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„Er war der Vielseitigste von allen“

Freundeskreis Heinz Friedrich erinnert sich

Erich Schuh (links) und Volker Hinz vom Freundeskreis Heinz Friedrich kennen die Geschichten zu dessen Werken.

ral

Erich Schuh (links) und Volker Hinz vom Freundeskreis Heinz Friedrich kennen die Geschichten zu dessen Werken.

„Er war der Vielseitigste von allen“

Die Vernissage, die Ausstellung und die Vorbereitungen zum 100. Geburtstag des Schwetzinger Malers, Bildhauers und Holzkünstlers Heinz Friedrich (19.02.1924 - 24.03.2018) bedeutet nicht nur Vorfreude für Kunstinteressierte, sondern auch jede Menge Arbeit für den Freundeskreis Heinz Friedrich. Dieser existierte bereits zu Lebzeiten des berühmten Schwetzingers - ganz wörtlich - und ist seit seinem Tod engagiert, das Lebenswerk des Künstlers vorzustellen und zu erhalten. 

Einer der Engagierten und ein enger Freund Friedrichs zu Lebzeiten ist Erich Schuh, der auch die Begrüßungsrede bei der Vernissage am 24. Februar im Palais Hirsch halten wird. Sie findet um 18 Uhr statt. Sprechen werden zudem Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und Kunsthistorikerin Dr. Kristina Hoge. Aart Gisolf und Dmitrij Koscheew werden die Vernissage musikalisch gestalten. Die Ausstellung ist danach bis 10. März donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. 

 

Der 19. Februar, Heinz Friedrichs Geburtstag, ist für Erich Schuh immer ein besonderes Datum. Stolz zeigt er zusammen mit Volker Hinz – beide sind Mitglieder des Freundeskreises und Weggefährten Friedrichs – auf ein 25 Quadratmeter großes Gemälde, das die Wand des Treffpunktes bei „Farben Schäfer“ in der Fußgängerzone bedeckt. Der Raum, wo sich der Freundeskreis und alle Interessierten an Friedrichs Werk regelmäßig treffen, wurde von Schuh und seinen Mitstreitern eigens renoviert, das heißt von einem Lager in eine kleine Galerie verwandelt. Mit initiiert hat das Vorhaben Klaus Schäfer, Seniorchef des Farbengeschäftes und ebenfalls langjähriges Mitglied im Freundeskreis. Das Eingangstor auf der anderen Seite ist 150 Jahre alt und stammt von der ehemaligen „Druckerei Kugel“ in der Dreikönigsstraße. Es wurde von den Freunden integriert. Die Wände wurden verputzt und Boden gelegt. 

Reise nach Portugal 

Zahlreiche Werke Friedrichs zieren die Wände der kleinen Galerie. Der Freundeskreis zeigt hier Interessierten mit Informationen und Anekdoten das künstlerische Lebenswerk des Schwetzingers. In dieser räumlichen neuen Heimat befindet erst seit etwa einem halben Jahr das Wandgemälde, von dem Schuh und Hinz so begeistert sind. „Wir haben es gerettet“, erklärt Schuh, der erzählt, dass es einst in den Kellerräumen eines Mannheimer Verwaltungsgebäudes untergebracht war. Die Stadt Schwetzingen, der das Kunstwerk übergeben wurde, konnte keinen Platz dafür finden – so entschied der Freundeskreis, es bei sich aufzunehmen. „Das alles spielt in Portugal“, sagt Schuh und verweist auf das in den Farben grün, weiß und braun gehaltene Kunstwerk. Zusehen sind drei Helfer bei der Korkernte. Die Abteilung, bei der das Gemälde einst zu sehen war, habe sich in früherer Zeit um den Korkhandel gekümmert. „Das war lange bevor es Korken aus Kunststoff gab“, sagt Schuh. 
 

Zwei Helfer in weißer Kleidung, mit Sonnenhut stehen mit dem Rücken zum Betrachter und erledigen ihre Arbeit. Ein weiterer steht in der Mitte und blickt den Zuschauer an. Er hat Korkrinde auf den Schultern geladen. „Das ist eine seiner klassischen Bildkompositionen, vor allem mit dem Dreiermuster und der zentralen Figur in der Mitte“ erklärt Schuh, der Friedrichs Kunst schon seit Jahrzehnten kennt. 

Innige Freundschaft

„Heinz Friedrich war so alt wie mein älterer Bruder“, sagt Schuh. Er habe ganz in der Nähe gewohnt und Schuh habe ihn deshalb schon früh kennengelernt. Zudem sei der Oberstufenschüler Friedrich von seinem Kunstlehrer sehr gefördert worden. Der junge Künstler habe Malkurse an der Schule für andere Schüler gegeben – auch hier sei Schuh ihm begegnet. Über die Jahre habe sich eine innige Freundschaft entwickelt, die bis zu Friedrichs Tod am 24. März 2018 noch intensiver geworden ist. Bis wenige Zeit vor seinem Tod habe der Schwetzinger Künstler gearbeitet und geschaffen. Schuhs Lieblingsbild: Ein Selbstporträt. Friedrich steht dort im Anzug vor rotem Hintergrund. Der Künstler hat es seinem Freund vor Jahren geschenkt – nun ziert es den Flyer der Ausstellung zum 100. Geburtstag. 

Treffen im Blauen Loch 

Schuhs Blick streift das Korkernte-Gemälde: „Über dieses Bild haben wir nie gesprochen“, sagt er lachend. Als es entdeckt wurde, war Friedrich schon gestorben. Gemalt aber hat er es im Jahr 1964. Schuh vermutet eine Auftragsarbeit. Die Korkernte zeige deutlich: Die Arbeit des Freundeskreises Heinz Friedrich ist nicht nur, über seine Kunst miteinander zu sprechen, sondern sie lebendig zu halten. Denn der vielseitige Künstler lebt in seinen Werken weiter. Und ziert als markante Pappfigur den Eingang von „Farben Schäfer“. 

Den Geist weitertragen

Der Freundeskreis war und ist indes ein echter - ganz im Geiste des Namensgebers: Jeden Dienstag haben sich Friedrich und seine Freunde im „Blauen Loch“ getroffen, um dort über Kunst, Kommunalpolitik, aber auch über Jazz zu reden. Und auch nach seinem Tod treffen die Freunde sich dort weiterhin jede Woche. „Er ist mit Ölmalerei, Acryl, Holzarbeiten und Druckgrafiken der vielseitigste der Künstler von allen gewesen“, erinnert sich Schuh. Und er mutmaßt zusammen mit Volker Hinz mit einem Augenzwinkern: „In jedem renommierten Schwetzinger Haushalt hängt mindestens ein Friedrich.“ (ral)