Paul Maier spielt seit über 60 Jahren in Ötigheim Theater

An einen seiner ersten Auftritte auf der Freilichtbühne der Volksschauspiele in Ötigheim kann sich Paul Maier noch gut erinnern. „Bei Josef von Ägypten hatte ich eine kleine Rolle und durfte dem Hauptdarsteller in die Arme rennen“, weiß er noch heute. Das war 1958 und der kleine Paul ging noch nicht einmal zur Schule.

Sechseinhalb Jahrzehnte später ist Paul Maier immer noch bei den Volksschauspielen aktiv und in diesem Jahr als Wilhelm Graf von Sandau in der Räuberpistole „Das Wirtshaus im Spessart“ zu sehen.

Lampenfieber gehört dazu

Hat er nach so vielen Jahren noch Lampenfieber? „Klar“, lacht Paul Maier: „Das gehört unbedingt dazu“. Auch mit über 70 ist es für ihn immer noch aufregend vor mehreren tausend Besuchern zu spielen. Das müsse man einfach einmal selbst erlebt haben, sagt er und freut sich, dass auch heute noch viele jungen Menschen in ihrer Freizeit in Ötigheim Theater spielen. Das war zu Beginn der Volksschauspiele noch ganz anders.

Pfarrer Josef Saier hat den Theaterverein 1906 ins Leben gerufen. „Auch zu meiner Anfangszeit in den 1950er und 1960er Jahren hat hier im Dorf fast jeder mitgespielt. Es gab ja auch nicht viele Alternativen, seine Freizeit zu verbringen“, berichtet Paul Maier.

Vom Theaterfieber gepackt

Heute kommen viele Mitspieler aus anderen Gemeinden rund um Ötigheim. Sie alle hat das Theaterfieber gepackt So gibt es neben verschiedenen Ballettgruppen ein eigenes Orchester und verschiedene Chöre. Auch Paul Maier hat viele Jahre im Chor gesungen und übernimmt seit mehr als 60 Jahren immer wieder verschiedene Solorollen. Auf der großen Freilichtbühne ebenso wie im Zimmertheater der kleinen Bühne. In Wilhelm Tell hat er unter anderem Walter Fürst gespielt, bei Martin Luther den Kardinal Kajetan und in Amadeus den Diener des Salieri.

Lieblingsrollen hat Paul Maier viele: „Jede ist anders und in jede muss man sich hineinversetzen“, sagt er. Als Wilhelm Graf von Sandau brilliert er in diesem Jahr ganz besonders und bekam bei der Premiere immer wieder Szenenapplaus.

Die Erwartungshaltung ist gestiegen

Paul Maier freut sich, dass auf dem Tellpatz, wie die Ötigheimer ihre Freilichtbühne liebevoll nennen, heute alle Altersgruppen vertreten sind. Kleine Kinder sind gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern aktiv oder feiern in einer der Nachwuchstanzgruppen ihre Bühnenpremiere. Dabei sei die Erwartungshaltung der Zuschauer in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen, stellt Paul Maier fest. So erhalten ambitionierte Nachwuchskräfte heute beispielsweise Gesangsunterricht.

Auch hinter den Kulissen ist in den letzten Jahrzehnten alles professioneller geworden. Vom Licht über den Ton bis hin zu den Kostümen, für die es in Ötigheim eine eigene Schneiderei gibt. Schließlich soll dem Zuschauer auch in diesem Jahr wieder ein perfekter Theaterabend präsentiert werden. „Wenn die Besucher mit einem Lachen im Gesicht nach Hause gehen, dann wissen wir Schauspieler: Die Probearbeiten haben sich gelohnt“, sagt Paul Maier.

Das steht 2023 auf dem Programm

Gespielt wird auf der Ötigheimer Freilichtbühne bis Ende August. In diesem Jahr neben dem „Wirtshaus im Spessart“ auch „Das Haus in Montevideo“ und das Kinderstück „Der Zauberer von Oz“. Abgerundet wird das Programm durch zwei festliche Konzerte und zahlreiche Gastspiele. Unter anderem sind David Garrett, Howard Carpendale, Hubert von Goisern, Giovanni Zarrella, Sasha und Marc Marshall in diesem Sommer zu Gast auf Deutschlands größter Freilichtbühne.