Wie finde ich den passenden Partner für meine Samtpfote und was sollte bei der Zusammenführung beachtet werden? Katzen sind sehr gesellige Tiere mit einem ausgefeilten diplomatischen Sozialverhalten. Leider hält sich sehr hartnäckig das Gerücht, sie seien Einzelgänger. Katzen sind Einzeljäger, aber keine Einzelgänger - das ist ein gewaltiger Unterschied. Allerdings können Katzen durch jahrelange Einzelhaltung, vor allem, wenn sie schon sehr früh von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt wurden, zu Einzelgängern gemacht werden. Die Haltung von zwei oder mehr Katzen ist für die meisten Katzen deswegen wichtig. Es gilt jedoch einiges bei einer Zusammenführung zu beachten – man kann nicht erwarten, dass zwei fremde Katzen sofort dicke Freunde werden.

Zwei Katzen lernen sich kennen

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"Bist du mein neuer Bruder?"

Welche Katzen passen zueinander?

Nur weil zwei Lebewesen Katzen sind, passen sie noch lange nicht zusammen. Das ist bei uns Menschen ja nicht anders, wir befreunden uns auch nicht mit jedem, den wir auf der Straße treffen. Für eine erfolgreiche Zusammenführung ist es wichtig, die „neue“ Katze sorgfältig auszuwählen. Das Alter, der Charakter und das Geschlecht spielen bei der Wahl eine wichtige Rolle. Manche Rassekatzen bleiben lieber unter sich, die Vorgeschichte von Katzen aus dem Tierschutz kann ein wichtiger Faktor sein und auch vorhandene Krankheiten oder Behinderungen können Einfluss auf eine Vergesellschaftung haben.

Wir Menschen tragen die Verantwortung für das Wohl und die Zufriedenheit unserer Katzen. Das gilt auch für die Wahl einer passenden Katze. Die Folgen einer falschen Wahl können zu Rückzug, Unsauberkeit, Depression oder gar bis zum Mobbing unter den Katzen führen.

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Wie gestalte ich die Zusammenführung?

Fast jede Katze wird eine neue Katze immer erstmal als Eindringling oder gar Bedrohung ansehen - ein ganz natürliches Verhalten. Die vorhandene Katze betrachtet ihre Umgebung als ihr Revier. Es wird von ihr deswegen tagtäglich mit ihren Pheromonen markiert. Pheromone sind Botenstoffe zur chemischen Kommunikation und jede Katze hat ihre eigenen individuellen Duftstoffe. Wenn mehrere Katzen zusammenleben, dann bilden sie mit der Zeit durch das tägliche Reviermarkieren eine Art unverwechselbarer Gruppenduft.

Diese Welt der chemischen Kommunikation, der „Düfte“, ist für Katzen genauso wichtig wie für uns Menschen die Sprache. Nur wenn das gesamte Revier nach unserer vorhandenen Katze oder Katzen riecht, fühlen sie sich wohl. Wenn jetzt eine neue Katze einzieht, riecht sie fremd. Damit kommen wir zum ersten Schritt einer Zusammenführung.

Zwei Katzen spielen mit einem kleinen Karton

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Gemeinsame Spielmöglichkeiten helfen, die Katzen aneinander zu gewöhnen.

4 Tipps für das Zusammenführen von Katzen

Tipp 1: An den Duft gewöhnen

Wenn die Möglichkeit besteht, sollten die Katzen schon bevor sie sich persönlich kennen lernen, ihre Düfte austauschen. Am besten nimmt man ein Bettchen oder eine Decke, welche die Katze viel benutzt, und legt sie der jeweils anderen Katze zum Schnuppern hin. Dabei kann man das Bettchen mit dem fremden Geruch ruhig ein paar Tage bei den Katzen liegen lassen.

In einigen Ratgebern wird empfohlen, die neue Katze mit dem Geruch der vorhandenen Katze oder mit beispielsweise Baldrian einzureiben. Davon halte ich persönlich nicht allzu viel, denn für unsere Katzen ist ihr Duft sehr wichtig, ist Teil ihrer Persönlichkeit. Wir sollten ihnen den Raum und die Zeit geben, sich aneinander zu gewöhnen und von selbst ihre Düfte zu vereinen.

Der nächste Schritt ist der Einzug selbst. Die neue Katze muss an diesem Tag viel Stress verkraften. Sie wird aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, verliert eventuell ihre Geschwister oder vertraute Katzenkumpel, hat die beängstigende Fahrt zu bewältigen und kommt in ein fremdes Revier, in dem schon eine oder mehrere Katzen wohnen. Damit sie erstmal zur Ruhe kommen kann, sollte im Vorfeld ein Zimmer für sie vorbereitet werden.

Tipp 2: Raum bereitstellen

Neue Katzen sollten am Anfang immer erstmal allein einen Teil ihres zukünftigen Zuhauses entdecken können. Bei dieser Gelegenheit können sie sich auch Fluchtpunkte (zum Beispiel unter dem Bett oder auf dem Schrank) suchen, die ihnen ein gewisses Gefühl von Sicherheit geben. Überlegen Sie, welches Zimmer – Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche oder andere – am besten dafür geeignet ist, um die Katzen voneinander zu separieren. Ein Katzenklo, Wasser und ein Futternapf sollten für die neue Katze schon bereitstehen.

Es ist davon abzuraten, die neue Katze im Kennel eingesperrt den vorhandenen Katzen zeigen, das wäre für die neue Katze eine sehr stressige Situation. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einer Ihnen fremden Wohnung von einer Schar kläffender Hunde oder mehreren lautstarken Teenagern belagert werden, das ist eine vergleichbare Situation.

Ab diesem Zeitpunkt bestimmen alle beteiligten Katzen das weitere Vorgehen. Sie geben das Tempo vor, nach dem wir uns zu richten haben. Besonders ängstliche Katzen werden länger brauchen als sehr soziale Katzen. Es ist auch eine Frage der Gewöhnung. Wenn häufiger ein Neuzugang einzieht, ist es für alle Beteiligten einfacher, als wenn so ein Ereignis nur einmal in ihrem Leben stattfindet.

Natürlich werden Ihre schon vorhandenen Katzen neugierig die Tür belauern, hinter der die Neue eingezogen ist. Bei einigen Katzen kann man schon nach rund einer Stunde die Tür öffnen und offen lassen, andere sollten tage- oder gar wochenlang separiert werden. Da spielt vor allem das Alter und die Vorgeschichte eine Rolle. Es ist nun mal einfacher zwei Kitten zu vergesellschaften als zwei Senioren.

Bei Auffälligkeiten Hilfe hinzuziehen

Für die vorhandenen Katzen ist die neue Katze erstmal ein Eindringling und es völlig arttypisch, wenn der Eindringling angefaucht oder gar angeknurrt wird. Es hängt von dem Verhalten der einzelnen Katzen ab, ab wann es zu viel ist oder nicht. Wenn eine der Katzen sich gar nichts mehr traut, vor Angst erstarrt oder ähnliches, ist eine längere Separierung anzuraten. Blutige Kämpfe sollten auf jeden Fall unterbunden werden, sie sind kein gutes Zeichen. Die kätzische Diplomatie ist auf Kampfvermeidung denn auf Angriff ausgelegt. Wenn es zu tätlichen Auseinandersetzungen kommt, würde ich immer sofort einen erfahrenen Tierverhaltenstherapeuten oder Tierheilpraktiker hinzuziehen. Gemeinsam mit ihm muss dann entschieden werden, ob eine Vergesellschaftung überhaupt möglich ist oder nicht. Das gilt auch für Katzen, deren Angst im Laufe der Zusammenführung immer stärker wird.

Im Normalfall gewöhnen sich die Katzen jeden Tag etwas mehr aneinander. Es wird immer wieder mal gefaucht oder gebrummelt, doch so nach und nach fällt die Scheu und siegt die Neugierde. In dieser Phase ist positive Verstärkung sehr wichtig.

Tipp 3: Positive Verstärkung

Mit positiver Verstärkung betont und belohnt man jedes erwünschte Verhalten. Wenn zum Beispiel die beiden sich fremden Katzen sich Nase an Nase begrüßen, lobt man beide überschwänglich und gibt ihnen vielleicht auch noch ein Leckerli. Auf diese Weise wird das erwünschte Verhalten für die Katze mit etwas schönem und angenehmen verknüpft.

Tipp 4: Spielmöglichkeiten schaffen und gut beobachten

Hilfreich ist außerdem das Schaffen von für alle beteiligten Katzen neuen Situationen. Ein neuer Karton, ein neues Spielzeug, ein neuer Kratzbaum, alles was für alle Katzen nicht vertraut riecht, also noch nicht von ihnen markiert wurden kann benutzt werden. Mit diesem Neuen schaffen Sie eine gleichberechtigte Situation für die Katzen. Alle werden neugierig sein, es entdecken wollen. Setzen Sie sich am besten in die Mitte von allen und halten viele Leckerli und noch mehr Lob für jede positive Annäherung bereit.

Die ersten gemeinsamen Wochen sollten mit regelmäßigen Fortschritten vorangehen. Sie sollten einerseits die Katzen genau beobachten um gegebenenfalls einschreiten zu können. Andererseits sollten Sie sich aber auch nicht „gluckenhaft“ verhalten! Die Katzen werden sich mit der Zeit immer weiter annähern, sich morgens mit einem gegenseitigen Schnuppern begrüßen, nebeneinander fressen, sich in der Nähe des anderen ausruhen, sich gegenseitig putzen, miteinander spielen und durch die Wohnung toben und – sofern Ihre Katzen der Typ dafür sind – irgendwann miteinander kuscheln. Bei jedem dieser Fortschritte wird Ihnen ganz warm ums Herz werden, versprochen!

Mit jedem Neuzugang werden die Beziehungen aller Katzen untereinander neu gemischt. Es kann passieren, dass sich zwei schon befreundete Katzen auf einmal auch anfauchen. Außerdem gibt es keinen ständigen Chef in einer Katzengruppe, sondern nur situationsabhängige. Das bedeutet, dass die eine Katze zum Beispiel beim Fressen der Chef ist, beim Spielen aber die andere. Auch diese Rollen können durch einen Neueinzug verändert werden.

Think cat!

Die auf Verhaltensmedizin spezialisierte Tierärztin Sabine Schroll brachte es mit ihrem Ausspruch „Think cat!“ auf den Punkt: Je besser wir unsere Katzen selbst und im allgemeinen die Art von Katzen verstehen, desto artgerechter können wir in jeder Situation mit ihnen umgehen. Frau Schroll hat auch ein Buch über den Mehrkatzenhaushalt geschrieben, dort Sie viel hilfreiches Wissen über die Vergesellschaftung von Katzen.

Es gibt kaum etwas Schöneres als miteinander tobende Katzen zu beobachten oder gar mitzutoben. Und vor allem für Wohnungskatzen ist ein Katzenkumpel sehr wichtig.