Damaszenermesser sind quasi die Lamborghinis unter den Messern: schön und stark. Auch wegen ihrer individuellen Optik sind sie gefragt. Der Weg zum fertigen Messer fängt mit der Auswahl des Stahls an: Denn die Mischung macht den Unterschied. Die Verwendung mehrerer Stahlsorten, deren besten Eigenschaften miteinander kombiniert werden, zeichnet Damaszenerstahl aus.

Hammerschläge

Ist die Wahl getroffen, geht es für Oliver Klasen los. Neun bis elf kleine Platten von vier auf zehn Zentimetern, drei Millimeter dünn, werden abwechselnd übereinandergestapelt, zusammengepresst und heiß gehämmert. Durch Hitze und Druck verbinden sich die Platten, werden eins. Den so entstandenen Rohling wiederum teilt Klasen in vier Teile und schweißt von Neuem: Neun mal vier – das sind 36 Lagen. Wieder und wieder wird der Rohling so durch vier geteilt, geschichtet und neu verbunden. „Optimal sind 150 bis 700 Lagen“, erklärt der Fachmann.

Stuttgart: Damasterei

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Oliver Klasen hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Magische Momente

Der finale Rohling wird dann bei 900 Grad erhitzt und mit dem Hammer bearbeitet. Ein Kraftakt. Anschließend heißt es: in Form bringen, schleifen, härten und in Härteöl abschrecken. Dann kommt Chemie ins Spiel: Die Klinge wird für etwa zehn Minuten in Schwefelsäure getaucht. Die greift die Lagen unterschiedlich stark an. Endlich kommt der magische Moment, auf den alle Workshop-Teilnehmer hinfiebern und der auch für Oliver Klasen jedes Mal aufs Neue aufregend ist: Die einzigartige und individuelle Damaststruktur wird sichtbar: Je nach Dauer und Temperatur ist das Muster in unterschiedlich starker Ausprägung erkennbar. Das richtige Händchen entscheidet dabei über den Erfolg.

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Heißer Ofen: In der Hitze des Schmiedefeuers verbinden sich die Stahlschichten.
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In der Hitze des Moments ... Bis zu 1100 Grad muss der Stahl im Schmiedefeuer aushalten.
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Von grob nach fein

„Am Anfang ist die Arbeit der Messermacher sehr grob, mit Feuer und Hammer“, sagt Klasen über seine Leidenschaft. Später wird es sehr viel feiner, mit Lupe und Uhrmacherfeile. Es kommen sämtliche Werkzeuge zur Metall- und Holzbearbeitung zum Einsatz. Er selbst kam 2012 zu seiner Berufung: „Als mein Sohn auf die Welt kam, war ich zwangsläufig ständig am Kochen, und ich war von stumpfen Messern genervt. Dadurch kam die Idee, selbst eines zu schmieden.“ Nach und nach wurde aus dem Hobby eine Leidenschaft.

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Für jeden Geschmack

Das Damaszenermesser ist zwar Namenspate für die Stuttgarter Messermanufaktur, Oliver Klasen bietet in seinen Workshops aber noch zwei weitere Arten von Messern an: eines aus Mono-Stahl mit Hamonlinie und ein sogenanntes "San Mai". Für Ersteres wird die Klinge am Rücken mit einer Lehmmischung bestrichen. Durch einen Ätzvorgang wird anschließend die Härtelinie – die Hamonlinie – sichtbar: Ein Bereich bleibt dabei dunkler als der andere. San-Mai-Messer dagegen sind wie ein Sandwich aufgebaut: An den Seiten der Klinge jeweils eine Schicht weichen Stahls, der Kern in der Mitte aus hartem Stahl, der lange scharf bleibt.

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Bei der Arbeit am Schleifstein ist Präzision gefragt.
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Funkenflug: Den richtigen Schliff braucht die Klinge natürlich auch.
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Den richtigen Griff finden

Sprichwörtlich auf Messers Schneide fühlt sich mancher Teilnehmer, sobald es an den Griff geht. „Nach stundenlanger Arbeit kommt jetzt die Angst, das Messer zu verhunzen“, sagt Klasen. Die Sorge ist aber unbegründet, der Fachmann weicht seinen Schülerinnen und Schülern auch nicht von der Seite. Denn eins haben alle Workshops gemeinsam: Sie sind für nur eine teilnehmende Person ausgelegt. Schüler und Schmied arbeiten an eigenen Messern. Jeden Schritt zeigt Klasen exemplarisch am Beispielmesser und greift nur selten ein, um zu korrigieren.  Die Griffe werden dann je nach Gusto aus Holz oder Kunststoff hergestellt. Für den passenden Klingenschutz aus Leder sorgt auf Wunsch ein Sattler, sollen Griff und Schneideschutz aus demselben Holz sein, hilft ein Schreiner weiter. Individuelle Auftragsarbeiten nimmt Klasen selbstverständlich auch an. Alles Handarbeit, aber das versteht sich irgendwie von selbst, oder?

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Scharfes Teil ... Ein handgeschmiedetes Messer ist ein Leben lang treuer Begleiter in der Küche.