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Neues aus Weil der Stadt

Interesse bei Infoveranstaltung zum Bürgerwindpark

Infoveranstaltung zum Bürgerwindpark im Klösterle

Helmut Schulenberg-Schell

Infoveranstaltung zum Bürgerwindpark im Klösterle

Die 150 Sitzplätze im Klösterle waren schnell belegt, den letzten Gästen blieben nur Stehplätze: Der interkommunale Arbeitskreis Bürgerwind Heckengäu der Renninger Agenda 21 hatte am 9. April zusammen mit dem Energieforum des Vereins Miteinander-Füreinander zu einem Infoabend zum Thema „Bürger können Windkraft?!“ eingeladen.

Jule Lenz brachte die öffentliche Diskussion in Sachen Windkraft mit ihrem Poetry-Slam „Von Windrad-Wut zu Rotorblatt-Romantik“ auf den Punkt: Es erfordert Umdenken und Akzeptanz – vor allem im Süden. Dies unterstrich auch Landtagsabgeordneter Peter Seimer in seinem Grußwort. Erster Landesbeamter im Kreis Böblingen Martin Wuttke bestätigte: „Wir haben im Landkreis noch keine Windkraft und bislang keinen Genehmigungsantrag vorliegen.“

Es gibt jedoch 32 Standortvorschläge im Landkreis und vielerorts laufen Diskussionen, teilweise auch bereits Vorarbeiten zur Antragsstellung – mit mal mehr und mal weniger Bürgerbeteiligung. Bis 31. September 2024 muss der Regionalverband die Ausweisung der Windvorrangflächen beschließen, um in Zukunft eine sichere Kontrolle über den Bau der Windräder zu behalten.

Im Odenwald wurden bereits im Jahr 2000 drei Windenergieanlagen aufgebaut, mittlerweile sind 19 Windparks erfolgreich in Betrieb gegangen. Marek Steiff von der S+H GmbH stellte erfolgreiche Bürgerwindparks im Odenwald vor, erklärte, was es bei der Beantragung zu beachten gibt, und betonte, wie wichtig die frühe Einbindung aller Interessenvertreter und transparente Kommunikation seien. Eigenkapital müsse über unabhängige Onlineplattformen angeworben werden und ein Beteiligungsprospekt mit Angaben zur erwarteten Rendite sei Voraussetzung.

Kennzeichnend für Bürgerwindparks ist, dass die Wertschöpfung vor Ort bleibt. Der Anfang 2023 gegründete AK Bürgerwind Heckengäu hat das Ziel, interkommunale Windparks in Bürgerhand zu planen, zu bauen und zu betreiben. Als Gesellschafter einer GmbH & Co. KG sollen Bürger direkt an Gewinnen des Windparks beteiligt werden. Partner und Projektierer des AK ist die inhabergeführte Firma Uhl Windkraft aus Ellwangen. Da der AK auch Windparkprojekte in umliegenden Kommunen unterstützt, liegt eine Zusammenarbeit mit Weil der Stadt auf der Hand – wenn der Bürgerentscheid am 9. Juni positiv ausfällt.

Wenn der AK den Zuschlag einer Stadt erhalte und es optimal laufe, könne schon 2028/29 Strom lokal aus Windenergie in Bürgerhand produziert werden, führte Alexander Kessler vom Arbeitskreis aus. Erste Gespräche mit der Stadtverwaltung waren positiv. „Weil der Stadt strebt Treibhausgasneutralität bis 2040 an, baut und plant Freiflächen-Photovoltaikanlagen für etwa 1.300 Haushalte”, so Helmut Schulenberg-Schell vom Energieforum. „Windenergie ist angesichts des Verbrauchs von 61 Gigawattstunden im Jahr für Haushalt und Gewerbe und bei minimalem Flächenverbrauch die einzig sinnvolle Ergänzung.“

In der Diskussion ergab sich angesichts der Veränderungen beim Klima und in der weltpolitischen Lage breite Zustimmung. Zusätzlicher Informationsbedarf besteht vor allem in Nachbargemeinden wie Heimsheim und Simmozheim hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und anderer Fragen.