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Gefahr für heimische Insektenwelt

Beraterin Bianca Duventäster über die Asiatische Hornisse

Locktopf für die Asiatische Hornisse

Reiner Jahn

Mit einem Locktopf können Hornissen angelockt werden

Die Asiatische Hornisse breitet sich rasant aus: Besonders bei uns im Süden fühlt sich die invasive Art heimisch, in Frankreich und Spanien gehören sie inzwischen zum Alltag - hier in Baden-Württemberg wurde 2014 auch das erste Exemplar in Deutschland nachgewiesen. Seitdem nehmen die Sichtungen Jahr für Jahr zu, erreichen ständig neue Höchststände. Dabei sind die Insekten laut Imkern eine Bedrohung für die heimische Insektenwelt, nicht zuletzt wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit.

Bianca Duventäster ist Imkerin mit und aus Leidenschaft. Im täglichen Leben bringt sie Interessierten, aber auch Kindern und Schulkindern, Erziehenden und Eltern die Welt der Honigbienen und deren Verwandtschaft näher. Seit 2016 ist sie als Wespen- und Hornissenfachberaterin tätig und leistet Aufklärung und Beratungsarbeit, wirbt bei ihren Imkerkolleg*innen auch um Verständnis für den Schutz von Hornissen und ein friedliches Miteinander. In der Asiatischen Hornisse sieht aber auch sie eine Bedrohung. Wir haben nachgefragt, warum.

nussbaum.de: Frau Duventäster, was macht die Asiatische Hornisse denn so gefährlich?

Bianca Duventäster: Die Asiatische Hornisse stellt durch ihre enorme Anpassungsfähigkeit eine Gefahr für unsere Artenvielfalt, den Obstbau, Land- und Forstwirtschaft, die Imkerei und die Bevölkerung dar. Die Nester können sehr groß werden und eine Kolonie vertilgt im Jahr ca. 11 kg Biomasse. Zudem gehen die Hornissen an Obst und fressen dieses an, was zu Schadbildern bei der Ernte führt. Ein Nest in der Nähe von Weinreben kann dazu führen, dass eine Ernte aufgrund der Stichgefahr sehr gefährlich werden kann.

Die Nester befinden sich in Gebüsch, in Baumkronen, an Häusern – ein Landwirt, der einen Heckenrückschnitt macht, ist ebenso gefährdet wie der Kommunale Mitarbeiter, der die Baumpflege im städtischen Bereich auf der Aufgabenliste erfüllen muss. Nester an Häusern sind ebenfalls keine Seltenheit, wenn man in die Nachbarländer schaut. Die Tiere sind als sogenannte „Freibrüter“ sehr sensibel und reagieren auf Erschütterung und Störung mit einem Abwehrverhalten, das mit vielen Stichen einhergehen kann.

nussbaum.de: Wie unterscheide ich als Laie die Asiatische Hornisse von den geschützten einheimischen Hornissenarten in Baden-Württemberg?

Duventäster: Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als die Europäische Hornisse. Markant sind die gelben Füße und die ansonsten sehr dunkle Färbung. Die Europäische Hornisse hat einen helleren Hinterleib mit Punkten und eine auffällige rote Maske.

Unterschid Asiatische Hornisse (l.) zur Europäischen Hornisse (r.)

Reiner Jahn

So unterscheiden sich Asiatische Hornisse (l.) und Europäische Hornisse (r.)

nussbaum.de: Wie erkennt man, ob Asiatische Hornissen in der Nähe sind, gibt es da spezielle Anzeichen oder Vorlieben der Tiere?

Duventäster: Man entdeckt die Tiere je nach Lebenszyklus an unterschiedlichen Stellen. Ab Mitte/Ende Mai können sie an den Bienenstöcken entdeckt werden. Momentan sind Locktöpfe die bessere Variante um Tiere zu entdecken.

nussbaum.de: Sie raten Imkerkolleg*innen, Locktöpfe aufzustellen, die die Tiere anlocken. Wie funktioniert das?

Duventäster: Nicht nur Imkerinnen und Imker können Locktöpfe aufstellen, in der jetzigen Phase der Entwicklung der Hornissen sind die alleinerziehenden Jungköniginnen auf kohlenhydratreiche Nahrung angewiesen und auf der Suche nach Futter. Einen Locktopf stellt man z.B. aus einem leeren Marmeladenglas her. Bitte bei Verdacht auf die Asiatische Hornisse das Tier lebend abfangen und sich erst vergewissern, dass es sich um eine Asiatische Hornisse handelt!

Mehr zum Bau eines Locktopfes gibt es hier

Locktopf für die Asiatische Hornisse

Reiner Jahn

Mit einem Locktopf können Hornissen angelockt werden

nussbaum.de: Fallen sind aber tabu, oder?

Duventäster: Fallen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz § 39 und § 44 verboten. Auch sogenannte Lebendfallen bringen nichts! Lebendfallen müssten über die unteren Naturschutzbehörden genehmigt werden und müssen mehrmals am Tag geleert werden. Momentan sind die Jungköniginnen unterwegs – also auch die heimischen Wespen-, Hornissen- und Wildbienenköniginnen, wenn diese in den Fallen verenden, werden ganze Generationen von heimischen Arten ausgelöscht. Bitte also unbedingt auf Fallen zu verzichten! Sie bringen auch im derzeitigen Befallszustand nichts. Die Nester der Asiatischen Hornissen müssen gefunden werden, um die Aufzucht der Jungköniginnen dort zu verhindern!

nussbaum.de: Wenn ich eine Asiatische Hornisse gefunden habe, was muss ich tun?

Duventäster: Nach der Sichtung einer Asiatischen Hornisse ist eine Meldung an die Meldeplattform des Umweltministeriums erforderlich. Nach der Verifizierung werden dann weitere Schritte eingeleitet.

Die Asiatische Hornisse ist an ihren gelben Beinen erkennbar.

Wirestock/iStock/Getty Images Plus

Die Asiatische Hornisse ist an ihren gelben Beinen erkennbar.

nussbaum.de: Muss ich ein Insekt töten, nachdem feststeht, dass es sich um eine Asiatische Hornisse handelt?

Duventäster: Erst nach vollkommener Absicherung kann das Tier aus dem Verkehr gezogen werden. Hierzu kann auch ein Hornissenfachberater befragt werden. Meldung bitte über die Meldeplattform und erst nach der Verifizierung das Tier abtöten.

nussbaum.de: Und was kann ich tun, wenn ich ein ganzes Nest entdeckt habe?

Duventäster: Vorsicht und Eigenschutz beachten. Die Asiatische Hornisse ist sehr wehrhaft. Nester werden oft erst nach Stichereignissen entdeckt, sie müssen unbedingt gemeldet werden, um eine fachmännische Beseitigung zu gewährleisten.

Asiatische Hornisse: Primärnest

Reiner Jahn

Wer eines sieht, bitte melden: So sieht das Primärnest der Asiatischen Hornisse im Frühling aus.
Asiatische Hornisse: Primärnest

Reiner Jahn

Bis Mitte Mai wächst das Primärnest der Asiatischen Hornisse ständig an, später schwärmen die Tiere aus und bilden weitere Sekundärnester
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Hier geht es zur Meldeplattform des Landes.