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Staatsanwaltschaft prüft Echtheit

Verurteilter Mörder aus JVA Bruchsal meldet sich per Videos

Trotz Fußfessel konnte der verurteilte Mörder aus der JVA Bruchsal bei einem begleiteten Ausflug fliehen.

Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Trotz Fußfessel konnte der verurteilte Mörder aus der JVA Bruchsal bei einem begleiteten Ausflug fliehen.

Über die Presse erlangten die Behörden Kenntnis von den kurzen Videos, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Der Deutsch-Kasache war als Gefangener der JVA Bruchsal Ende Oktober bei einem bewachten Ausflug an einen Baggersee im rheinland-pfälzischen Germersheim entkommen.

Video der Presse zugespielt

Unter anderem die «Heilbronner Stimme» und der «Südkurier» hatten zuvor über die Videos berichtet. Darin behauptet der Flüchtige, er sei Justizopfer und wolle eine Wiederaufnahme seines Verfahrens erreichen, berichten die Zeitungen. Der Mann war 2012 vom Landgericht Karlsruhe zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil er einen 44-Jährigen erwürgt hatte. Er wird weiterhin europaweit gesucht.

Echtheit muss geprüft werden

Für Staatsanwaltschaft und LKA sind die Aufnahmen zunächst weitere Hinweise. Es müsse geprüft werden, ob darauf wirklich der Flüchtige zu sehen ist, sagte der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft selbst sei nicht von dem Mann kontaktiert worden. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollten sich die Behörden zunächst nicht weiter äußern.

Flucht bei 8. begleiteter Ausführung

Der Deutsch-Kasache war als Gefangener der JVA Bruchsal am 30. Oktober bei einem bewachten Ausflug an einen Baggersee im rheinland-pfälzischen Germersheim entkommen. Es war bereits seine achte Ausführung in Begleitung seiner Frau und seiner Kinder. Er war 2012 vom Landgericht Karlsruhe zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil er einen 44-Jährigen erwürgt hatte.

Der Flüchtige wird weiterhin europaweit gesucht. Das Landeskriminalamt geht nach Angaben von Gentges derzeit rund 80 Hinweisen nach.

Bewacher nicht nahe genug am Mann

Aus Sicht von Gentges waren zudem die Bewacher des Häftlings nicht nahe genug an dem Mann. Die Begleiter seien verpflichtet, ihn ständig und unmittelbar zu bewachen, sagte Gentges. Trotzdem hätten die Beamten ihn nicht mehr fassen können, als er davonlief. «Für mich persönlich ergibt sich daraus die Schlussfolgerung, dass die beiden Bediensteten nicht nahe genug an dem Gefangenen dran waren, um ihn erreichen zu können», sagte Gentges. Das sei derzeit Gegenstand von Disziplinarermittlungen, die aber noch nicht abgeschlossen seien.

Video: Warum auch Mörder mal raus dürfen

Der verurteilte Mörder Aleksandr Perepelenko ist bei einem Ausflug aus dem Gefängnis an einen Baggersee entkommen. Der Leiter des Justizvollzugsanstalt Bruchsal erklärt, wie es dazu kam.

Fußfessel mithilfe eines Werkzeugs geknackt

Der Häftling hatte bei seiner Flucht seine Fußfessel mithilfe eines Werkzeugs geknackt. Die Justizministerin will deswegen nun überprüfen lassen, wie sicher die vom Land verwendeten Fußfesseln sind. Sie habe darum gebeten, prüfen zu lassen, «wie diese vielleicht anders ausgestattet werden kann, ob es möglicherweise andere technische Möglichkeiten gibt, hier zu noch mehr Sicherheit zu kommen», sagte Gentges.

Ausführungen zukünftig verändern?

Zudem will Gentges prüfen, ob die Ausführungen von Häftlingen künftig anders ausgestaltet werden müssen. Es müsse geprüft werden, ob man künftig nur noch einen Ort pro Ausflug besuche. Bislang werden die Ausflüge zudem laut Justizministerium teils mit den Familien der Häftlingen vorher abgestimmt. Auch das müsse man infrage stellen, sagte Gentges.