundheit entwickelt. In seiner Ausbreitung ist Yoga in den letzten Jahren in allen Berufsgruppen angekommen. Waren es vor 20 Jahren zumeist nur Angestellte mit Bürotätigkeit, die regelmäßig Yoga praktiziert haben, ist die Praxis auch im gewerblichen Bereich angekommen. Menschen aus Produktionsbetrieben, vom Industriemechaniker über Lageristen bis zum Anlagenführer, haben die Vorteile von Yoga für sich zu schätzen gelernt. Yoga ist in den Firmen nun ein fester Bestandteil des Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) geworden.
Auch die gesetzlichen Krankenkassen haben den Nutzen von Yoga erkannt und bezuschussen pro Jahr zwei Yoga-Präventionskurse. Diverse Studien belegen, dass mit Yoga eine Vielzahl an Krankheiten und Beschwerden verhindert werden kann. Dies führt zu einem besseren Gesundheitszustand in der Gesellschaft und zu weniger Krankheitsausfällen, einhergehend mit spürbar weniger Kosten im Gesundheitswesen.
Yoga-Präventionskurse von der Krankenkasse bezahlt
Doch nicht jeder Yogastil wird von den Krankenkassen bezuschusst, da nur qualitativ hochwertige Angebote bei speziell ausgebildeten Yogalehrern die strengen Maßstäbe der Zentralen Prüfstelle Prävention der Krankenkassen passieren.
Die Förderung beschränkt sich auf Hatha Yoga, wie sie zum Beispiel unter anderem auch im Zentrum Aktiver Prävention (ZAP) Nußloch angeboten werden. Die Yogalehrer haben eine mindestens zweijährige Ausbildung mit wenigstens 720 Stunden durchlaufen.
Die sechs Wege des Yoga
In den Hatha Yogakursen werden die sechs Yogawege berücksichtigt, die den Menschen ganzheitlich betrachten.
1. Das Jnana Yoga ist das Yoga des Wissens. Hier erfahren die Schüler die Kenntnisse über die Weisheiten des Yoga. Es werden zum Beispiel Fragen gestellt, was Glück ist und wie man Glück erfahren kann. Der Körper verändert sich permanent im Wandel des Lebens und Jnana Yoga stärkt das Bewusstsein für den sich verändernden Körper, sodass man ihn bewusster wahrnimmt. Dadurch kann man gelassener mit diesen Veränderungen umgehen.
2. Das Raja Yoga ist der psychologische Teil des Yoga und beschäftigt sich mit der Selbstbeherrschung, dem Umgang mit Gedanken, den Gefühlen und den Emotionen. Die Schüler lernen hier die Gemütsverfassung zu beeinflussen und den Gedanken eine Richtung vorzugeben. So ist man den Gedankenschleifen und Grübeleien nicht mehr hilflos ausgeliefert. Auch Meditationstechniken werden hier erlernt.
3. Bhakti Yoga ist das Yoga der Hingabe. Hier werden Techniken erlernt das Schöne sowie den Augenblick zu erfahren und zu genießen. Auch Mitgefühl und Liebe zu spüren und anzunehmen, sind typische Bhakti Yoga Übungen.
4. Das Yoga der Tat wird Karma Yoga genannt. Yoga soll in das tägliche Leben, den Alltag integriert werden und nicht nur einmal die Woche auf der Yogamatte stattfinden.
Beim Karma Yoga geht es auch um Themen, wie man mit anderen verbunden ist und sich ihnen (Familie, Eltern, Kinder, Freunde, Verwandte und Bekannte) öffnen kann.
5. Der Kundaliniyoga ist das Yoga der Energie. Hier lernt der Yogi mit seinem Energiehaushalt umzugehen und ihn so einzusetzen, dass tiefe Erschöpfungsphasen der Vergangenheit angehören. Hierzu wird der Zugang zum Prana, der Lebensenergie, aktiviert.
6. Das Hatha Yoga ist der wohl bekannteste Teil des Yoga. Es ist der körperliche Teil mit den Asanas (Körperübungen). Sie dienen dazu den Körper flexibler und stärker zu machen. Man muss für Yoga übrigens nicht besonders flexibel sein, es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass man durch das Praktizieren von Yoga deutlich flexibler wird. Zudem helfen die Übungen den Rücken zu stärken. Auch die Hüfte kann mehr Flexibilität erhalten, was ein entspanntes Sitzen deutlich erleichtert.
Video:YOGA ARTEN VERGLEICH | verschiedene Yoga Stile erklärt
Die Asanas, in Kombination mit den Atemübungen, helfen Spannungen loszulassen, zur Ruhe zu kommen und den Geist zu konzentrieren.
Yoga wirkt und so stellen sich innerhalb kurzer Zeit spürbare Veränderungen ein. Viele Anfänger berichten, dass sie sich bereits nach ein paar Yogastunden ausgeglichener und entspannter fühlen, über mehr Energie verfügen, besser schlafen, tiefer und bewusster atmen, fitter und gesünder sind und ein besseres Körpergefühl haben.