Die Lebenserwartung steigt. Doch mit dem Alter wächst auch die Wahrscheinlichkeit, nicht mehr selbst für sich sorgen zu können. Etwa die Hälfte aller Männer und zwei Drittel aller Frauen werden im Laufe ihres Lebens zum Pflegefall.

Pflegeexperte Birger Mählmann: „Viele Familien können die nötige Unterstützung ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr leisten. Hinzu kommt, dass Häuser und Wohnungen häufig nicht altersgerecht sind, weshalb auch die ambulante Pflege nicht immer eine Lösung ist.“

Für einige Senioren ist ein Pflegeheim dann die einzige Option. Damit die Lebensqualität im neuen Zuhause erhalten bleibt, sollten Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bei der Wahl der passenden Einrichtung genau hinsehen. Angehörige sollten wissen, worauf sie sich einlassen und was ein gutes Pflegeheim ausmacht. Deshalb sollten sie sich voarb genau informieren.

Pfleger bringt Senior im Pflegeheim das Frühstück ans Bett

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Jeder möchte seine Angehörigen im Pflegeheim bestmöglich versorgt wissen.

Anlaufstellen für die Vorauswahl eines Pflegeheims

Welche Einrichtungen sich in der Nähe befinden und wie hoch die finanzielle Unterstützung der Pflegekassen ausfallen wird, erfahren Interessierte bei einer unabhängigen Pflegeberatung. Bei der gemeinnützigen Stiftung „Zentrum für Qualität in der Pflege“ finden Angehörige die Kontaktdaten der nächstgelegenen Beratungsstelle.

Auch das Heimverzeichnis der „Gesellschaft zur Förderung der Lebensqualität im Alter und bei Behinderung“ informiert online mit einer umfangreichen Pflegeheim-Datenbank. „Um die Qualität eines Pflegeheims zu bewerten, können sich Angehörige beispielsweise an dem seriösen Siegel ‚Grüner Haken‘ orientieren“, rät Mählmann. Dieses Siegel bewertet die Verbraucherfreundlichkeit der Pflegeheime auf freiwilliger Basis.

Die sogenannten „Pflegenoten“ des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) seien umstritten und sollten nicht als alleiniger Maßstab zur Bewertung der Pflegequalität herangezogen werden.

Pflegeheime finden

Neben den bereits genannten Links gibt es zum Beispiel noch folgende Verzeichnisse:

AOK-Pflegenavigator
BKK Pflegefinder
Pflegekompass der Knappschaft
vdek Pflegelotse

"Man sollte nicht das erstbeste nehmen, das gerade einen Platz frei hat", mahnt Bianca Trebbin, Beraterin beim Pflegestützpunkt des Kreises Pinneberg, im Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber".

Je nach Möglichkeiten sollte man mehrere Einrichtungen auskundschaften und auch besichtigen. Besonders in Großstädten führen manche Heime Wartelisten.

Senior in einem Beratungsgespräch

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Wichtige Informationen geben unabhängige Beratungsstellen.

Checklisten geben Überblick

„Zunächst empfiehlt es sich, eine Checkliste anzulegen, mit der Interessierte die Einrichtungen in der Umgebung bewerten können“, rät Mählmann. Eine umfangreiche Vorlage bietet beispielsweise die „Weiße Liste“, ein Projekt der Bertelsmann Stiftung. Mit einer Internetrecherche oder einem Anruf lassen sich bereits einige grundlegende Fragen vorab klären. Falls die Zeit drängt, rät Gabriele Freitag vom Pflegestützpunkt Ludwigshafen: "Rufen Sie immer wieder an, und nerven Sie ruhig ein bisschen." Vom Umgangston über das Beschäftigungsangebot bis hin zum Essen sollte man alles unter die Lupe nehmen.

► Pflegekompass: 3 Tipps für ein gutes Pflegeheim

Pflegeheim finden - Checkliste:

  • Lage der Einrichtung und Infrastruktur
  • Entfernung vom bisherigen Wohnsitz und dem der Angehörigen
  • Einrichtung der Zimmer: Individuelle Möblierung oder Standardausstattung
  • Zimmertypen: Einzel- oder Mehrbettzimmer, Zimmergröße
  • Art und Häufigkeit der angebotenen Aktivitäten
  • Freiheiten der Bewohner in der Gestaltung ihres Tagesablaufs
  • Vielfalt und Frische auf dem Speiseplan, Angebot bei Allergien und Unverträglichkeiten
  • Vorhandene Serviceangebote, beispielsweise Kooperationen mit Fußpflegern, Friseuren oder Physiotherapeuten
  • Besuchszeiten
  • Kosten: Höhe des Eigenanteils
  • Qualität der Pflege: Leitbild des Pflegeheims, Personalausstattung und ärztliche Betreuung

Vor Ort im Pflegeheim: Der persönliche Eindruck zählt

Nachdem die Angehörigen mit der pflegebedürftigen Person eine Vorauswahl getroffen haben, sollten sie zusammen ihre Wunsch-Einrichtungen besichtigen – und das am besten mehrmals und zu unterschiedlichen Uhrzeiten. „Dabei können Interessenten offene Punkte in der Checkliste ergänzen und sich einen persönlichen Eindruck verschaffen“, so Mählmann. Sind Hobby- und Gemeinschaftszimmer oder eine Cafeteria vorhanden? Gibt es eventuell einen Garten? Wie steht es um die Sauberkeit? Neben einladenden Räumlichkeiten spielt auch die Atmosphäre eine Rolle.

„Es kann sich lohnen, den direkten Kontakt zu Bewohnern, Angehörigen und Angestellten zu suchen und sie nach ihren Erfahrungen mit der Einrichtung zu fragen“, rät der Pflegeexperte. Auch das äußere Erscheinungsbild der Bewohner kann Aufschluss über die Qualität der Pflege geben. Das Personal sollte sich ausreichend Zeit für jeden einzelnen Bewohner nehmen. Im Gespräch mit der Heimleitung haben Angehörige die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu klären, inwieweit die Familie von der Einrichtung miteinbezogen wird.

Manche Pflegeheime bieten Probewohnen, beispielsweise in den Sommermonaten, an. Die dabei gemachten Erfahrungen können helfen, eine finale Entscheidung zu treffen. Mählmann betont: „Da gute Einrichtungen häufig eine Warteliste haben, sollten sich ältere Menschen frühzeitig um einen Platz kümmern.“

Nachmittagskaffee im Pflegeheim

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In einem guten Pflegeheim gibt es gemeinsame Aktivitäten.

Vorbehalte gegen Heime ablegen

Experten werben dafür, Vorbehalte gegen Heime abzulegen. "Es stimmt einfach nicht, dass häusliche Versorgung immer besser ist als stationäre Pflege", sagt Trebbin. Vor allem bei Menschen mit hohem Pflegebedarf kann das Heim laut Freitag erste Wahl sein. "Es ist auch die Angst vor finanziellen Belastungen, die die Leute vom Heim abhält", so Daniela Hubloher, Patientenberaterin bei der Verbraucherzentrale Hessen. Doch selbst wenn die Leistungen der Pflegekasse und die Mittel des Pflegebedürftigen die Kosten nicht decken, bleiben die erwachsenen Kinder häufig verschont. "Raten fürs Haus, Beiträge zur Lebensversicherung, Unterhalt für eigene Kinder: Man kann da eine ganze Menge geltend machen", schildert Hubloher.

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