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Badekultur der Römer

Römerbad Würzberg

Eine Nahaufnahme der Gebäudereste der Römer im Römerbad Michelstadt.

Kulturamt Michelstadt

Impression – Römerbad Michelstadt

Auf einer Höhe zwischen dem Eutergrund im Westen und einem Seitenarm des Waldbachtales im Osten liegt das Kastell Würzberg. Bei der Beschreibung der „Mark Michelstadt“ wird das Kastell Würzberg als Grenzpunkt in einer Urkunde von 819 (Lorscher Codex Nr. 21) als „Wullineburch“ erwähnt.

Bereits am Beginn des 19. Jahrhunderts fanden auf Veranlassung von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach Ausgrabungen statt. Hierbei wird berichtet, dass die Mauern noch drei bis fünf Lagen hoch erhalten waren.

Im Juli 1895 untersuchte Friedrich Kofler im Auftrag der Reichs-Limeskommission das Kastell. Leider hatten in der Zwischenzeit die Besitzer des Grundstücks das Monument als Steinbruch genutzt und so unwiederbringlichen Schaden angerichtet.

Kofler dokumentierte eine 0,90 m breite Mauer aus grauem Sandstein, auf einer 1,25 m breiten Rollierung aus kleinen Steinen stehend. Das leicht unregelmäßiges Mauerviereck misst etwa 74 auf 81 m (= 0,6 ha).
In einem Abstand von 0,20-1,00 m fand er hinter der Mauer eine Trockenmauer aus zu bearbeiteten Steinen, die zu einer etwa 5 m breiten Wallanschüttung gehört. Spuren einer Innenbebauung wurden nicht gefunden. Allerdings fand man Anzeichen für mehrere Straßen.

Eine Luftaufnahme ders Römerbades in Michelstadt.

Kulturamt Michelstadt

Luftaufnahme – Römerbad Michelstadt

Graf Georg Albrecht zu Erbach erwarb das Grundstück und ließ eine erste Konservierung durchführen. Diesen Zustand traf Kofler an, als er 1895 in Würzberg tätig war.

Er untersuchte insbesondere das Kastellbad gründlich und wies nach, dass trotz der bescheidenen Größe der Anlage alle Räume einer römischen Badeanlage vorhanden waren – einzig der Umkleideraum (Apodyterium) war nicht als Steinbau nachzuweisen und ist als hölzerne Halle zu ergänzen.

Dieses Kastellbad gehört zu den wenigen am Odenwaldlimes, die erhalten sind. Trotz der verhältnismäßig geringen Kastellbesatzung brauchten die römischen Legionäre auf keine Annehmlichkeiten derartiger Bäder zu verzichten.

Sämtliche Räume, die zur Art des römischen Badens gehörten, waren vorhanden. Zu jedem Kastell gehörte ein solches Militärbad.

Impressionen der Gebäudeüberbleibsel im Römerbad Michelstadt.

Kulturamt Michelstadt

Gebäudeüberbleibsel der Römer – Römerbad Michelstadt

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war noch der aus Gips, Kalk und Ziegelbröckchen hergestellte Fußboden-Estrich erhalten. Funde von Hohl- und Flachziegeln beweisen, dass das Dach mit Ziegeln gedeckt war.

Trotz ihrer geringen Größe – alle Räume weisen nur etwa 15 qm auf – erfüllte die Anlage doch alle Voraussetzungen für das römische Badevergnügen und bietet in Verbindung mit dem Kastell dem heutigen Besucher ein anschauliches Bild römischen Lebens unmittelbar am Odenwaldlimes.

Die wenigen Funde zeigen an, dass das Kastell Würzberg zwischen 100 und 160 n. Chr. belegt war. Noch gibt es keinen Hinweis auf den Namen der in Würzberg stationierten Einheit. Analog zu anderen Kastellen darf auch hier von einem Brittonennumerus ausgegangen werden.