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Wahrzeichen und Aussichtsplattform

Der Wartturm in Weingarten

Der Wartturm, im Vordergrund ein blühender Baum.

Hubert Daul / Archiv Bürger- und Heimatverein

Der Wartturm, im Vordergrund ein blühender Baum.

Weingarten war im Mittelalter ein bekannter und reicher Marktflecken und hatte um 1600 schon zirka 2.000 Einwohner. Von der ganzen Umgebung kamen die Leute und kauften auf den Märkten (Schuhmarkt, Topfmarkt, Holzmarkt, etc.) ein. Leider hatte Weingarten kein Stadtrecht mit Schutzmauer wie zum Beispiel Bretten und Heidelsheim, bekam aber als Ersatz 1589 einen Wartturm (siehe Gedenktafel am Turm).

Ab 1618 kam hundert Jahre lang ein furchtbares Elend über Weingarten. Dreißigjähriger Krieg (1622 Zerstörung durch Tilly), Pest, Hungersnot und dann 1689 der Pfälzische Erbfolgekrieg bei dem der letzte Rest niederbrannte. Es überlebten nur zirka 28 Bürger und Weingarten war fast ausgestorben.

Profilbild des Wartturms mit Engelsrelief als Kriegsmahnmal.

Hubert Daul / Archiv Bürger- und Heimatverein

Profilbild des Wartturms mit Engelsrelief als Kriegsmahnmal.

Zum guten Glück kamen dann viele Einwanderer aus der Schweiz und gemeinsam wurde der Ortwieder aufgebaut. Es dauerte dann aber trotzdem 100 Jahre bis im Jahre 1800 wieder 2.000 Einwohner und 120 Handwerker gezählt wurden. Auch der Weinbau war wie früher auf zirka 100 Hektar angestiegen (heute wird bei mehr als 100 Hektar über eine Million Liter Wein jährlich produziert). Der Turm war zu dieser Zeit auch ausgebrannt, hatte kein Helmdach mit Glockenreiter mehr und wurde zeitweise als Gefängnis benutzt.

Im Jahre 1884 baute man ihn mit Zinnen zum Aussichtsturm um und 1956 wurde er durch ein Engelsrelief zum Kriegsmahnmal.

Der Wartturm Weingarten bei Abenddämmerung.

Hubert Daul / Archiv Bürger- und Heimatverein

Der Wartturm Weingarten bei Abenddämmerung.

Im Erdgeschoß des Turmes steht das wertvollste Stück, ein Taufstein, der zirka 600 Jahre alt ist. Sehenswert von der Aussichtsplattform aus sind die drei Weinanbaugebiete an den Südhängen vom Kirchberg, Katzenberg und Siedental, darüber hinaus die heutige Weinmanufaktur, die Tulla-Brücke mit dem Walkschen Haus sowie die beiden Kirchen.

Sehr interessant ist der Übergang von der Rheinebene in das Kraichgauer Hügelland. In der Rheinebene liegt das Waldgebiet mit dem Weingartener Moor (letzter Rest der sumpfigen Kinzig-Murgrinne). Bei schönem Wetter kann man von der Spitze des Wartturms aus den Fremersberg bei Baden-Baden, den Kalmit in der Pfalz und bei sehr klarem Wetter sogar das Straßburger Münster und den Speyerer Dom sehen.

Der Wartturm hat sein nächstes halbrundes Jubiläum im Jahr 2024. Dann gibt es ihn bereits 435 Jahre!

Parkplätze gibt es beim Friedhof.