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Hirschlanden – das verschwundene Dorf

Hirschlanden, Rathausplatz mit dem alten Rathaus, 1965

Guido Haug

Hirschlanden, Rathausplatz mit dem alten Rathaus, 1965

Historischer Stadtspaziergang, 23. März 2023, 18.30 Uhr – Treffpunkt: Hirschlanden, Rathausplatz

Wie kein anderer Ortsteil Ditzingens hat Hirschlanden in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sein Gesicht verändert. Die zwischen 1952 und 1973 ausgewiesenen Neubaugebiete mit modernen Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie der Bau von Kindergärten, der neuen Gemeinschaftsschule und anderer öffentlicher Einrichtungen machten den Ort zu einer bevorzugten Wohn- und Pendlergemeinde im Speckgürtel der Landeshauptstadt mit einer rasch anwachsenden Einwohnerzahl. Die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbebetrieben am Ortsrand sorgte seit den 1960er Jahren zusätzlich für Wohlstand. Die alten Hofstellen im historischen Ortskern mit ihren Bauernhäusern des 17. und 18. Jahrhunderts, die vielfach einen hohen Sanierungsbedarf aufwiesen und den Ansprüchen an den Wohnstandard der Wirtschaftswunderjahre nicht mehr genügten, wurden dagegen nach der Aussiedlung der landwirtschaftlichen Betriebe im Zuge der Flurbereinigung dem Verfall überlassen und schließlich beseitigt. Andere Teile des alten Dorfs mussten dem Ausbau der Heimerdinger Straße und einem letzten Flächenabriss im Rahmen der Ortskernsanierung Anfang der 1980er Jahre weichen – darunter auch ortsbildprägende Bauwerke wie das alte Rathaus oder der eigentlich denkmalgeschützte historische Gasthof „Rössle“.

Dem Zugewinn an Wohnqualität stand somit ein Verlust an historischer Identität und Authentizität gegenüber, den die Neugestaltung der Ortsmitte nur bedingt kompensieren konnte. Das dörfliche Hirschlanden ist weitgehend verschwunden. Neben der Oswaldkirche und dem alten Pfarrhaus zeugen davon nur noch wenige historische Gebäude wie die frühere Hofanlage Ditzinger Straße 1 und das sog. „Polenhäusle“ am Rathausplatz. Weniger als ein Dutzend Objekte in Hirschlanden wird heute in der Denkmalliste geführt. Stadtarchivar Dr. Florian Hoffmann erinnert bei seiner Führung durch den Ortskern an das alte Ortsbild und seine abgegangenen Bauten und erläutert die erhaltene historische Substanz. Treffpunkt ist auf dem Rathausplatz, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.