Merken

Buchtipp der Woche

Andrew Bond, Die Raupe spinnt, Bilderbuch ab 4, Nord Süd Verlag, 2024

Raupe und Regenwurm sind Nachbarn und plaudern gerne miteinander. Als die Raupe beginnt, einen Faden zu spinnen, ist der Regenwurm irritiert. Doch die Raupe kann nicht anders. Ihr Gefühl, dass eine Veränderung ansteht, können der Regenwurm und seine Frau nicht nachvollziehen. Aus der Raupe wird ein herrlicher, bunter Schmetterling, der hoch über den Häusern fliegt. Der gereimte Text wurde vertont und ein QR-Code am Ende der Geschichte führt zum Song. Der Refrain bringt die Botschaft auf den Punkt: „Wer spinnt und auf seine Gefühle hört, dessen Welt wird weit und wunderbar und groß.“

Andrew Bond ist ein bekannter Schweizer Kinderliedermacher und das Buch erscheint zeitgleich auf Schwyzerdütsch. Die zarte und minimalistische Farbgebung beginnt mit grün und wird im Laufe der Geschichte ergänzt durch weinrot, grau, blau und fliederfarben. Die Aquarellmischtechnik und der helle Hintergrund wirken leicht und zauberhaft, was sehr gut zu diesem philosophischen Bilderbuch passt, das Kinder in ihrem Wesen bestärken kann.

Felix Janosa, Die Beatles, das Universum und der Rest, Graphic Novel, 174 Seiten, Ueberreuter, 2024

Im Graphic-Novel-Stil wird die Bandgeschichte der Beatles erzählt, mit wunderbaren Illustrationen von P. Eichhorn. Die kurzweiligen, erfrischend geschriebenen Texte von F. Janosa liefern viele Informationen und Anekdoten rund um die vier Pilzköpfe. Gestartet wird mit sehr kurzen Biografien jedes Bandmitglieds, danach geht es chronologisch von den ersten Schritten in Liverpool bis zum Tod John Lennons. Dabei werden die Leser*innen auf eine emotionale Zeitreise mitgenommen. Eine Spotify-Playlist mit einem Song zu jeder Doppelseite runden das tolle Buch ab.

Auch wenn es über die Beatles schon sehr viele Bücher gibt, sticht dieses Buch im praktischen Format aus der Masse heraus.

Dirk Liesemer, Café Größenwahn 1890-1915, Sachbuch, 383 Seiten, Hoffmann und Campe, 2024

Dirk Liesemer arbeitet als Journalist unter anderem für GEO und G/Geschichte. Hier befasst er sich mit dem bunten Treiben in den Kaffeehäusern aus der Zeit von 1890 bis 1915. „Größenwahn“ war der Spitzname von gleich drei Cafés in München, Berlin und Wien. Dort trafen sich Dichter*innen, Schauspieler*innen, Intellektuelle, Querköpfe und Lebenskünstler*innen aller Art. Man trifft auf so bekannten Gestalten wie Else Lasker-Schüler, Arthur Schnitzler, Karl Kraus oder Peter Altenberg – um nur einige zu nennen. In knappen Absätzen begleitet man diese Intellektuellen einen Moment lang in deren Leben – wobei bei allen das Kaffeehaus als Dreh- und Angelpunkt erscheint. Die Bandbreite der Themen deckt alles ab. Manche Absätze sind nur kleine Anekdoten, bei anderen wird klar, dass ein Leben eine neue Richtung bekommen hat. Währenddessen ist die Welt vor den Cafés alles andere als heil – der Erste Weltkrieg steht vor der Tür und wird diese kleinen Bohème-Paradise unwiederbringlich zerstören.

Tamara Böhm, Büchereimitarbeiterin