Der in Schwetzingen wohnende Polizeipräsident des Präsidiums Mannheim Siegfried Kollmar, der am Abend des 12. März ganz unerwartet nach einer geplanten Operation mit 62 Jahren verstarb, hat tiefe Betroffenheit und Trauer ausgelöst. Die Anteilnahme seiner Freunde und Kollegen sowie jenen, die ihn kannten und schätzten, für seine Ehefrau Andrea und seine Tochter Nadine sowie die gesamte Familie ist groß.
Auch die Beschäftigten des Polizeipräsidiums sind tief betroffen vom Tod ihres Dienststellenleiters. Kollmar war durch seinen kooperativen Führungsstil sehr beliebt, galt als zugänglich, sachlich und hatte stets ein offenes Ohr für seine Mitarbeitenden.
Von der Streife zum Präsidenten
Siegfried Kollmar war seit 1979 Vollblutpolizist. Er verkörperte einen Polizeibeamten, der sich vom einfachen Streifenpolizisten bis ganz nach oben hochgearbeitet hatte: vom Heidelberger Kripo-Chef bis zum Mannheimer Vizepräsidenten. Im Juli 2021 wurde Kollmar zum Präsidenten des Polizeipräsidiums Mannheim ernannt und war von da an zuständig für die Sicherheit von rund einer Million Menschen auf einer Fläche von 1315 Quadratkilometern. Das Präsidentenamt übertragen bekommen zu haben, bezeichnete Kollmar in einem Interview mit der Schwetzinger Woche zu seinem 60. Geburtstag im Oktober 2021 als die „Krönung seiner Laufbahn“.
Führungskraft
Kollmar war es wichtig, neben der fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenz als Führungskraft authentisch, ehrlich und verlässlich zu sein sowie eine Vertrauensbasis zu den Mitarbeitern zu haben. „Dazu gehört für mich, dass man sich auch kritisch auseinandersetzen muss, denn ich muss auch viele Entscheidungen treffen, bei denen ich der Kollegin oder dem Kollegen nichts zukommen lassen kann und trotzdem einen ordentlichen, engagierten Dienst abverlange“, so Kollmar im Gespräch 2021. Ihm war es stets wichtig, den Menschen hinter dem Kollegen zu sehen und sich in dessen Lage zu versetzen. Das machte Siegfried Kollmar aus: Er war vor allem Mensch – bodenständig, umgänglich, blieb sich selbst und seinen Prinzipien treu. Ein Vorbild eben.
Veränderungen
Und er war ein Heimatmensch, was sich zuletzt auch durch die Kandidatur für den Kreistag ausdrückte. Gerade durch den Polizeiberuf erlebte er die Veränderungen in der Gesellschaft hautnah und spürbar mit, die er im Interview 2021 wie folgt beschrieb: „Die Gesamtgesellschaft hat sich verändert, alles entwickelt sich weiter und manchmal in eine Richtung, die man gerne ändern würde. Es macht mich wütend und traurig, wenn ich Fälle anschaue, wo junge Menschen Flaschen auf Polizisten werfen. Das darf nicht sein und da greifen wir zur Not auch hart durch, setzen alles daran, die Tatverdächtigen zu ermitteln und zur Anzeige zu bringen. Ich finde es auch zu kurz gegriffen, wenn man das jetzt alles der Corona-Pandemie zuschreibt. Das mag mit ein Grund sein, aber es gibt doch viele Ursachen, wie die Frage nach den Werten der Menschen von heute, nach ihren Vorstellungen von Leben und Freiheit und ob und wie sie bereit sind, sich für unsere Gesellschaft einzusetzen. Da spielt auch sonst alles hinein, die vielen Kommunikationsplattformen, Social Media oder die Zukunftschancen der Menschen. Wenn man alles betrachtet, dann bleibt nur, die Werte, den Respekt gegenüber jedermann, die Achtung des Anderen und vieles mehr in die Sozialisationsphasen der Menschen einzubauen. Wir haben immer noch sehr, sehr viele tolle Menschen unter uns – alle müssen in die richtige Richtung steuern, damit es wieder besser wird. Denn es muss besser werden.“
Selbstkritik
Dabei ging Siegfried Kollmar durchaus auch mit dem eigenen Berufsstand hart ins Gericht: „Für uns als Polizei gilt, dass wir als Vorbild vorangehen müssen. Ordentliche Dienstkleidung, eine respektvolle Ansprache und ein angemessener Ton sind die Grundvoraussetzungen. Nur wenn ich Respekt vorlebe, kann ich auch Respekt erwarten. Jetzt bin ich aber sicher nicht naiv und weiß, dass es bei 2.650 Beschäftigten auch Fälle gibt, die seitens der Beamtinnen und Beamten nicht optimal gelaufen sind. Ich bin mir dann nicht zu schade, mich für die Polizei zu entschuldigen. In gravierenden Fällen gilt es, schonungslos und objektiv das Geschehen aufzuklären und Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen.“ Er setzte sich dafür ein, in seinem Berufsstand ein klares Zeichen gegen Diskriminierung, Rassismus und Extremismus zu setzen.