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Karlsruher Institut für Technologie

Prof. Alexander Waibel über Stationen seines Berufslebens

Prof. Dr. Alexander Waibel

Jennifer Warzecha

Auch Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des KIT (r.), freute sich über Prof. Dr. Alexander Waibels (l.) Entdeckungen und Forschungen.

Hinunter zur Titanic

Kommunikation zwischen Menschen ist nicht immer einfach - selbst wenn sie die gleiche Sprache sprechen. In einer Einrichtung wie dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) müssen Studierende aller Länder den Vorlesungsstoff auch verstehen. Schon dafür hatte Professor Dr. Alexander Waibel eine Lösung. Um eine neuentwickelte Technologie zu testen, mit der Videokonferenzen über sehr geringe Bandbreiten übertragen werden können, ist er vor kurzem zum Wrack der legendären Titanic hinabgetaucht.

Automatische Spracherkennung

Prof. Dr. Alexander Waibel ist einer der führenden Wissenschaftler für automatische Spracherkennung. Er leitet das Interactive Systems Labs am Institut für Anthropomatik und Robotik an der KIT-Fakultät für Informatik. Sein Ziel sei es, Technologien zu entwickeln, die Menschen miteinander verbinden und Brücken schlagen zu den Menschen. So habe er in seiner wissenschaftlichen Karriere stets versucht, Systeme zu bauen, mittels derer Worte aus einer Sprache übersetzt in eine andere und dadurch synchronisiert werden. In einem geschichtlichen Rückblick zeigt der Professor während seines Vortrags im Tullasaal des KIT wichtige Stationen seines Berufslebens, die unmittelbar auch einen Einfluss auf die Gesellschaft hatten und haben.

Zukunftsweisend

Auch mit jungen Unternehmerinnen und Unternehmern arbeitet Waibel zusammen. Diese arbeiten zum Beispiel an Systemen, die in Krankenhäusern eingesetzt werden und automatisch Befunde aussprechen und -lesen. Studierende in seinen und anderen Vorlesungen können das Echtzeit-Sprachübersetzungssystem, den sogenannten Lecture Translator, der für die Simultanübersetzung von Vorlesungen eingesetzt wird, nutzen. „Er spricht die Sprache der Studierenden und gibt dem Untertitel. Das Synthetisieren würde hier zu lange dauern“, erklärt Waibel.

Weiterentwicklung

Dennoch wendet der Experte ein: „Untertitel sind nur ein Teil davon, wie man Sprachbarrieren überwinden kann.“ Der andere sei „Face Dubbing“, ein Verfahren, das hier unterstützend wirken kann. Die Forscher nehmen ein Video von einer Person auf, die Deutsch spricht. Sie synthetisieren das zum Beispiel auf Englisch. „Weil das aber komisch klingt, gibt es eine Konversion der Stimme. Man kann sie erhalten, aber eine Sprache produzieren, die man tatsächlich nicht spricht.“ So lässt sich das Synchronisieren von Videos aus Texten erweitern, sodass Sprechende im Video stimmengetreu und lippensynchron eine andere Sprache sprechen können. Die Methode testete er im Sommer 2022 während einer U-Boot-Expedition zum Wrack der Titanic in rund 4.000 Metern Tiefe.

Idee

Um seine Idee, dass der Text, den er oben reinspreche, auch unten, wie in einer Videokonferenz ankomme, zu testen, habe das Forscherteam einen PC mit der größten auffindbaren Batterie genommen. Im U-Boot im Nordatlantik habe man eine Tonaufnahme durch automatische Spracherkennung zunächst in eine Textnachricht umgewandelt und dann per Sonar zum Mutterschiff übermittelt, um dort aus dem Text ein Video zu rekonstruieren. Im Video ist eine synthetische Rekonstruktion der Stimme des Sprechenden zu hören. Die oben beschriebene Technologie kann auch für Videokonferenzen in extremen Situationen eingesetzt werden, bei denen nur wenig Bandbreite zur Verfügung steht. Momentan dauere der Prozess der Spracherkennung noch recht lange. Grund sei, dass man im Deutschen lange auf das Verb warten müsse, ca. 30 Sekunden. „Das muss die Künstliche Intelligenz dann lösen“, entgegnete Prof. Dr. Waibel auf eine Frage aus dem Publikum.

Hintergrund

Waibel stellte während eines Aufenthalts in seinem Privathaus in Amerika, Seattle, fest, dass die Entwicklung des Wracks der Titanic immer noch erforscht wird. Einige Mythen und viele Filme rund um das am 15. April 1912 gesunkene und als „unsinkbar“ titulierte Schiff gebe es, stellte Waibel fest. So seien die meisten Menschen zum Beispiel erfroren, nicht gesunken. Woher kommt bei dem Forscher die Faszination für die Titanic? „Es ist eine menschliche Tragödie. Wir haben Blumen zum Gedenken an die Opfer ins Meer geworfen.“ Waibel appellierte ans Publikum: „Wir sollten Respekt vor der Natur haben und behalten sowie Verantwortung vor der Schöpfung haben.“     

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