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Warum Wasen-Wirte um Verständnis werben

Bierpeise 2023 auf dem Cannstatter Wasen auf Rekord-Niveau

Die Fruchtsäule und ein überdimensionaler Bierkrug stehen auf dem Festgelände des Cannstatter Wasens.

dpa / Bernd Weißbrod

Die Fruchtsäule und ein überdimensionaler Bierkrug stehen auf dem Festgelände des Cannstatter Wasens.

 Knapp eine Woche nach dem Anstich auf dem Münchner Oktoberfest geht die große Sause auch auf dem Cannstatter Wasen los. Am Freitag (22.9.) schlug Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) das erste Fass auf dem zweitgrößten Volksfest (nach dem Oktoberfest) in Deutschland an. Dann drehen sich bis zum 8. Oktober die Karusselle und die knusprigen Grillhähnchen, es dröhnt aus den Lautsprechern der Ansager an den Geisterbahnen und es rauschen die Achterbahnen – und sicher auch der eine oder andere Kopf auf dem schwankenden Weg aus einem der acht Festzelte.

Hoffen auf Verständnis

Und sie hoffen auch auf das Verständnis der mindestens rund drei Millionen Besucher, die die Veranstalter auch in diesem Jahr auf dem Wasen erwarten. Denn Materialengpässe und Inflation haben die Preise für eine Achterbahnfahrt, für die Zuckerwatte und natürlich auch das Bier ordentlich in die Höhe getrieben. «Verschenken können wir uns nicht», sagt Mark Roschmann, Landesvorsitzende des baden-württembergischen Schaustellerverbands. Er mahnt aber auch seine Branche: «Man versucht Dinge, wo es geht, moderat zu halten. Denn der Besucher braucht uns ja nicht unbedingt, der kann einfach weiterlaufen.»

Bis zu 14,20 Euro pro Maß

Auch in den Bierzelten kassieren die Bedienungen in Lederhose und im Dirndl mehr ab als noch im vergangenen Jahr. Der Preis für einen Liter Bier hat in diesem Jahr ein Niveau zwischen 13,40 und 14,20 Euro erreicht. Ein Rekord, mal wieder. «Durch ständige neue Auflagen und immer mehr Bürokratie wird es für die Wirte und Wirtinnen Jahr für Jahr anstrengender und somit auch noch teurer», verteidigt Werner Klauss, der Sprecher der Festwirte, die Preispolitik in den Zelten.

Oktoberfest noch teurer

Nicht nur die gestiegenen Kosten für Materialien, Personal, Lebensmittel und Energie schlügen zu Buche. Auch die Platzmiete habe zugelegt. «Wenn man dann liest, die Maß auf dem Wasen sei so teuer wie nie, dann frage ich mich, was man erwartet hat. Dass sie gleich bleibt oder gar billiger wird?», sagt Klauss. Die Preiserhöhungen reichten nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu decken. Zum Vergleich: Auf dem Münchner Oktoberfest gibt es die Maß für bis zu 14,90 Euro, der günstigste Liter Bier kostet 12,60 Euro.

Volksfestumzug 

Höhepunkt des Cannstatter Traditionsfests nach dem Anstich ist sicher der Historische Volksfestumzug. Rund 4.000 Umzugsteilnehmer, viele in historischen Kostümen, Bauernkleidern oder Uniformen, Musiker sowie Dutzende Festwagen und rund 150 Pferde, Ochsen, Schweine, Kühe und Geißen zogen durch die Gassen der Cannstatter Altstadt auf den Wasen.

Der letzte Corso dieser Art?

Allerdings könnte es der letzte Corso dieser Art im Stuttgarter Stadtteil sein, wenn sich die Kassenlage der Organisatoren nicht bald verbessert. Denn der Cannstatter Volksfestverein hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr rund 25.000 Euro draufgelegt. Ohne eine institutionelle Förderung durch die Stadt sei es nicht mehr möglich, den Festzug zu veranstalten, warnt er nun.

Alle Programm-Highlights gibt's hier

Video: Der 176. Festumzug auf dem Cannstatter Volksfest

300 Betriebe dabei

Während der Umzug bislang fest zum traditionellen Programm gehört, ändert sich der Aufbau auf dem Wasen Jahr für Jahr ein wenig. Dieses Mal sind rund 300 Betriebe auf dem fast 16 Hektar großen Gelände mit dabei, fünf Fahrgeschäfte feiern ihr Debüt. Das dreidimensionale sogenannte Rundfahrgeschäft namens «Fast & Furious» soll seinem Namen alle Ehren machen, der «Beach Jumper» lässt seine Waggons hopsen und beim «Jetlag» dürfte Fahrgästen keineswegs zum Einschlafen zumute sein, während sie mit frei hängenden Beinen durch die Luft wirbeln. Die Familienachterbahn «Feuer und Eis» und der «Euro-Coaster» mit seinen Gondeln auf Schienen waren bereits beim Frühlingsfest im Jahr 2022 mit dabei, nun feiern sie auch Premiere beim Volksfest.

Regionalität ist Pflicht

Eine weitere Neuigkeit: Statt des Almhüttendorfes wird in diesem Jahr im «Albdorf» gekocht – und geworben. Denn dort steht das Thema Regionalität hoch im Kurs. Mindestens 75 Prozent der Produkte in den Hütten müssen nämlich aus Baden-Württemberg stammen, wenn möglich sogar aus dem Alb-Raum und aus Württemberg. In zwei weiteren Hütten grüßen der Schwarzwald und «Brände aus Baden».