Im April lockte das Thema der Weingilde außergewöhnlich viele Besucher ins Weinheimer Kerwehaus: Sie waren gespannt auf die Silvaner vom VDP-Weingut Bickel-Stumpf aus Frickenheim am Main, die zeigen sollten, wie wichtig der Boden, auf dem die Reben stehen, für die Weincharakteristik ist.
Matthias Stumpf gab einen kurzen Abriss der Geologie von Mainfranken, und die lässt sich so zusammenfassen: In der rund 30 Millionen Jahre dauernden erdgeschichtlichen Periode Trias kann man drei markante Epochen unterscheiden – daher die Drei im Namen: Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Sie prägen durch ihre schräge Lagerung die fränkische Schichtstufenlandschaft.
Da das Weingut über Lagen in zwei 40 Kilometer voneinander entfernten Orten verfügt, deren Böden einmal aus Muschelkalk (Frickenhausen) und einmal vorwiegend aus Buntsandstein (Thüngersheim) bestehen, eignen sich seine Weine hervorragend, um den Einfluss des Bodens auf den Wein zu erforschen. Frickenhausen ist zudem einer der ältesten mittelalterlichen Weinorte in Mainfranken, dessen historisches Erscheinungsbild weitgehend erhalten ist, und seine Weinberge (rund 50 Hektar) sind nach Süden ausgerichtet. Thüngersheim dagegen ist mit etwa 270 Hektar Rebfläche eine der größten Weinbaugemeinden der Gegend, und hier sind die Weinberge eher nach Westen orientiert.
Dass die Wahl auf Silvaner als Basis des Bodenvergleichs fiel, hatte zwei Gründe. Zum einen ist es immer noch die Signaturrebe Frankens, und zum anderen bauen die Stumpfs auf 10 ihrer rund 13 Hektar diese Sorte an.
Zu Beginn gab es einen Gutswein, dessen Name „Silvaner von den Bergen“ seine Abstammung von Hang- und Steillagen unterstreicht. Er wird aus Trauben aus beiden Orten erzeugt, wobei das Mischungsverhältnis jahresabhängig, aber immer in der Nähe von 1:1 ist. Die folgenden sechs Weine wurden parallel ausgeschenkt: zwei Ortsweine, zwei Erste-Lagen-Weine und zwei Große-Lagen-Weine, jeweils einer aus Thüngersheim und einer aus Frickenhausen, wobei die Große-Lagen-Weine aus dem Jahr 2017 stammten (sonst gab es 2022er Weine).
Zu den Namen der Große-Lagen-Weine gab es die Information, dass es die Namen der Gewanne innerhalb der Weinlagen sind, die anhand der VDP-Regeln als Große Lagen klassifiziert wurden.
Bei den Parallelproben zeigte sich deutlich, dass der Muschelkalk für einen mineralischen Charakter sorgt, während beim Buntsandstein der Schwerpunkt auf fruchtig, spritzig, säurebetont liegt. Natürlich wurden die Weine immer komplexer, je weiter man die Qualitätspyramide nach oben stieg.
Matthias Stumpf war unermüdlich bereit, die vielen Fragen der Gäste zu beantworten, und dabei hielt es ihn auch nicht auf dem Referentenplatz, sondern er lernte den Raum im Kerwehaus aus allen Ecken kennen. Entsprechend dankbar – für die Weine und die vielen Informationen – wurde er verabschiedet, wobei er noch einen für seine Frau gedachten Blumenstrauß mit bekam, denn sie hatte wegen eines krank gewordenen Sohnes nicht dabei sein können.
Im Mai wird die Weingilde die Weine eines jungen Winzers aus der Südpfalz verkosten dürfen – ein sicherlich ganz anderer, aber ebenfalls sehr interessanter Abend ist da zu erwarten.