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150. Geburtstag

Volksschauspiele Ötigheim ehren Gründervater Josef Saier

Zuschauer genießen die Vorstellung der Volksschauspiele Ötigheim

Jochen Klenk

Josef Saier gründete 1906 die Volksschauspiele Ötigheim.

Die Volksschauspiele Ötigheim ehren am 25. Februar 2024 ihren Gründer Josef Saier anlässlich dessen 150. Geburtstages. Um 10.30 Uhr findet in der katholischen Pfarrkirche St. Michael ein Familiengottesdienst statt.

Anschließend werden Mitglieder der Volksschauspiele und der Josef-Saier-Stiftung das Grab von Josef Saier auf dem Ötigheimer Friedhof besuchen und dort einen Kranz niederlegen. Die Volksschauspiele laden Mitglieder und Freunde ein.

 

Josef Saier

Archiv Volksschauspiele Ötigheim

Die Volksschauspiele ehren dieses Jahr ihren Gründer Josef Saier anlässlich dessen 150. Geburtstag.

So entstanden die Volksschauspiele

Josef Saier wurde am 25. Februar 1874 in Kirchzarten geboren, nach seinem Abitur studierte er katholische Theologie in Freiburg. 1905 trat er seine erste und einzige Pfarrstelle in Ötigheim an. Da die dortige Jugend drohte, sich dem Dorfleben zu entfremden, suchte er nach einer sinnhaften Freizeitbeschäftigung für die jungen Leute. Mit zahlreichen Freiwilligen begründete er im Tiefgestade am Ötigheimer Ortsrand die Freilichtbühne Ötigheim. 1906 wurde die Bühne erstmals bespielt, auf dem Programm stand das historische Drama „Die beiden Tilly“, 130 Menschen waren beteiligt. Bereits vier Jahre später traten die Ötigheimer unter Saiers Federführung mit ihrem späteren Paradestück auf: Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“.

Der große Durchbruch für Saiers Volksschauspiele war gekommen. Sowohl die Zuschauer als auch die weit angereiste Presse waren voller Lob über die Leistung der Ötigheimer Laiendarsteller. Insgesamt 16 Vorstellungen waren 1910 nötig, um dem Besucherandrang wenigstens halbwegs gerecht zu werden. Josef Saier führte seine Volksschauspiele durch Höhen und Tiefen, zwei Weltkriegen hielt sein Lebenswerk unter seiner Federführung stand.

Künstlerische Linie blieb erhalten

Er wirkte sowohl als Regisseur als auch als Autor, seine „Passion“ – heute noch fester Bestandteil des Repertoires auf Deutschlands größter Freilichtbühne – wurde 1948 uraufgeführt. Die von ihm entwickelte künstlerische Linie gilt auch heute noch bei den Volksschauspielen als verbindlich.

1954 übergab Josef Saier seine Volksschauspiele in die Hände von Pfarrer Franz Häfner. Josef Saier dazu: „Vor vielen Jahren habe ich unsre Volksschauspiele als anspruchsloses Pflänzlein in den Sand der ehemaligen Sandgrube gelegt. Der liebe Gott hat gewollt, das es wachse. Nun übergebe ich es den Kommenden zu treuen Händen mit der liebenden Mahnung, den Geist und Sinn, den meine treuen Mitarbeiter mit mir bisher bewahrt, auch fernhin zu hüten und den Kommenden zu übergeben.“

Josef Saier starb am 7. Februar 1955 in Ötigheim. Die von ihm gegründeten Volksschauspiele gelten auch heute weit über die Region hinaus als kultureller Leuchtturm.