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Residenzschloss Mergentheim

Festakt für Herzog Paul Wilhelm von Württemberg

Residenzschloss Mergentheim

Günter Bayerl / SSG

Residenzschloss Mergentheim

2022 würde Herzog Paul Wilhelm seinen 225. Geburtstag feiern. Am 5. November begingen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und das Deutschordensmuseum Bad Mergentheim e. V. das Jubiläum im Residenzschloss Mergentheim – und würdigten das Lebenswerk des Herzogs mit einem Festakt. Paul Wilhelm von Württemberg zählt nicht nur zu den bedeutendsten Bewohnern des Schlosses, sondern auch zu den eifrigsten Naturforschern des 19. Jahrhunderts.

Ein herausragender Forscher

„Herzog Paul Wilhelm von Württemberg war ein außergewöhnlicher Zeitgenosse. Er zählt zu den eifrigsten Naturforschern des 19. Jahrhunderts. Daran wollen wir erinnern. Und das wollen wir feiern“, erklärte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. In diesem Jahr würde der Herzog 225 Jahre alt werden – ein guter Grund, um das Lebenswerk des Herzogs zu würdigen. Der Festakt am 5. November stand unter dem Titel „Ein Leben für die Forschung und Entdeckung. Paul Wilhelm von Württembergs Wirken“. Die Veranstaltung sollte ursprünglich im Juli dieses Jahres, genau am Geburtstag des Herzogs, stattfinden. Aufgrund eines Schmorgeruchs im Sanitärbereich des Residenzschlosses Mergentheim musste der Termin abgesagt werden.

Residenzschloss Mergentheim Festakt

Dr. Nicole Scheuerbrandt / SSG

(v.l.) Michael Hörmann (Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg), Gernot-Uwe Dziallas (Vereinsvorsitzender Deutschordensmuseum Bad Mergentheim), Dr. Nikolaus Stolle (Musée du quai Branly-Jaques Chirac, Paris), Festredner Maike Trentin-Meyer (Konservatorin Region Hohenlohe, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg), Andreas Lehr (Stellvertreter des Oberbürgermeisters der Stadt Bad Mergentheim)

Festakt im Schloss

Nach der Begrüßung durch Michael Hörrmann und Grußworten von Andreas Lehr, Stellvertreter des Oberbürgermeisters der Stadt Mergentheim, sowie Gernot-Uwe Dziallas, Vorstand des Deutschordensmuseum Bad Mergentheim e. V., hielt der renommierte Ethnologe Dr. Nikolaus Stolle vom Musée du Quai Branly in Paris einen Vortrag. Er erinnerte an den herausragenden Forscher Paul Wilhelm von Württemberg, seine aufsehenerregenden Entdeckungen und seine bedeutende Sammlung. Ein Empfang und musikalische Begleitung durch Karin Amrhein mit der Bassklarinette rundeten die Jubiläumsfeier ab.

Herzog Paul Wilhelm von Württemberg

Deutschordensmuseum Bad Mergentheim / SSG

Herzog Paul Wilhelm (1797 - 1860)

Forscher aus Leidenschaft

Herzog Paul Wilhelm (1797‒1860) war der jüngste Sohn von Herzog Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg und Herzogin Luise, geborene Prinzessin zu Stolberg-Gedern. Er war eng verwandt mit den Königen Friedrich I. und Wilhelm I. von Württemberg. Seine Leidenschaft galt der Forschung: Der wissensdurstige Herzog verschrieb sich bald der Länder- und Völkerkunde. Seine Expeditionen brachten Herzog Paul Wilhelm von Württemberg nach Nord- und Südamerika, nach Afrika, Asien und Australien. Gleich viermal reiste er über den Atlantik und besuchte dabei unter anderem Kuba, Brasilien, Chile, aber auch den Mississippi, Nebraska, New Orleans und New York. Herzog Paul Wilhelm war beteiligt an der Auffindung der Quellen des Missouri. Er lernte William Clark, den Leiter der berühmten Lewis-Clark-Expedition kennen, weswegen er auch heute noch in Amerika bekannt ist. Sein wichtigstes und leider einziges umfassendes Werk, die „Erste Reise nach dem nördlichen Amerika in den Jahren 1822 bis 1824“, erschien 1835.

Die Sammlung des Herzogs

Der forschungsreisende Herzog interessierte sich sowohl für die Tier- und Pflanzenwelt als auch für die Kulturen der von ihm bereisten Länder. Von seinen Expeditionen brachte er ausgewählte und exotische Raritäten zurück in die Heimat. Im Residenzschloss Mergentheim benötigte der Herzog insgesamt 20 Räume, um die gesammelten zoologischen, botanischen und ethnographischen Objekte auszustellen. Das „Raritätenkabinett“ zählte damals zu den größten naturwissenschaftlichen und ethnografischen Privatsammlungen Deutschlands. Für die interessierte Öffentlichkeit war die Ausstellung geöffnet – so besuchte der schwäbische Dichter Eduard Mörike die Sammlung 1846.

Herzog Paul Wilhelm von Württemberg

Deutschordensmuseum Elfriede Rein / SSG

Kreidezeichnung von Herzog Paul Wilhelm. Sie zeigt sein Treffen mit Kansa-Indianern.

Ein anerkannter Naturforscher

Nach dem Tod Herzog Paul Wilhelms 1860 wurde die Sammlung versteigert. Heute stellen sie wichtige Bestände dar, zum Beispiel im British Museum in London, im Lindenmuseum Stuttgart und im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart. Da Herzog Paul Wilhelm wenig publizierte und der größte Teil seines Nachlasses unausgewertet zerstört wurde, konnten die Leistungen des reiselustigen Adeligen nie angemessen gewürdigt werden – bis jetzt. „Die Jubiläumsfeier ist dafür ein willkommener Anlass“, erläuterte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. Im Residenzschloss Mergentheim gibt es eine Abteilung zu Herzog Paul Wilhelm. Zu den interessantesten Objekten zählt eine Gouache aus der Hand des Herzogs, die sein Zusammentreffen mit den Indianern der Kansa zeigt.