„Mit dem Alter hört man eben schlechter!“ – wer hat diesen Satz nicht schon einmal von seinen Eltern und Großeltern gehört? Dabei ist Hörverlust mittlerweile tatsächlich nichts mehr, was man einfach so hinnehmen muss: Mit gezieltem Training lässt sich die Hörleistung verbessern oder zumindest der Hörverlust verlangsamen. Ganz gleich in welchem Alter.

Seniorin mit Ohrhörern freut sich

Cecilie_Arcurs/E+

Um die Ohren auch im Alter fit zu halten, sollte man sie täglich beanspruchen.

Aber wie trainiert man sein Gehör?

Die meisten Hörübungen beruhen darauf, dass man sich aktiv auf das Hören konzentriert. So wird die auditive Wahrnehmung geschärft, was zu einer merklichen Steigerung der Hörleistung führen kann.

Hörübungen

  1. Unruhige Orte aufsuchen und Achtsamkeit üben

Man geht an einen lauten Ort, beispielsweise ein Einkaufszentrum. Dort versucht man, sich auf genau ein Geräusch zu konzentrieren. Alternativ kann man sich selbst ein Rätsel stellen: Welche Geräusche nehme ich wahr, was verursacht sie und aus welcher Richtung kommen sie?

Nichts spricht dagegen, solche Übungen bereits mit 35 oder 50 zu beginnen, wenn das Gehör noch in Ordnung ist. Das „Hörtraining“ lässt sich gut als Achtsamkeitsübung in unseren Alltag einbauen. Damit trainieren wir nicht nur unser Gehör, sondern tun auch etwas für unsere innere Ruhe und Konzentration.

  1. Sich jeden Tag unterschiedlichen Hörreizen aussetzen

Ein aktiver Lebensstil fördert die Gesundheit und trainiert die Sinneswahrnehmungen. Das kommt auch dem Gehör zugute. Wer seine Ohren bis ins Alter fit halten möchte, sollte darauf achten, dass sie täglich beansprucht werden und viele unterschiedliche Reize zu verarbeiten haben. Für die nachhaltige Hörgesundheit ist es wichtig, Abwechslung und Herausforderung in die gewohnten Tagesabläufe zu bringen. Denn wird das Gehör immer wieder mit neuen Höreindrücken konfrontiert, stellt es sich darauf ein und bleibt flexibel.

  1. Unternehmungen machen und aktiv kommunizieren

Konzerte, Theateraufführungen oder Vorträge setzen verschiedene Hörreize. Auch alle Gespräche und gesellige Unternehmungen in kleinen und großen Gruppen, sei es im Sportverein, mit Freunden oder mit der Familie sorgen für unterschiedliche Akustische Reize, die das Gehör trainieren.

Deshalb gilt: Wer sich stets aktiv beteiligt und kommuniziert, hält sein Gehör im Training und kann auch sehr schnell feststellen, wenn die Verständigung allmählich schlechter wird.

Große Bandbreite der akustischen Signale

Ein abwechslungsreiches Spektrum akustischer Anforderungen an das Gehör unterstützt den Erhalt der vernetzten Nervenbahnen im Hörzentrum des menschlichen Gehirns, wo das Gehörte entschlüsselt und verarbeitet wird. Je größer und vielfältiger die Bandbreite der akustischen Signale ist, desto leistungsfähiger bleiben die entsprechenden Vernetzungen im Gehirn.

Drei Musikerinnen spielen in einem klassischen Orchester

skynesher/E+

Öfter mal ein Konzert besuchen: nicht nur die Musik selbst, auch das "Drumherum" mit den anderen Besuchern, das Gemurmel in der Pause usw. trainieren das Gehör.

Umgekehrt gehen diese neuronalen Strukturen verloren, wenn vergleichsweise wenige oder nur gleichförmige Signale aufgenommen werden. Allzu viel Routine bei den Hörgewohnheiten ist deshalb nicht unbedingt hilfreich.

Wann zum Hörakustiker gehen?

Werden unruhige Gesprächssituationen zunehmend als anstrengend empfunden, sollte man ihnen nicht aus dem Weg gehen, sondern auf jeden Fall einen Hörtest bei einem Hörakustiker in Betracht ziehen.

Hörforscher gehen davon aus, dass dieser Prozess der Hörentwöhnung weit verbreitet ist. Denn bei Millionen Menschen hat sich mit zunehmendem Alter bereits ein schleichender Hörverlust eingestellt. Die Hörwahrnehmung der Betroffenen ist eingeschränkt, ohne dass sie sich darüber im Klaren sind. Unbewusst haben sie ihre Alltagsmuster an ihre Hördefizite angepasst, so dass Menge und Vielfalt der akustischen Signale, die das Hörzentrum noch erreichen, immer weiter abnehmen. In der Folge liegen die Verarbeitungsstrukturen im Gehirn mehr und mehr brach.

Je länger diese Entwöhnung andauert, desto schwieriger wird es, den Prozess wieder umzukehren. Hörakustiker können hier Abhilfe schaffen und hörentwöhnte Menschen mit Hilfe geeigneter Hörtechnologie und individueller Hörtrainings wieder zum guten Hören verhelfen.

Audiotherapie

Audiotherapie ist Aufgabe des Hörgeräteakustikers und eignet sich besonders für Menschen, die bereits ohne Hörsysteme Probleme beim Hören im Umgebungslärm haben, und für hörentwöhnte Kunden, die längere Zeit unversorgt waren. Sie richtet sich an Menschen mit mittleren und schweren Hörverlusten, einer ausgeprägten Geräuschempfindlichkeit und ist für Tinnitus-Patienten geeignet.

Mehr über Audiotherapie erfahren Sie hier!

Weitere Informationen rund ums Hören

Fördergemeinschaft Gutes Hören

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