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»Archiv der Stimmen«

Ein europäisches Musiktheaterprojekt

Vorabbild des Bühnenraums im Zwinger

Zino Wey

Vorabbild des Bühnenraums im Zwinger

Neue Kompositionen für ein lebendiges Archiv und die Idee Europa

Unter dem Projekttitel »Europäisches Archiv der Stimmen« führt der Verein Arbeit an Europa e. V. seit 2018 Interviews mit Menschen der Jahrgänge 1920 bis 1945 unterschiedlicher sozialer Herkunft und Profession aus ganz Europa. Aus ihren Lebensgeschichten sollen Opern werden, die der Frage nachgehen, welche Zukunft Europa heute hat.

Der europäische Gedanke diente als Initialzündung, aus den Interviews theatralisch wirksame Geschichten herauszufiltern und sie namhaften Autor*innen zur Libretti-Ausarbeitung und Komponist*innen den Auftrag zur Vertonung zu geben. Opernhäuser in ganz Europa sollen für diese Kooperation gewonnen werden, um möglichst viele Stimmen und deren Geschichten einem großen Publikumskreis unterschiedlicher Generationen zugänglich zu machen. Drei dieser Interviews werden nun im Rahmen der Europawochen der Stadt Heidelberg erstmals als Musiktheater zu erleben sein.

Das Libretto zum Interview mit Elisa Montessori (Italien) schuf Adriana Altaras. Die rhythmische Komposition »Elisa Montessori und Dottoressa« von Mariachiara di Cosimo und Emanuele Savagnone stellt mit Klarinette und Geräuschen den rebellischen Charakter der Malerin in den Fokus. Zum Interview mit Ljudmila Ulitzkaja (Russland) komponierte Oxana Omelchuk »Ein Stück Schnur, zu nichts zu gebrauchen« zu einem Libretto von Daniela Danz mit lyrischen, poetischen und zarten Klängen. Das dritte Stück der Inszenierung »Thasos und Europa« basiert auf einem Interview mit dem griechischen Dichter und Politiker Vasilis Vasilikos und greift die mythologischen Ursprünge der Idee Europas auf. Die Komposition stammt von Ferran Cruixent und das Libretto von Emanuel Maeß.

Die Kompositionen und die Inszenierungen wurden mit speziellem Blick auf die intime Bühne im Zwinger 1 entwickelt. Neben den Originalstimmen der Zeitzeug*innen sind zehn Musiker*innen des Philharmonischen Orchesters Heidelberg zu hören und mit ihren Instrumenten auch auf der Bühne als Teil der Inszenierung zu sehen. Dazu steht ein Gesangsquartett, bestehend aus Theresa Immerz, Joslyn Sophia Rechter, Kammersänger Winfrid Mikus und Lars Conrad, in Kostümen von Annina Gull auf der Bühne, die das »Archiv der Stimmen« und die Idee Europas szenisch zum Leben erwecken. Die musikalische Leitung liegt bei Dietger Holm. Das Sounddesign stammt von Lukas Huber.

Premiere / 21. Mai 2023 / 19:00 Uhr / Zwinger 1