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Bündnis für Demokratie und Toleranz lud zum Vortrag mit Christian Jakob ein

Henrick Wieditz, Moderator Wolfgang Meny und der Autor Christian Jakob konnten eine angeregte Diskussion mit dem Publikum führen.

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Henrick Wieditz, Moderator Wolfgang Meny und der Autor Christian Jakob konnten eine angeregte Diskussion mit dem Publikum führen.

Multiple Krisen lassen es nicht zu, positiv in die Zukunft zu schauen

„Ich habe mir vorgenommen, ein Stück Optimismus mitzunehmen“, meldete sich ein Zuschauer am Ende der Veranstaltung „Endzeit“ zu Wort, bei der am vergangenen Donnerstag Christian Jakob aus seinem gleichnamigen Buch las und anschließend auf dem Podium mit Henrik Wieditz von Fridays for Future ins Gespräch kam. Eingeladen hatte das Bündnis für Demokratie und Toleranz, welche die Veranstaltung in Person von Wolfgang Meny auch moderierte.

Gut 40 Menschen waren gekommen, die sich noch eine 31 m lange begehbare Informationsplane mit Informationen zur Klimakrise anschauen konnten, bevor sie schließlich ihre Plätze einnahmen. Wolfgang Meny freute sich insbesondere, dass so viele junge Menschen dem Aufruf gefolgt seien. Im Anschluss las Christian Jakob, seit 2006 Redakteur bei der Berliner „taz“, das Vorwort seines Buches „Endzeit“, dem er eine Anekdote von dem US-Wissenschaftler Christopher Clark voraus stellte. Clark gab demnach an, festgestellt zu haben, dass die meisten seiner Studierenden nicht nur keine Zukunftspläne mehr hätten, sondern sich nicht einmal vorstellen könnten, dass es überhaupt eine Zukunft gäbe. Jakob fügte dem an, dass es in Zeiten von multiplen Krisen, wie Krieg, Corona, Artensterben und nicht zuletzt der Klimakrise schwierig sei, positiv in die Zukunft zu blicken. Doch genau diesen Optimismus wolle er verbreiten. Die Klimabewegung dürfe zwar auf keinen Fall an Schlagkraft verlieren, doch sie müsse auch innehalten und ihre Erfolge feiern.

Henrik Wieditz von Fridays for Future Wiesloch führte dagegen an, dass auch 2,7 Grad Erderwärmung katastrophale Zerstörung und Fluchtbewegungen mit sich bringen würde. Zudem sei dies nur ein Wert, welcher auf Basis von unverbindlichen Zusagen der Nationen errechnet sei. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir uns darauf nicht verlassen können. Mit 1,5 Grad Erderwärmung gegenüber 1900 wurde beispielsweise das völkerrechtlich bindende Pariser Klimaabkommen von 2015 schon gebrochen“.

Die Gesprächspartner waren sich hingegen einig, dass es langfristig eine Umverteilung des Reichtums bräuchte, um die Menschen sozial abzusichern und für Krisen resilienter zu machen. Auch mit dem in der Klimawissenschaft häufig verwendeten Wort „Kipppunkt“ möchten sie vorsichtig umgehen. „In der Klimawissenschaft sind irreversible Kipppunkte leider Realität, von Kipppunkten beispielsweise beim Kampf gegen Rechtsextremismus zu sprechen, nimmt jedoch schon sprachlich die Hoffnung. Das wäre falsch, so konnten wir doch zum Beispiel Brasilien oder Polen zurückgewinnen“ so Jakob.

Nach dem Gespräch las Christian Jakob noch sein Fazit des Buches, in dem er darauf einging, wie sich die Lebensverhältnisse weltweit über die letzten Jahrzehnte besserten. Im Anschluss gab es noch Publikumsfragen. Themen waren hierbei die Rolle der Medien im Angesicht der Klimakrise, die Natur als juristische Person anzuerkennen nach dem Vorbild Ecuadors oder die weltweit regionalen Unterschiede der Angst um die eigene Zukunft.

Wolfgang Meny zeigte sich zufrieden mit der Veranstaltung: „Wir haben zwei interessante Gäste auf der Bühne hören dürfen, wobei Henrik Wieditz mehr die politische Sichtweise vertrat und Christian Jakob die analytische und psychologische Sichtweise. Das hat mir und offenbar auch den Zuhörenden gut gefallen.“ (wm)