Zwei Jahre lang beherrschte auch Corona-Pandemie das Geschehen. Was ist 2021 auf der Heuneburg geschehen? Was hat sich für das herausragende archäologische Monument an Neuem ergeben? Der Blick aufs vergangene Jahr zeigt: Da ging doch einiges!
Keltenerlebniswelt
Den Aufbau einer „Kelten-Erlebniswelt“ für die Heuneburg hatte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, als Ziel der Arbeit für die Ausnahme-Fundstätte der frühen Kelten aufs Programm gesetzt. Das Ziel ist mittelfristig angelegt – und es ist ein Projekt, das die Umgebung des Plateaus über dem Donautal mit einbeziehen wird. Für dieses große Projekt ist im vergangenen Jahr vieles auf den Weg gebracht worden. Der Kreistag in Sigmaringen und das Land haben eine Vereinbarung für die Weiterentwicklung getroffen. Damit wurde ein wichtiger Teilschritt für das Gesamtprojekt erfolgreich umgesetzt: grünes Licht für die Entstehung der Kelten-Erlebniswelt Heuneburg.
UNESCO-Nominierung
Rückenwind für alle Pläne rund um das Monument der frühkeltischen Kultur brachte 2021 die Nominierung für die Bewerbung um die Anerkennung als UNESCO-Welterbe. Bis zum Frühjahr wusste nur ein kleiner Kreis davon, dass sich die eindrucksvolle Fundstätte auf dem Weg zu solchen internationalen Ehren befand. Im Frühjahr 2021 hat das Land das herausragende archäologische Monument für die deutsche Bewerbung um das UNESCO-Welterbe vorgeschlagen; im Oktober schließlich wurden die Zeugnisse der frühkeltischen Hochkultur, die Heuneburg in Baden-Württemberg und der Glauberg in Hessen, in die deutsche Vorschlagsliste für die UNESCO aufgenommen.
Endgültige Auswahl erst 2023
„Die Nominierung verhilft unserem Engagement auf der Heuneburg zu erheblichem Rückenwind“, freut sich Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die Begründung für die Auswahl: Die Heuneburg sei zusammen mit dem Glauberg in Hessen Teil eines herausragenden Netzwerks frühkeltischer Fürstensitze und gehöre zu den bedeutendsten Geländedenkmalen der keltischen Geschichte. In Deutschland gibt es derzeit 46 Welterbestätten, sechs davon liegen in Baden-Württemberg – unter anderem das Kloster Maulbronn, das seit 1993 auf der Welterbe-Liste der UNESCO steht und ebenfalls von den Staatlichen Schlössern und Gärten betreut wird. Ende 2023 wird entschieden werden, welche weiteren deutsche Stätten der UNESCO vorgeschlagen werden.
Personalzuwachs und Kompetenz
Die größte kulturtouristische Institution in Südwestdeutschland hat die Präsentation und Vermarktung der antiken Metropole hoch über dem Donautal von der Landesregierung übertragen bekommen. Die Aufgabe: Durch die Staatlichen Schlösser und Gärten soll die Heuneburg in eine lebendige Zukunft geführt werden. Bei den Staatlichen Schlössern und Gärten wurde mit dem Althistoriker und Archäologen Dr. Moritz Lange eigens ein Fachkonservator für die Weiterentwicklung und Präsentation der Heuneburg eingestellt. Betreut wird das Monument von der erfahrenen Klosterverwaltung Schussenried, die dafür eigens eine Stelle geschaffen hat. Seit Juli 2021 ist Tatjana Lorenz für die Heuneburg zuständig.
Viel Programm auch in Pandemiezeiten
Beim Blick auf das Jahr 2021 zeigt sich, wie viel an Programm trotz der Einschränkungen der Corona-Zeit auf der Heuneburg stattfinden konnte. Über 16.000 Gäste nutzten die Angebote. Im Mai konnte die ehemalige keltische Höhensiedlung wieder ihre Tore öffnen, nachdem der Inzidenzwert im Landkreis Sigmaringen weit genug gesunken war. Mit weiten Abständen und einer zahlenmäßigen Beschränkung fanden bald wieder Veranstaltungen statt, etwa ein Konzert mit dem Folk-Rock-Quartett „Cúl na Mara“ im Juni, das mit „Best of times“ ein neues Programm zum 10-jährigen Bühnenjubiläum präsentierte. Im Juli zog der beliebte archäologische „Handwerkertag“ zahlreiche Gäste an: ein Aktionstag, an dem die Mitwirkenden einen Eindruck vom Leben und Arbeiten in der einstigen Handelsstadt Pyrene vor 2.500 Jahren vermitteln, zugleich der „Oberschwäbische Tag der Archäologie“.
Von der Antike bis zur Moderne
Ebenfalls im Juli fand – als neues Veranstaltungsformat – erstmals eine Jazz-Matinee statt. Im August stand eine weitere Premiere auf dem Programm: der Aktionstag „Kelten kulinarisch“. Der Ausflug in die Welt der keltischen Küche bot ein sinnliches Erlebnis einer untergegangenen Kultur. Im September schließlich erlaubte es die stabile Corona-Situation, dass beim großen „Keltenfest“ die alte Kultur lebendig werden konnte. Living-History-Darsteller ließen die Gäste in die Zeit der Kelten eintauchen. Den Abschluss der Saison bildete ein Event, das sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtete: Beim bundesweiten Aktionstag „Türen auf mit der Maus“ erhielten die kleinen Forscherinnen und Forscher Einblicke in die Arbeitswelt der Archäologinnen und Archäologen und lernten moderne Messverfahren ebenso kennen wie die Geschichte der Heuneburg.
Bedeutendes Ziel der touristischen Landkarte
Von Frühjahr bis Herbst zieht das weitläufige Monument Tausende von Menschen auf den prominenten Hügel über dem Donautal: Die Heuneburg bei Herbertingen ist ein Publikumsmagnet. An klaren Tagen bietet das Gelände eine Aussicht über das Donautal und bis zu den Alpen. Die Fachleute forschen und graben nach wie vor auf der Heuneburg und in ihrer Umgebung – und zunehmend wird die enorme Dimension des Siedlungsgebietes sichtbar: ein antikes urbanes Zentrum. In der Forschung wird die Situation unter dem Begriff „Fürstensitz“ zusammengefasst. Die älteste nachweisebare Besiedelung reicht bis in die Bronzezeit zurück. Die Blütezeit der Heuneburg lag in der frühen Eisenzeit und reicht vom 7. bis 5. Jahrhundert vor der Zeitenwende.