Schwetzingen feiert 300 Jahre Kurfürst Carl-Theodor

„Ohne das Wirken Carl Theodors wäre Schwetzingen nicht das, was es ist: liberal und weltoffen!" Trotz jeder Kritik an Adel und einem Kurfürstentum aus der Sicht einer heutigen Demokratie gelte es, den Mäzen des damaligen kleinen Dorfes mit Sommerresidenz in Erinnerung zu würdigen. Waren doch damals schon Tür und Tor des Schlosses offen für europäische Gäste aus Wissenschaft und Kunst. So die Eingangsworte des Oberbürgermeisters Dr. René Pöltl zur Vorstellung des Geburtstags-Programms. 

Und der „Statthalter auf Zeit“, wie er sich schmunzelnd betitelte, schätze sich glücklich, am Ende seiner Amtszeit dieses Ereignis noch begleiten zu dürfen. Sein Dank galt allen Beteiligten aus der Stadt, die zum Gesamtprojekt "300 Jahre Carl Theodor" kreativ beigetragen haben. 2024 wird gefeiert und Pöltl versprach „Dies wird ein besonderes Jahr!“ Lars Maurer, Museums- und Projektleiter des Karl-Wörn-Hauses, dem Museum der Stadt, stellte das Hauptprogramm vor, das durch viele kreative Köpfe der Stadt und Partnern entstanden ist und auf der Webseite der Stadt jederzeit einsehbar sei.

Zeitgenössisch genießen

Denn die bisher geplanten Stadtführungen, wissenschaftlichen Tagungen und künstlerischen Ausstellungen werden sicher noch durch viele weitere  spontane und noch nicht terminierte Veranstaltungen ergänzt werden. Durch das „Paradies der Tonkünstler“ führt Dr. Rüdiger Thomsen-Fürst vom Forschungszentrum Hof – Musik – Stadt, eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Voltaire“. „Carl Theodor – Facetten eines Kurfürsten“ leitet Dr. Ralf Wagner, der auch auf eine Illumination des Schlosses vom 1. bis 4. November, die das Leben des Kurfürsten erzählt, aufmerksam machte und ebenso auf einige angedachte städtische Ausstellungen.

Weihnachtsüberraschung

Ebenso spannend dürfte die Eröffnung des diesjährigen Kurfürstlichen Weihnachtsmarktes am 28. November durch den Kurfürsten höchstpersönlich werden, wie Christiane Drechsler, Leiterin der Tourist-Information erzählte. Dazu gibt es eine Führung über „Kurfürstliche Weihnachtsbräuche“, ebenso wie die „Kurfürstentour“ am 4. November oder dem „Kurfürstlichen Kaffeesalon“ in der Kurfürstenstube. Da ist einiges geboten zum Thema Genuss, der den damaligen Bewohnern des Schlosses ja Lebenselixier war.

Bildergalerie: Carl-Theodor in Schwetzingen und der Kurpfalz

Genuss und Musik

Dazu passt bestens die angekündigte Weinexkursion der VHS nach Mußbach in Kooperation mit der Badischen Heimat, wie VHS-Leiterin Gundula Sprenger ausführte. Ein akustischer Genuss wird sicher das Konzert „In Theodors Garten“, ein Projekt der Mozartgesellschaft, das Geschäftsführerin Katharina Simmert vorstellte. Ein Konzert mit dem Nerida Quartett und Nikolaus Friedrich, der das Lieblingsinstrument des Kurfürsten spielt, das dieser selbst beherrschte: die Klarinette. Und auch der verkaufsoffene Mozartsonntag und der Schwetzinger Herbst stehen ganz im Zeichen des Jubilars, wie Oliver Engert vom Stadtmarketing ausführte: Am Tag von „Carl Theodors Tafel“ wird dieser sogar gekrönt. Wieder kulinarisch wird es mit dem extra für dieses Ereignis kreierten Gin CT 300, den es bereits im Verkauf gibt.

Historisch

Geschichtlich wird es nochmals am Tag des offenen Denkmals mit einem Orgelspaziergang und im Karl-Wörn-Haus mit thematischen Ausstellungen als „Lebendes Buch“ in dem die Geschichte der kurfürstlichen Familien interaktiv erlebbar sein wird. Dazu begrüßt im Eingang des Museums ein „Gartenwagen“, ein Exponat aus Mittelitalien und ein Nachbau des Originals, mit dem sich bereits Carl Theodor durch den Garten hat ziehen lassen und auf dem nun OB Pöltl fürs Foto Platz genommen hat. Die 

Mannsbilder

Kulturreferentin der Stadt, Dr. Barbara Gilsdorf, steuerte in den Ideen-Pool auch noch etwas bei: Eine Ausstellung unter dem Arbeitstitel „Mannsbilder“ zeigt in Verbindung mit Dr. Dietmar Schuth vom Museum Blau moderne Malerei . In diesem kreativen Netzwerk der Stadt gab es auch viele Impulse von außerhalb, so etwa durch Prof. Hiram Kümper, Professor für Geschichte der frühen Neuzeit an der Uni Mannheim. 

Kein Ampelmännchen

Auch außerhalb Schwetzingens greifen einige Veranstalter dieses Geburtstags-Thema auf, so in Mannheim das Reiss-Engelhorn-Museum mit der Ausstellung ab 6. Dezember „Ein Kurfürst auf Zukunftskurs“. Was Carl Theodors vorausschauende und offene Denkweise huldigt, von der die Stadt noch heute profitiert. „Er is do hinne in de Leimbach g´falle“, so die Erinnerung eines Schwetzinger Bürgers, denn über Generationen wurden Geschichten „ihres“ Kurfürsten weiter erzählt. Und so wird dieses Geburtstagsfest von Juni bis Dezember ein Fest für die Kurpfälzer Bürger. Da hätte doch ein „Ampelmännchen“ in Gestalt von Carl Theodor sicher noch gepasst, diese Idee von Oliver Engert wurde aber von Land BW nicht genehmigt, schade eigentlich. (aw)