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"Lernhaus" für die Grundschüler

Die Erweiterung der Silcherschule wird auf den Weg gebracht

Neubaufläche Silcherschule

bra

Die Fläche in der Schulstraße soll für eine Schulerweiterung genutzt werden.

Weil die Schülerzahlen steigen, brauchen die Eislinger Schulen mehr Räume. Besonders drängender Erweiterungs­bedarf wurde von der Stadt an der Silcherschule ausgemacht. Die Grundschule soll dort in Zukunft fünfzügig sein. Deshalb soll auf dem Grundstück des einstigen Gasthauses „Traube“ an der Schulstraße ein sogenanntes „Lernhaus“ gebaut werden. Geplant ist, dass dort ab September 2028 unterrichtet wird.
Während manche bereits bei ihrer Einschulung lesen und ein wenig rechnen können, verfügen andere Erstklässler noch nicht einmal über einen ausreichenden Wortschatz. Die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft stellt viele Grundschulen vor neue Herausforderungen. Diesen Herausforderungen möchte der Schulleiter der Silcher­schule, Andreas Eiglmaier, mit einem neuen Unterrichtskonzept begegnen. „Wir sind nicht nur ein Lernort, wir sind auch zunehmend Lebensort“, erklärt er. Vor allem mit dem kommenden Rechtsanspruch auf eine Ganztagesbetreuung in der Grundschule werden die Kinder viel Zeit in der Schule sein. Verbringen sollen die Kinder diese Zeit aber nicht ausschließlich mit Unterricht. Den Kindern sollen neben neuen Klassenzimmern bereiche für Einzel- oder Gruppenarbeit geboten werden. Während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates stellte der Schulrektor Eiglmaier die Idee eines Lernhauses vor. „Mein Team brennt darauf, dieses Konzept umzusetzen“, sagte er.
Lehrerschaft befürwortet das neue Konzept
Eine Umsetzung des neuen Konzepts ist aber aus Sicht der Schulleitung nur mit einem neuen Raumkonzept möglich. Neben neuen Klassenzimmern sollen Gruppenräume, Teamzimmer und Materialräume im „Lernhaus“ untergebracht sein. Angeordnet sind die Zimmer um einen großen Flur, der dann Marktplatz genannt und möbliert wird. Dort könnten auch Rückzugsorte für die Kinder geschaffen werden, erklärte Eiglmaier. Der Unterricht könnte sich in Zukunft zu dreißig Prozent in Lehrervorträgen, dreißig Prozent Einzelarbeit und dreißig Prozent Gruppenarbeit aufteilen. Die restlichen zehn Prozent der Zeit sollen für Klassengespräche genutzt werden. „Im Moment ist das nicht möglich“, sagte Eiglmaier. Ein individuelleres und differenzierteres Arbeiten ist derzeit aufgrund der Raumsituation an der Schule kaum möglich.
Dabei wäre genau dies aus Sicht vieler Lehrer dringend nötig, wie die Stadträtin und Religionspädagogin Ingrid Held (SPD) im Gemeinderat verdeutlichte. „Frontalunterricht geht zehn Minuten. Danach hören die Kinder nicht mehr zu“, berichtete sie. Das Lernen erfolge heute anders. „Die Schule muss sich verändern“, sagte Held.
Das neue Lernkonzept solle auch dabei helfen, die nachlassenden Leistungen der Schüler aufzuhalten oder sogar wieder anzuheben, betonte Eiglmaier. „Wir müssen umdenken“, sagte er. Dass neben dem Unterricht manche Eltern auch die Erziehung ihrer Kinder an die Lehrer abzugeben gewillt sind, sei eine Realität. Dem müsse sich die Schule stellen.
Die Mehrheit der Stadträte stellte sich nach einer nicht-öffentlichen Vorberatung im Ausschuss für Technik und Umwelt während der Gemeinderatssitzung hinter die vorgestellten Pläne. „Das Konzept ist der richtige Weg“, sagte der Fraktionsvorsitzende Andreas Cerrotta (Freie Wähler). Gleichzeitig betonten die Freien Wähler, dass bei allen weiteren Planungsschritten die Kosten im Auge behalten werden müssten. „Wir müssen wirtschaftlich bauen, weil wir noch viel vor der Brust haben“, meinte Cerrottas Fraktionskollegin  Daniela Wahl.
Stadträte stellen sich hinter die Pläne
Der Fraktionsvorsitzende der Eislinger Demokratischen Mitte (EDM), Manfred Strohm, sah das Konzept als den richtigen Weg an, auf die Heterogenität der Schülerschaft zu reagieren. „Wir müssen die räumlichen Voraussetzungen schaffen“, sagte er.
Der Grünen-Stadtrat Lothar Weccard lobte die stabilen Schüler­zahlen an der Silcherschule. Mit dem neuen Lernhaus werde es weiterhin gelingen, die Zukunft der Schule zu festigen.
Skeptisch äußerten sich Stadträte der CDU-Fraktion. „Die Eltern werden immer mehr aus der Verantwortung entlassen“, klagte Axel Raisch. Ein „ungutes Gefühl“ bekundete auch Raischs Fraktionskollege Michael Werdon. Viele der Bildungskonzepte der vergangenen Jahre seien doch als „Rohrkrepierer“ geendet, meinte er. Gerne hätten sich die Christdemokraten mehr Zeit für die Entscheidung gelassen. Eine spätere Beschlussfassung lehnte die Mehrheit des Gemeinderates aber ab.
Wie viel der Schulbau am Ende kosten wird, ist derzeit noch offen. In der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt sind derzeit mehr als sieben Millionen Euro eingeplant. Das wird aber kaum reichen. Die erste Kostenberechnung soll zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt werden. bra