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Das zweite „ben-Experiment“

Die 2:56,2 min, die der 13-jährige Max Umbreit auf die 800-m-Zeitanzeige zaubert, bedeuten neuen Streckenrekord. Die 3:20,1 min von Fabian Gaßner sind nur wenig langsamer, für einen 10-jährigen Grundschüler aber ebenso stark. Greta Kneifl (13) wird mit 3:25,2 gestoppt und die zwei Jahre jüngere Jana Schwöbel mit 3:28,4 min.

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Die 2:56,2 min, die der 13-jährige Max Umbreit auf die 800-m-Zeitanzeige zaubert, bedeuten neuen Streckenrekord. Die 3:20,1 min von Fabian Gaßner sind nur wenig langsamer, für einen 10-jährigen Grundschüler aber ebenso stark. Greta Kneifl (13) wird mit 3:25,2 gestoppt und die zwei Jahre jüngere Jana Schwöbel mit 3:28,4 min.

Als rasender Reporter beim 31. Altstadtlauf

Wie läuft eigentlich eine Blutspende ab? Und wie fühlt sich die 10-km-Runde beim Altstadtlauf an? Mit dem „ben-Experiment“ macht unser Autor für die Hemsbacher Woche die unterschiedlichsten Selbstversuche, geht dafür an seine Grenzen und bietet spannende Einblicke.  

Den ganzen Freitag hat es nur geregnet, der Samstag ist trocken, aber lausig kalt und windig. Warum hab ich mir das angetan und nach meinem Selbstversuch bei der DRK-Blutspendeaktion vergangenen Dezember mein zweites ben-Experiment als Teilnehmer am 31. Hemsbacher Altstadtlauf ausgerechnet bei Wintersportbedingungen angesetzt?

Ich will am eigenen Leib erfahren, wie erfolgreich die Neuauflage des Hemsbacher Top-Laufsportevents vom neuen Cheforganisator Marco Odenwälder gemanagt wird, nachdem wegen Corona 2020/21 und Perspektivlosigkeit bei der Organisation das Rennen zuletzt 2022 stattgefunden hatte. Und natürlich will ich aus erster Quelle schreiben, wie man sich nach fünf Runden auf dem schnellen Rundkurs fühlt.

Reibungslose Organisation

Mit kurzen Hosen, dicker Jacke bin ich mit zugegeben gewisser Anspannung 90 Minuten vor dem Start am Wettkampfort. Im Start-/Zielbereich am Rathaus setzt gerade eine Gruppe Hebel-Grundschüler im Zuschauerjubel den Schlussspurt auf ihrem 800 m Bambinilauf an, begleitet von ihren mitlaufenden Lehrern. Miriam Ferrari, sie ist Hebelschul-Klassenlehrerin, klärt mich über die so mühelos wirkende Teilnahmeadministration auf. Die vier Grundschulen und drei weiterführenden Schulen aus Hemsbach, Laudenbach, Sulzbach haben vorab ihre über 700 Starter auf Listen per E-Mail an Tanja Adams in der Geschäftsstelle des ausrichtenden TV Hemsbach gemeldet. Das spart Schlangestehen an der Startnummernausgabe und kommt denen, die sich erst am Starttag nachmelden, zugute. Ich hatte mich zuvor online registriert, die Startgebühr überwiesen und kriege an der Ausgabe A-H meine Startnummer mit integrierter RFID innerhalb von 10 Sekunden auf die Hand. Karin Knauer gibt mir dazu einen Satz Sicherheitsnadeln zum Anstecken. Professionell. Im TV ist sie bei den Tappers engagiert, kennt sich mit der Betreuung großer Sportlergruppen aus. Für die HeWo hat sie schon Berichte verfasst, eine Kollegin also. Gut 100 Helfer sind im Orgateam für den Ablauf zuständig. Am Mikro im Startbereich kommentiert Wolf-Rüdiger Pfrang live das Renngeschehen und Wissenswertes zu einzelnen Startern.

Zeitmessung per RFID

Eine durchdachte, funktionierende Organisation. Beisammensein nach dem Lauf, Trinken und was Essen, Bereiche zur Aufbewahrung von Läufergepäck im Zelt auf dem Rathausplatz, professionelle Zeitmessung per RFID-Transponder, Getränke an der Strecke, Michael Baumgärtner von der Hemsbacher Polizeidienststelle und Ali Gören vom Ordnungsamt, die Verkehrsleitung und Streckenabsperrung im Griff haben.

Mittlerweile hat sich die Sonne am Himmel durchgekämpft, wärmt mit ihren Strahlen die kalte Luft und schafft mit einem Mal gute Rennbedingungen. Die 342 800-m-Läufer sind alle im Ziel, die Ergebnisse sofort online. Dafür sorgt die Firma R.S.T. Volkslauf GmbH, mit ihrem Chef Michael Dorsch, der im Hintergrund Anmeldeservice, Zeitmessung und Hightech-Startnummern im Griff hat.

Den Jedermann-Lauf über 2.000 m nutzen neben reinen Freizeitläufern auch ein paar Ambitionierte, die sich über die Mittelstreckendistanz an ihre Grenzen tasten wollen. Wir treffen am Start Rolf Bader, den Coach der LG Badische Bergstraße. Einige der von ihm betreuten Leichtathleten nutzen, angemeldet über ihre Schulen, den Lauf für eine frühe Standortbestimmung vor der beginnenden Bahnensaison.

Es wird ernst

Der 10.000-m-Hauptlauf, mit den 5-mal 2-km-Staffeln, startet auf den Schuss von Bürgermeister Jürgen Kirchner. Für mich wirds ernst. Was habe ich drauf? Die erste Runde ist Reinfühlen, ab der zweiten komme ich in den Rhythmus. Anstrengend wirds ab Runde drei und in Runde vier muss ich beißen, um nicht an Tempo zu verlieren und an Atemnot zu gewinnen. Die fünfte Runde ist dann Augen zu und vertrauen. Dabei hätte ich zu gern gesehen, wer hinter der Kinderstimme steckt, die am Straßenrand fröhlich dem Läufer neben mir zuruft: „Papa, hau rein, letzte Runde!“. Ich nehme mir das auch zum – pochenden – Herzen und gebe alles. Zuvor, in Runde drei, hat mich der Gesamtsieger Jochen Uhrig von der TSG Weinheim überrundet, der nach 31:33,5 min mit neuem Streckenrekord schon lange im Ziel ist, als ich dort ankomme. Auch Marco Odenwälder ist im Rennen an mir vorbei auf Platz vier gebrettert und Alicia Kossmann, die bei den Frauen mit 35:08,1 min eine neue Bestmarke setzt, hat mich im Tiefflug überrundet. Bei den 12 teilnehmenden Staffeln siegt wie 2022 die TSG 78 Heidelberg mit 36:20,1 min. Gehörig außer Atem mache ich im Ziel ein Interview mit Peter Pflästerer und Dietmar Pauli, zwei Läufern meiner Altersgruppe, M60, zu Trainingsplänen und Lebensführung.

Schallmauer nicht geknackt

Die Schallmauer der vierstelligen Anmeldungen wurde seit 2019 nicht mehr geknackt. Aber mit der Anschubhilfe der langjährigen Altstadtlauf-Organisatoren Rainer Nies, Andreas Bonk und Herbert Stöcker, die alle helfend anwesend waren, kann der 32. Altstadtlauf 2025 in Angriff genommen werden. Orga-Chef Odenwälder, der sich mit seinem Debüt sehr zufrieden zeigt, hat jedenfalls erkennbar Bock drauf.

Und wie ist mein Gefühl auf der 10-km-Runde? Klar atemberaubend! Aber die paar Minuten Anstrengung sind nichts zu dem Hochgefühl, die Herausforderung gemeistert zu haben. Je nach Einstellung bedeutet das, wie bei mir, Stolz auf die eigene Leistung, oder bei Anderen den aufkeimenden Vorsatz, beim nächsten Wettkampf noch eine Schippe draufzulegen.

Die Ergebnisse aller Läufe gibt es auf: my.raceresult.com/275031/?lang=de

Atemberaubendes Ende meines ben-Experiments im Ziel. Aber die paar Minuten Anstrengung sind nichts zu dem Hochgefühl, die Herausforderung gemeistert zu haben.

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Atemberaubendes Ende meines ben-Experiments im Ziel. Aber die paar Minuten Anstrengung sind nichts zu dem Hochgefühl, die Herausforderung gemeistert zu haben.
"FFW-Experiment" mit sieben Mann. Die Hemsbacher Feuerwehr läuft im Selbstversuch die 2.000 m in voller Montur mit geschulterter Atemschutzausstattung.

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"FFW-Experiment" mit sieben Mann. Die Hemsbacher Feuerwehr läuft im Selbstversuch die 2.000 m in voller Montur mit geschulterter Atemschutzausstattung.
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