Das alles bietet eine Stäffeles-Rallye, die treppauf, treppab durch den Süden der Landeshauptstadt Stuttgart führt. Unser Fazit: Zur Nachahmung empfohlen.

Eine Stadtrallye? Ist das nicht eher was für Kids? Ein wenig waren wir skeptisch. Los geht's an einem heißen Sommertag am Marienplatz – mit Fotoapparat, etwas Proviant und viel Wasser im Gepäck, die Rätseltour auf dem Mobiltelefon geladen … Und gleich am Marienplatz werden die ersten Fragen gestellt. Natürlich ist die Zacke hier Thema. Wir queren Deutschlands erste Fahrradstraße und von da an geht es mehr oder weniger immer nur bergauf. Schließlich ist unser Ziel die Karlshöhe – die Krone der Stadt, wie es heißt.

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Stäffelesrutscher

Geschätzt mehr als 400 Freilufttreppen – schwäbisch „Stäffele“ – gibt es in der Landeshauptstadt. Zu den schönsten gehört sicherlich die Eugenstaffel mit dem Galateabrunnen. Wer alle „Stäffele“ bezwingen wollte, müsste rund 20 Kilometer Stufen durch das gesamte Stadtgebiet erklimmen.

Stuttgart virtuell: Stäffeles-Tour (360-Grad-Video)

Gen Himmel

Während sich die Autos in Kehren und Kurven die Hügel hochwinden müssen, hat der Fußgänger den direkten Weg gewählt. Der führt über Treppen, Stäffele genannt, nach oben. Unsere erste Treppenanlage hört auf den Namen Else-Himmelheber-Staffel, benannt nach einer Widerstandskämpferin. Gehoben werden wir zwar nicht, die 118 Stufen sind mit Muskelkraft zu bewältigen. Oben angekommen, fühlen wir uns aber schon erhaben.

Else-Himmelheber-Staffel

Barbara Scherer

Die Else-Himmelheber-Staffel: 118 Stufen sind zu bewältigen.

Entschleunigung

Am Ende der ersten Staffel sieht man weit unten kleine Autos, winzige Menschen, oben ist es viel ruhiger und friedlicher als unten, Eidechsen huschen über die warmen Steine der Treppen.  Auch hier sind Fragen zu beantworten:  Man muss sich aufmerksam umschauen, suchen, auf Kleinigkeiten achten, die Antworten liegen nicht immer präsent vor einem. Wir sehen prächtige Villen, die die einstigen wohlhabenden Erbauer in parkähnliche Gärten gesetzt haben. Die Bewohner heute sind andere, aber nicht weniger Betuchte, wie man annehmen kann: Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer, Notare und die Verwaltung einer großen Kirche.

Villa in Stuttgarts Süden

Barbara Scherer

Prächtige Villen sind auf der Tour einige zu sehen.

Weitblicke

Die virtuelle Führung auf dem Smartphone (mit 10 % Rabatt für Nussbaum Abonnenten & Clubmitglieder) richtet unsere Aufmerksamkeit auf den Bergrücken auf der anderen Seite des Talkessels. Da thront stolz der Fernsehturm, der erste seiner Art überhaupt. Darunter sehen wir Stuttgarts kleinsten Weinberg, den Scharrenberg.  Mit Wein, Weib und Gesang hat auch die nächste Station zu tun: Die fröhlichen Sandsteinfiguren über dem Schwabtunnel, Bacchus und eine nur dürftig bekleidete Dame, haben es sich mit einer Fülle von Reben und offensichtlicher Freude am Trunk bequem gemacht und schauen gelassen auf die Straße, auf der die Autos im Tunnel verschwinden.

Über dem Schwabtunnel

Barbara Scherer

Oberhalb des Schwabtunnels

Parkspaziergang

Für uns geht wieder über eine Staffel hoch in die Hohenzollernstraße. Ein kleiner Park lockt. Die Büste eines Dichters – ein Herr Fischer aus Süßen, wird geehrt. Doch der ist gar nicht gefragt. Das Rätsel will andere Antworten: Ein prominenter Mensch hat einmal in jener Straße gelebt und von Stuttgarts Schönheit geschwärmt. Wer war’s und was genau hat er gesagt? Das finden wir nur heraus, wenn wir ein wenig herumwandern in dem kleinen Park unterhalb der Karlshöhe, die uns noch einiges abverlangen wird.

Pause auf der Treppe

Barbara Scherer

Die Stäffele eignen sich gut für eine kleine Verschnaufpause.

Hilfestellung

Apropos: Die Rallye-App-Macher lassen uns nicht allein, wenn wir die Antwort nicht wissen. Dann klicken wir auf die angebotenen Tipps im Handy, bekommen einen Hinweis, wenn der nicht reicht, einen weiteren und noch einen bis zur kompletten Antwort, die wir eintippen. Abgesehen von den Antworten, die viele Informationen über die Geschichte der Stadt transportieren, gibt die Rallye immer wieder weitere Tipps zum Sightseeing oder Hintergründe zu Themen – es ist also eine echte Stadtführung, nur mit einem anderen Medium.

Abstieg

Barbara Scherer

Aufwärts

Barbara Scherer

PreviousNext

Endspurt

Zurück zum Ziel: Die Karlshöhe gilt es zu erklimmen. Über Treppen natürlich, aber immerhin motiviert das Schild „Zum Biergarten“ beim Steigen. Der 344 Meter hohe Berg in Stuttgarts Mitte ist heute eine weitläufige Parkanlage. Erstaunlich genug, denn früher diente er als … Nein, das wird nicht verraten, denn das ist eine der Fragen, die wir auch nicht ohne Hilfestellung schaffen. Jedenfalls starren wir von der kleinen Brücke ratlos in eine Senke, in der sich ein Spielplatz befindet. Was war das früher?

Erfrischung

Vorbei an Sandsteinfiguren geht es zum Biergarten, wo wir mit einem der schönsten Weitblicke Stuttgarts belohnt werden. Hier gilt es bei einem kühlen Getränk und einem Vesper noch mal nachzudenken und zu rechnen. Gefragt ist die Summe der Anzahl bestimmter Stufen – was auch sonst – und der Zahl der Treppenaufgänge eines dominanten Hauses in der Innenstadt, das grau sein soll. Tatsächlich grau, oder doch beige?  Hier muss auch der Tippgeber im Smartphone helfen. Nun geht es doch tatsächlich nach unten und wir landen wieder am Marienplatz. Müde, schwitzend, nach sieben Staffeln, 632 Stufen, 2,2 Kilometern Strecke und 100 Höhenmetern, aber beglückt ob so vieler schöner Eindrücke.

Blick auf Stuttgart

Barbara Scherer

Beeindruckende Ausblicke entlohnen für den mühevollen Aufstieg.