Die aus Südostasien stammende Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist nach den Vorgaben der Europäischen Kommission eine nicht-heimische, invasive Art und fällt in die Kategorie der Früherkennung, wonach sie durch ein Monitoring-Programm überwacht und bekämpft werden muss. Ursprünglich in China, Indien und Myanmar zu Hause, kam die Art vermutlich über Import-Töpferware nach Europa, zunächst nach Frankreich (Erstsichtung bereits 2004) und Südeuropa.
Erstsichtung in Baden
In Deutschland wurde die Asiatische Hornisse erstmals 2014 im nordbadischen Waghäusel (25 Kilometer nördlich von Karlsruhe) nachgewiesen. Seitdem breitet sie sich immer weiter aus. Inzwischen gibt es Nachweise und Nestfunde in weiteren Bundesländern. Neben Baden-Württemberg wurde die Art 2023 auch in Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Bayern und NRW bekämpft. Inzwischen wurden in Baden-Württemberg bereits mehr als 550 Nester gemeldet. Auch die Imker sind deshalb in Sorge. So bittet der Badische Imkerverband aktuell um Mithilfe bei der Bekämpfung.
Wie erkennt man die Asiatische Hornisse?
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist etwas kleiner als unsere heimische Hornisse (Vespa crabro). Man erkennt sie an ihrer schwarzen Grundfärbung: Die Brust ist schwarz, der Hinterleib dunkel mit wenigen gelben Binden. Die Beine sind schwarz-gelb gefärbt.
Die Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse sind 1,7 bis 2,4 cm groß, Königinnen können auch bis zu 3 cm groß werden.
Keine Killer
Achtung: Bei der Asiatischen Hornisse handelt es nicht um die Riesenhornisse (Vespa mandarinia), die seit 2020 in den USA als „Honigbienenkillerin“ und gelegentlich (bei allergischen Reaktionen) auch für den Menschen gefährliche Art Schlagzeilen macht. Die Riesenhornisse Vespa mandarinia kommt in Deutschland nicht vor.
Hervorragende Bedingungen
Die Asiatische Hornisse profitiert von den warmen Sommern und den milden Wintern. Sie trifft als gebietsfremde Art auf hervorragende Bedingungen, um sich erfolgreich zu verbreiten. Ihr Nahrungsspektrum umfasst tote Wirbeltiere, Fisch, aber auch das Fruchtfleisch reifer Früchte, Weintrauben, Äpfel, Pflaumen sowie andere kohlenhydratreiche Speisen und Getränke.
Gefahr für die Bienen
Als Jägerin und Allesfresser ist die Hornisse - ähnlich wie die heimische Hornisse - jedoch auch auf Jagd auf andere Insekten: 11 Kilogramm Insekten-Biomasse pro Volk und Jahr braucht die Art, das Beutespektrum ist breit gefächert: Fliegen, andere Wespenarten (z.B. die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe) stehen auf dem Speiseplan. Aber auch Honigbienen sind für die Asiatische Hornisse oft ein wichtiger Bestandteil ihrer Nahrung. Gerade in der Aufzuchtphase benötigen Asiatische Hornissen proteinhaltige Nachrung für die Larven. Eine Zerstörung ganzer Honigbienenvölker findet aber laut Experten nicht statt, es sei denn, es handelt sich um vorgeschwächte Völker. Der Jagdradius der Hornissen beträgt etwa einen Kilometer um ihr Nest herum, befinden sich Bienenstände in der Nähe der Nester, werden auch mehr Honigbienen erbeutet.
► Warum ist die Asiatische Hornisse eine Gefahr? Hornissen-Expertin Bianca Duventäster klärt auf
Größere Völker
Im Vergleich zur heimischen und geschützten Europäischen Hornisse sind die Völker der Asiatischen Hornisse bedeutend größer. Neben dem ersten Nest bauen sie im Sommer ein zweites, sogenanntes Filialnest, das einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen kann und Platz für bis zu 2.500 Exemplare hat. Zum Vergleich: Die Stärke eines Volkes Europäischer Hornissen beträgt im Hochsommer zwischen 500 und 700 Exemplare.
Im gesamten Rheingebiet verbreitet
Das Hauptverbreitungsgebiet in Baden-Württemberg reicht vom Raum Heidelberg südlich den Rhein entlang bis in den Raum Baden-Baden bis nach Konstanz. Insbesondere im Norden des Landes sei inzwischen laut Landesumweltministerium eine Ausbreitung Richtung Osten nach Heilbronn und Stuttgart erkennbar.
Königinnen fangen
Um die Ausbreitung und kostenintensive Nestentfernungen im Herbst auszubremsen, rät der Imkerverband in den Frühlingsmonaten mithilfe von Locktöpfen Jungköniginnen lebend abzufangen. Die Locktöpfe können auf den Balkon, in den Garten oder auf das Fensterbrett gestellt werden. Im Gegensatz zu Lebendfallen lockt der Topf die Tiere nur an. Ein Ertrinken und somit das versehentliche Töten anderer - eventuell geschützter - Arten wie die heimische Hornisse oder Wespenarten soll so verhindert werden.
Locktopf herstellen
Einen Locktopf herzustellen ist einfach: Schraubglas (z.B. Honigglas) mit einem passgenauen Loch im Deckel versehen.
Für den Docht ein Schwammtuch (vorzugsweise in Gelb, darauf reagieren Insekten am besten) in ca. 3 cm breite und ausreichend lange Streifen schneiden, damit der Docht gut am Boden des Locktopfs aufliegt. Alternativ geht auch gefalteter Küchenkrepp oder Leinen.
Docht durch das Loch ziehen, dieser sollte bis auf den Boden reichen und höchstens 2 - 3 cm aus dem Glas herausragen
Lockstoff zur Befüllung des Glases:
1/3 Bier
1/3 lieblicher Wein
1/3 Himbeersirup o. ä.
Den Locktopf nicht auf den Boden stellen, sondern in ca. 50 bis 70 cm Höhe
Vorkommen melden
Im Falle einer Sichtung ist eine Meldung unbedingt erforderlich. Um diese unkompliziert zu gestalten, bietet die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft eine Online-Meldeplattform an. Sichtungen von Asiatischen Hornissen oder deren Nester können über die Webseite der LUBW sowie über die App „Meine Umwelt“ direkt gemeldet werden. Für mögliche Nachfragen ist es hilfreich, wenn die meldenden Personen ihren Namen und E-Mail-Adresse freiwillig angeben. Gemeldet werden können dort ausschließlich Funde aus Baden-Württemberg.
Alle über die Plattform gemeldeten Funde der Asiatischen Hornisse in Baden-Württemberg werden abschließend in einer gerasterten Karte dargestellt, sodass sich interessierte Bürgerinnen und Bürger auch über deren Ausbreitung im Land informieren können.
Auf der Webseite finden sich zudem Informationen zur Erkennung der Art und vor allem Hilfestellungen, um zwischen Asiatischer Hornisse und unserer heimischen Hornisse zu unterscheiden. So sollen Falschmeldungen möglichst vermieden werden.