Türkis, Kobalt oder Azur – für ihre Schattierungen gibt es in Sprachen weltweit unzählige Begriffe. Sie ist vielleicht das Erste, was uns in den Sinn kommt, sobald wir an Himmel oder Meer denken. Für 40 Prozent der Deutschen ist Blau die persönliche Lieblingsfarbe. Doch können Hintergründe und Sagen rund um die Farbe 15 Räume in einem Museum füllen? Wer das Museum Blau in Schwetzingen besucht, erhält eine Antwort auf diese Frage.
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Von Beginn an ist der promovierte Kunsthistoriker Dietmar Schuth Direktor des Blau Museums. 1995 schrieb er seine Doktorarbeit zur Geschichte der Farbe Blau und plante anschließend ein Lexikon zu veröffentlichen, welches er mit passenden Exponaten bebildern wollte. Doch eines Tages hatte Schuth so viele Stücke in seiner Lieblingsfarbe gesammelt, dass er auf die Idee kam, ein gesamtes Museum zum Thema zu eröffnen.
Für Könige und Arbeiter
Seit 2017 erzählen nun 15 Räume die kulturgeschichtliche sowie naturwissenschaftliche Historie der Farbe. Dabei bietet das Museum im Herzen der Stadt den Gästen nicht nur die Möglichkeit verschiedene Ausstellungsstücke zu begutachten, sondern entführt sie auch ans Meer, auf die Blumenwiese oder sogar ins Weltall. Zu Beginn der Reise erfahren Gäste, wie Blau von der Farbe der Könige zur Farbe der Arbeiter in indigofarbenen Hosen wurde. Obwohl Dietmar Schuth größtenteils allein hinter Einrichtung und Sammlung der Ausstellung steht, ist es ihm wichtig nicht zu viel Fokus auf seine eigene Person zu lenken. „Die Farbe ist hier der Star. Ich bin nur der Helfer“, sagt der Kunsthistoriker.
Eine Farbe, viele Perspektiven
Jeder Raum betrachtet die Farbe Blau dabei aus einem anderen Blickwinkel. Einer von ihnen mutet discoähnlich an. Der Boden ist ausgelegt mit unzähligen Stückchen von blauem Glas. An der Wand hängt das Bild, einer „blauen“, weil weintrinkenden Maria. Eine Musikbox spielt auf Wunsch Lieder wie “Blue Moon” von Elvis Presley oder “l’amour est bleue“ von Vicky Leandros.
Farbe der Sehnsucht
An dieser Stelle spielt die Einrichtung damit, welche Bedeutungen „Blau“ in verschiedenen Sprachen hat. Besonders in der englischsprachigen Musik steht blue meist für Liebeskummer und die damit verbundene Traurigkeit und Sehnsucht. Im Russischen beispielsweise bezeichnet man homosexuelle Männer als blau. An den Wänden sind viele Informationen zur gesellschaftlichen sowie naturwissenschaftlichen Bedeutung der Farbe. Bis zu zwei Stunden kann es dauern, wenn man alles Wissenswerte zur Farbe Blau aufsaugen will.
Das Museum Blau ist auch für Kinder interessant
Ein bisschen Wunderland
Ein Raum, welcher von der Bedeutung blauer Pflanzen und Blumen erzählt, ist mit Kunstrasen in saftigem Grün ausgelegt. Auf dem weißen, verschnörkelten Tisch ist eine Torte mit blauen Heidelbeeren zu finden, auf einer altmodischen Schminkkommode laden die Düfte von Vergiss-mein-nicht oder Veilchen zum Probieren ein. Ein Hauch Alice im Wunderland mitten in Schwetzingen. Die Ausstattung jedes Zimmers wirkt durchgedacht und perfekt abgestimmt, trotz aller Details niemals überladen. „Es war die schönste Phase meines Berufslebens“, sagte Dietmar Schuth rückblickend über die Zeit, in der er das Museum Blau eingerichtet hatte.
Für Groß und Klein
Für Schuth war es bei der Gestaltung des Museums wichtig, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder dort einiges erleben können. So finden sich in einer Kiste zahlreiche blaue Plüschtiere von Arten, die wirklich existieren. In mehreren Räumen sind auch kleine Rätsel und Spielereien für Kids zu finden. Gleich mehrfach sind auch die vielleicht berühmtesten blauen Kobolde anzutreffen: Die Schlümpfe. Auch Schuth selbst liegen die kleinen, blauen Wesen besonders am Herzen.
Auf Wolke 7
Im Raum zum Thema Himmel können sowohl Kinder als auch Erwachsene auf einer Wolke Platz nehmen. Nur einige Meter entfernt, fängt die Einrichtung die Atmosphäre der sogenannten Blauen Stunde, der Zeit der Abenddämmerung ein. Ungewöhnlich, mit Liebe zum Detail, etwas skurril – So lässt sich das Museum Blau wohl beschreiben. 15 Räume mit spannenden Geschichten zu füllen, schafft es jedoch auf jeden Fall.