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Die Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V. – ein erhaltenswerter Verein

Von links nach rechts: Helga Stutz, Manfred Rupps, Hans Berck, Traugott Maisenbacher, Sieglinde Stanger, Gerhard Walz und Werner Mast.

Helmut K. Schiek

Von links nach rechts: Helga Stutz, Manfred Rupps, Hans Berck, Traugott Maisenbacher, Sieglinde Stanger, Gerhard Walz und Werner Mast.

Seit nunmehr 43 Jahren existiert dieser kleine Möttlinger Verein, der inzwischen ums „Überleben“ kämpft, da die langjährigen, erfolgreich und ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder sich in den „Vereinsruhestand“ begeben wollen und sich aktuell keine Persönlichkeiten anbieten, die beabsichtigen sich in den Vorstand wählen zu lassen.

In einer gemeinsamen Sitzung der Vorstände der Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V. und des Heimat- und Geschichtsvereins Bad Liebenzell e.V. wurde nunmehr besprochen, sich für den Erhalt der Blumhardt-Gesellschaft einzusetzen und Persönlichkeiten anzusprechen, die die Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V. erfolgreich in die kommenden Jahre führen könnten. Der Gründer der Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V., Helmut K. Schiek, teilte in dieser Besprechung mit, dass er bereit wäre, trotz seines Alters, sich in den Vorstand wählen zu lassen, um die Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V. auf Jahre hinaus als Verein zu erhalten und auszubauen, da die Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V. einen geschichtlich-theologischen Hintergrund wie kein zweiter Verein in Bad Liebenzell hat. 

Die Verantwortlichen der Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V. und des Heimat- und Geschichtsvereins Bad Liebenzell e.V., der mit dem Heimatmuseum in der „Ochsenscheuer“ und die Aufarbeitung und Veröffentlichung der Geschichte der Stadt Bad Liebenzell und seiner Stadtteile betreibt, unterstützt die Blumhardt-Gesellschaft partnerschaftlich in ihrem Ziel, den Verein für kommende Generationen zu erhalten, denn beide Vereine verfolgen dieselben Ziele. Wir freuen uns daher über weitere engagierte Mitglieder, die sich ehrenamtlich beiden Vereinen verpflichtet fühlen. 

Wer sich über die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde in Möttlingen informieren will, erhält im Blumhardt-Museum der Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V. Antworten auf seine Fragen. Der kleine Ort Möttlingen hatte mit den Pfarrern Gottlieb Christoph Machtolf, Dr. Christian Gottlob Barth und Johann Christoph Blumhardt drei große Pfarrer-Persönlichkeiten, die durch ihr theologisches und gesellschaftliches Engagement weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt wurden. 

Pfarrer Gottlieb Christoph Machtolf lag das Wohl der Schulkinder sehr am Herzen. Er initiierte und baute daher zuerst in Unterhaugstett und dann auch Möttlingen ein mit Spendengeldern finanziertes Schulhaus, um den Unterricht, der bis dato in Privaträumen stattfand, zu institutionalisieren. 

Pfarrer Dr. Christian Gottlob Barth sprach fünf Sprachen fließend. Daher erhielt er den Auftrag englische Jugendschriften ins Deutsche zu übersetzen. Dies war der Anlass zur Gründung des Calwer Verlags. Seine 2 x 52 biblischen Geschichten für Schulen und Familien, die in über 70 Sprachen übersetzt wurden, hatten eine Auflage von 481 und sind damit, nach der Bibel und dem Koran das meist verbreitete Buch der Weltliteratur. 

Pfarrer Johann Christoph 1805 in Stuttgart geboren, war ein begnadeter Theologe und weit über Möttlingen hinaus bekannt. Durch einen zweijährigen Gebets- und Glaubenskampf hat er die kranke Gottliebin Dittus mit dem hörbaren Ruf: Jesus ist Sieger“ geheilt. Durch die Heilung der Gottliebin Dittus, die er später als 1. Kindergärtnerin in Möttlingen einstellte, gab es im Dorf Möttlingen eine geistliche Erweckung. Er gründete für die Möttlinger den 1. Kindergarten, der im Obergeschoss des Backhauses eingerichtet wurde, um im Winter Heizung zu sparen. Des Weiteren gründete er für die Möttlinger eine „Leihkasse“ und einen Versicherungsverein. Die jungen Männer von Möttlingen veranlasste er Tannenzapfen zu ernten, die im Backhaus getrocknet wurden. Der ausgeflügelte Samen wurde bis nach Holland verkauft. So unterstützte Pfarrer Johann Christoph Blumhardt seine „Möttlinger“. 

Pfarrer Blumhardt musste sonntags dreimal Gottesdienst halten. Morgens, mittags und abends. Die Möttlinger durften nur abends, wenn die Auswärtigen wieder auf dem Heimweg waren, in den Gottesdienst kommen. Es wurde damals berichtet, dass es oft zwei- drei oder gar viertausend Gottesdienstbesucher an Sonntagen gewesen seien, die Pfarrer Johann Christoph Blumhardt hören wollten. Unter den Kirchenbesuchern soll auch der König von Württemberg „inkognito“ gewesen sein. 

Nach seiner überaus segensreichen Tätigkeit in Möttlingen wurde ihm das „Schwefelbad“ in Bad Boll angeboten, das er 1852 kaufte.

Um das Andenken an die drei großen Pfarrer in Möttlingen, insbesondere aber an Johann Christoph Blumhardt zu bewahren, initiierte und gründete der damalige Bürgermeister Helmut K. Schiek im Jahre 1980 die Blumhardt-Gesellschaft Möttlingen e.V., die seit dem Jahr 1988 das Blumhardtmuseum im Gottliebin-Dittus-Haus betreibt und pflegt.