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Führung im Schwetzinger Rathaus

Auf den Spuren von Heinz Friedrich im Schwetzinger Rathaus

Kunsthistorikerin und Kulturdezernentin Dr. Barbara Gilsdorf (Mitte), schaffte es, die Gäste der Führung im Rathaus zu begeistern.

ral

Kunsthistorikerin und Kulturdezernentin Dr. Barbara Gilsdorf (Mitte), schaffte es, die Gäste der Führung im Rathaus zu begeistern.

In den Fluren im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Schwetzinger Rathauses hängen zahlreiche Werke des Schwetzinger Künstlers Heinz Friedrich. Die Kunsthistorikerin und Kulturdezernentin der Stadt, Dr. Barbara Gilsdorf, führte Kunstinteressierte aktuell in einer Sonderführung anhand der Bilder in die private und künstlerische Welt Friedrichs ein, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern würde. 

Rund 20 kunstbegeisterte Zuhörer und Zuschauer leitete Dr. Gilsdorf an den Bildern im Flur des 1. Obergeschosses im Rathaus entlang. Sie verknüpfte ihr fachliches Wissen über bildende Kunst und Kunstgeschichte immer wieder geschickt mit privaten Anekdoten über das Leben Heinz Friedrichs, die ihr in ihrer Zeit in Schwetzingen nach und nach zugetragen wurden. Sie und die Zuschauer betonten immer wieder, dass der Stil Friedrichs, die figürliche, nicht-abstrakte und in vielen Teilen impressionistisch anmutende Malerei, zeitlos sei. Eben mit diesem klassischen Malereistil habe sich Friedrich nach dem Krieg gegen die aufkommende Abstraktion in der Kunst behaupten müssen. Ein sehr frühes Werk aus dem Jahr 1947 ist die erste Station des Rundgangs: ein Bauer auf seinem Wagen auf dem Heuweg. Friedrich soll auf diesem Weg regelmäßig unterwegs gewesen und dem einen Bauern begegnet sein, den er schließlich auf Leinwand bannte. 

Russlandfeldzug

Das Bild zeige, wie sehr Friedrich mit seiner Heimatstadt verbunden war und diese auch immer wieder künstlerisch darstellte. Aufgewachsen ist er in einem wenig wohlhabenden Elternhaus als mittleres von drei Kindern. Auf der Volksschule war er ein begeisterter Schüler und begann schon in jungen Jahren zu zeichnen und zu musizieren. Zu Friedrichs beruflichem Werdegang gehört eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung auf dem Bauamt, eine Lehre als Maurer und damit eine anschließende Ausbildung zum technischen Zeichner. Und natürlich auch der Krieg. Im Jahr 1942 wurde er eingezogen und im Russlandfeldzug eingesetzt. Nach eigenen Erzählungen habe er dort die Apokalypse erlebt.

Die Figuren auf den Porträts von Heinz Friedrich strahlen eine große Ruhe aus.

ral

Die Figuren auf den Porträts von Heinz Friedrich strahlen eine große Ruhe aus.

Unheimliche Ruhe

Nach dem Krieg entschied er sich gänzlich für die Kunst und nahm ab 1947 das Studium an den Akademien in Stuttgart und Karlsruhe auf. „Friedrich hat nie abstrakt gearbeitet“, betont Dr. Barbara Gilsdorf noch einmal. Seine Hauptgattungen seien das Porträt, die Landschaftsmalerei und das Stillleben gewesen, erklärt die Kunsthistorikerin. Ein Gemälde mit Blick über Häuser, das im Jahr 2001 entstand, erinnere an die Malerei von Paul Cézanne - das erkennen auch die Zuschauer. Dennoch habe Friedrich immer seinen eigenen Stil behalten, sagte Barbara Gilsdorf. Staunend bleiben viele vor Friedrichs Porträt von sich selbst und seiner Familie stehen, das raumhohe Gemälde zeigt ihn mit seinen Liebsten in jungen Jahren. „Die Figuren auf seinen Porträts strahlen alle eine unheimliche Ruhe aus“, erklärt Gilsdorf. In Schwetzingen habe es in der Vergangenheit zum guten Ton gehört, sich und seine Familie von Heinz Friedrich porträtieren zu lassen. Auch solche Aufträge habe der Künstler angenommen, er sei sich auch für Aufträge für Bühnenbilder zum Beispiel am Heidelberger Zimmertheater oder am Mannheimer Nationaltheater nicht zu schade gewesen.

Der Musiker Friedrich

Was vielen Gästen nicht bekannt war: Friedrich war nicht nur bildender Künstler, sondern auch Musiker. In den Anfangsjahren nach dem Krieg spielte er unter anderem Gitarre in den Clubs der US-Amerikaner, die in und um Schwetzingen stationiert waren. Anfang der 70er Jahren veränderte sich Friedrich, weil sich dem Holzschnitt und dem Druck widmete.  Aus Inspiration des mystischen Theaterstücks „Das Salzburger große Welttheater“ von Hugo von Hofmannsthal, angelehnt an das Stück „Das große Welttheater“ des spanischen Dichters aus dem Goldenen Zeitalter, Calderón de la Barca, schuf Friedrich in den 70er Jahren eine Serie von Druckgrafiken, die im Flur des Rathauses zu bestaunen sind: Zu sehen ist „Der Meister“ und enorm eindrucksvoll auch „König, Schönheit und Tod“. Dr. Barbara Gilsdorf beschreibt die Kunst Friedrichs mit einer eigenen Einschätzung: „Jedes Bild erzählt eine Geschichte, das ist das, was ihn auszeichnet.“ (ral)