Ist das Rebhuhn noch zu retten? Die Chancen sind jedenfalls gestiegen, dass sich in Baden-Württemberg wieder eine größere Population des gut getarnten Bodenbrüters entwickeln kann. Wichtige Vorarbeiten dazu hat ein Projekt im Landkreis Tübingen geleistet. Dort liegt einer der letzten Verbreitungsschwerpunkte des Brutvogels im Land.

Statt den Artenschwund nur zu beklagen, haben sich verschiedene Akteure gemeinsam auf den Weg gemacht. Mit einigem Erfolg: „Das drohende Aussterben des Rebhuhns im Landkreis Tübingen konnte vorerst verhindert und der seit den 1980er Jahren kontinuierliche Rückgang erstmalig gestoppt werden. Noch können wir das Rebhuhn retten. Doch dies geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Die Zeit drängt!“, sagt Projektleiterin Karin Kilchling-Hink.

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Kooperation von Landwirtschaft, Naturschutz, Kommunen, Politik und Jägerschaft

Dass dieser Erfolg nur durch das besondere Engagement der regionalen Akteurinnen und Akteure möglich war, brachte der Tübinger Landrat Joachim Walter beim Treffen der Projektpartner zum Projektabschluss in Rottenburg mit seinem deutlichen Lob zum Ausdruck. „Ehrenamtliche machten sich mit Herzblut und Hoffnung im Frühjahr allabendlich auf Rebhuhnsuche. Landwirte auf ihrem Schlepper bereiteten das Saatbett für Blühmischungen. Naturschutz-Aktive und Kommunen stutzten die zu hoch gewordenen Gehölzkulissen. Ich danke Ihnen allen, auch jenen, die geholfen haben, den Fuchs als wichtigsten Beutegreifer des Rebhuhns in Schach zu halten.“

„Dass die erfolgreiche Partnerschaft zwischen NABU, Landesjagdverband und landwirtschaftlichen Betrieben voraussichtlich nicht mit dem PLENUM-Projekt endet, sondern das regionale Engagement eine Fortsetzung im Rahmen des bundesweiten Projekts ‚Rebhuhn retten – Vielfalt fördern‘ finden wird, ist ein toller Projekterfolg“, sagte Kolja Schümann, Geschäftsführer von PLENUM und VIELFALT e.V.

Das Kooperationsprojekt „Rebhuhnschutz im Landkreis Tübingen“ wurde durch PLENUM Tübingen gefördert, vom NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen getragen und in Kooperation mit VIELFALT e. V., der Initiative Artenvielfalt Neckartal (IAN) und dem Landratsamt Tübingen umgesetzt.

Karin Kilchling-Hink

Das Kooperationsprojekt „Rebhuhnschutz im Landkreis Tübingen“ wurde durch PLENUM Tübingen gefördert, vom NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen getragen und in Kooperation mit VIELFALT e. V., der Initiative Artenvielfalt Neckartal (IAN) und dem Landratsamt Tübingen umgesetzt.

Steckbrief Rebhuhn

  • Das Rebhuhn ist etwa 30 Zentimeter groß, wiegt 290 bis 470 Gramm und hat ein überwiegend braungraues Gefieder. Erwachsene Rebhühner tragen eine rostfarbene bis gelbe Kopfzeichnung und auf der Brust einen dunklen Fleck in Hufeisenform. Das Rebhuhn bewegt sich meist zu Fuß, kann jedoch auch fliegen. Bei Gefahr drückt es sich flach an den Boden.
  • Zum Überleben braucht die charakteristische Art des Offenlandes überjährige, ungenutzte Strukturen wie Feldraine, Brachen, Säume von Niederhecken und insbesondere große, mehrjährige Blühflächen. Hier finden die Rebhuhn-Familien mit ihren Küken das ganze Jahr über Schutz vor Beutegreifern sowie ausreichend Nahrung.
  • Rebhühner knabbern gern an grünen Pflanzenteilen und fressen Samen von Wildkräutern sowie Getreidekörner. Jungvögel brauchen anfangs viele Insekten und deren Larven, wie Ameisen, kleine Käfer, Schmetterlingsraupen und Blattläuse.
  • Das Weibchen baut sein Nest als Mulde am Boden, bevorzugt in überjähriger ungenutzter Vegetation mit Altgras, wo es Deckung findet. Dazu zählen Brachen, Feldraine, Weg- und Grabenränder und Säume von Niederhecken. Mitte April bis Juli legt das Rebhuhn durchschnittlich 16 Eier. Nach 23 bis 25 Tagen schlüpfen die Jungen, die mit 13 bis 14 Tagen fliegen können und mit etwa fünf Wochen selbstständig sind. Sie bleiben aber bis zum Frühjahr im Familienverband. Im Gegensatz zu den Zugvögeln ist das Rebhuhn auch im Winter bei uns anzutreffen.
Ausreichend Nahrung und Schutz findet das Rebhuhn unter anderem in Brachen, Niederhecken und großen Blühflächen, die nicht abgemäht werden.

NABU/M. Eick

Ausreichend Nahrung und Schutz findet das Rebhuhn unter anderem in Brachen, Niederhecken und großen Blühflächen, die nicht abgemäht werden.