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Brauchtumsveranstaltungen vereinfachen

Narren in Baden-Württemberg fordern Bürokratieabbau

Zwei sogenannte Schantle gehen am Fastnachtsmontag durch die Stadt.

Silas Stein/dpa/Symbolbild

Spätestens bei der Bürokratie vergeht sogar den Narren im Ländle das Lachen. Sie fordern eine Vereinfachung der Auflagen für Veranstaltungen. Beim Städtetag rennen sie offene Türen ein.

Vertreter der großen Narrenverbände in Baden-Württemberg fordern weniger Auflagen und behördliche Vorgaben für Veranstaltungen. Die Durchführung der Fastnet werde in großen und kleinen Städten immer aufwendiger, teilte der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), Roland Wehrle, mit. Die Bürokratie werde bald nicht mehr stemmbar für die Ehrenamtlichen. Die Probleme seien auch Thema bei einem runden Tisch in Stuttgart mit Vertretern der zuständigen Ministerien Ende Oktober gewesen.

Runder Tisch

Konkret fordern die Verbände, dass jährlich wiederkehrende Veranstaltungen wie Straßenumzüge und Bälle, die im Format gleich bleiben, nur noch einmal alle fünf Jahre genehmigt werden müssen. Außerdem sollen nach dem Willen der Narren kleinere Brauchtumsveranstaltungen mit 200 bis 300 Teilnehmern als ortsübliche Veranstaltungen generell von der Genehmigungspflicht befreit werden. Mancherorts werde schon so verfahren, hieß es vom VSAN. „Hier brauchen wir endlich einen Durchbruch, damit sich in Zukunft noch Ehrenamtliche für die Organisation des Kulturguts Fastnacht finden“, erklärte Wehrle.

Regionale Unterschiede

Der Verwaltungsaufwand betreffe nicht nur Fastnachtsveranstaltungen. Für alle Ehrenamtlichen etwa aus Kultur und Sport sei es bei all den Verordnungen schwieriger geworden, etwas zu organisieren. Manche Städte würden Gesetzestexte großzügiger auslegen als andere. So sei es etwa im Landkreis Konstanz sehr viel unkomplizierter, eine Veranstaltung zu organisieren als etwa im benachbarten Schwarzwald-Baar-Kreis.

Handfeste Lösungen statt Sonntagsreden

„Es muss etwas passieren“, fordert Wehrle. Das Kulturgut Fastnacht stehe auf dem Spiel. „Die rund 700 Zunftmeisterinnen und Zunftmeister in der Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Narrenvereinigungen und -verbände wollen keine Sonntagsreden mehr von Politikern hören.“ Sie würden handfeste Lösungen aus Stuttgart fordern, die in Abstimmung mit Behörden vor Ort umsetzbar seien.

Städtetag mit im Boot

Offene Türen rennen die Narren mit ihren Forderungen etwa beim Städtetag ein. Auf Anfrage hieß es dort, dass man offen sei für die «innovativen Vorschläge» des Narrenverbandes VSAN. „Generell darf ehrenamtliches Engagement nicht durch bürokratische Hürden ausgebremst werden“, sagte Ralf Broß, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags. Die Vorschläge könnten dazu beitragen, die Ressourcen der Städte effizienter zu nutzen und die Prozesse für Veranstaltungsplaner zu vereinfachen, so Broß weiter. "Wir sind bereit, gemeinsam mit dem Narrenverband VSAN und anderen Beteiligten daran zu arbeiten, weitere Vorschläge zu erarbeiten und ihre Praxistauglichkeit zu prüfen."