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Serie Aldinger Dorfleben vor 125 Jahren Teil 10a

SERIE

Aldinger Dorfleben vor 125 Jahren.

Im Jahr 1900: Die Landpost fährt dreimal in der Woche mit Handkarren oder Pferdefuhrwerk durch das Dorf. Die ersten Arbeiter ziehen in täglichen Fußmärschen los, nach Ludwigsburg zum Kaffee-Franck, nach Kornwestheim in die Salamander-Schuhfabrik oder zur Gießerei von Stotz. Aldingen hat noch kein elektrisches Licht. 

In loser Folge veröffentlichen wir hier Ausschnitte aus den Aufzeichnungen des Aldinger Schullehrers Kipple aus dem Jahr 1900. 

 

Zu Glaube und Sage schreibt Kipple:

Der Glaube an Gespenster und umgehende Tote, gespenstische Tiere ist nur bei den ältesten Leuten des Orts anzutreffen, vielmehr wissen dieselben nur noch Sagen ihrer Eltern anzuführen. Allgemein bekannt ist die Sage vom wilden Heer (Murtansheer), das zu bestimmten kirchlichen Festzeiten durch die Lüfte dahinsause und wobei man ein Geräusch von Wagenrollen und Kettengerassel höre. Wo es Menschen antreffe, nähme es dieselben mit in die Luft. Dagegen könne man sich aber schützen, wenn man sich zu rechter Zeit zu Boden werfe und da festhalte, wenn es auch nur an einem Grashalm sei. Das unerwartete Erscheinen des Muotes (Mutes- ) Heer soll Krieg bedeuten. 

Der Teufel gilt als ein von Gott abgefallener und in die Unterwelt (Hölle) verstoßener Engel, der als ein Fürst der Finsternis dieser Welt auf Böcken in der Luft daherfahre und selber auch in Bocksgestalt erscheine, um die Menschen ins Verderben zu ziehen. Bekannt ist, dass sich verzweifelnde Menschen ihm mit Blut verschreiben. Redensarten, die man hier über den Teufel zu hören bekommt sind, folgende: 

» Wenn dich nur der Teufel holen würde! « 

» Der ist dem Teufel zu schlecht, sonst hätte er ihn längst geholt. « 

» Der Teufel soll dich vierspännig holen! « 

» Geh zum Teufel! « 

» Du Teufelssakermost! « 

» Verklage mich beim Teufel und seiner Großmutter! « 

» Wer will den Teufel bei seiner Großmutter verklagen?« 

» Dich hat der Teufel hierher geführt! « 

» Der Teufel ist los! « » Du dummer (armer) Teufel. « 

» Der schwätzt dem Teufel ein Ohr weg. « 

Andere Ausdrücke für Teufel sind: 

» Der Böse - Gott sei bei uns -der leibhaftige Böse. « 

In heiligen Nächten hat er freien Lauf und besonders schlimmen Einfluss auf die Menschen. 

Über Haus- und Naturgeister wusste ein alter Mann hier folgende Sage zu berichten. In früherer Zeit habe ein Mann hier mehrere Geister gehabt, die ihm seine Weinberge geschafft hätten. Einer von diesen Geistern habe „Valtle“ geheißen, sei oft am hellen Tage erschienen und habe sich eiskalt angefühlt. Ein gutmütiger Hausgeist soll im Schafhaus in Beihingen a.N. und in Hofen (Oberamt Cannstatt) sein Wesen getrieben haben. 

Fortsetzung folgt (EP)