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Briefe einer jüdischen Familie

Buchtipp und szenische Lesung zur Familie Oppenheimer im RNK

Familie Oppenheimer

Repro Ottmann

Familie Oppenheimer

Mit sechs Jahren war Leopold ein „wilder Bub“ und nur schwer von der Straße wegzubringen. Schon früh nahm ihn sein Vater mit, wenn er von der Wohnung in Dossenheim die Bergstraße entlang zu Fuß nach Weinheim marschierte, um dort Früchte einzukaufen. 

Die Lebensgeschichte von Leopold Oppenheimer (1881–1943) liest sich zu Beginn wie die eines ganz normalen Jungen in einer Kaufmannsfamilie. Auch Rositta Kramer (1892–1972) wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf und verbrachte viel Zeit bei den Großeltern in Walldorf, wo sie sich in Wald und Wiesen, mit Blumen, Beeren und Sandhügeln, wie im „Paradies“ fühlte. Als die beiden Jahre später heirateten und die Söhne Max und Hans bekamen, ahnten sie nicht, welches Unglück ab den 1933er Jahren über sie hereinbrechen sollte. 

Das Leben einer jüdischen Familie zur Zeit des NS

In seinem Buch „Oppenheimer, Briefe einer jüdischen Familie gegen das Vergessen“, beschreibt der Dielheimer Autor und Mitarbeiter der Wieslocher Woche Anton Ottmann das Leben der jüdischen Familie, die zeitweise in Heidelberg und in Wiesloch wohnte. Das Buch wird gefördert von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn und erscheint Anfang März im Buchhandel. 

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten waren die Oppenheimers von einem Tag auf den anderen Menschen zweiter Klasse. Die Verdienste Leopolds im Ersten Weltkrieg zählten genauso wenig, wie die breite Bildung Rosittas oder die guten Leistungen ihrer beiden Söhne in der Schule und im Sport. Nur weil sie Juden waren, verloren sie ihr Vermögen und ihre Reputation, auch die einmal sehr erfolgreiche Pfeifentabakfabrik in Wiesloch. 1940 wurde Hans mit seinen Eltern, wie die meisten badischen Juden, in ein Lager im südfranzösischen Gurs deportiert. Der junge Mann kam von dort als Fremdarbeiter zu einem Bauern. Max konnte nach einem Aufenthalt im KZ Dachau noch rechtzeitig nach England emigrieren. Leopold wie auch Hans fielen schließlich der Endlösung in einem KZ im Osten zum Opfer. Max und seine Mutter kehrten nach dem Krieg zurück in ihre Heimat und beteiligten sich aktiv am Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland. 

Lebenswege

Im Buch werden jeweils die Lebenswege jedes einzelnen dieser hier heimischen deutsch-jüdischen Familie erzählt. Ob die Flucht nach London oder die Deportation in die französischen Internierungslager Gurs und Noé, alles hat der Autor aus vielen Quellen und Archiven zusammengetragen. Herzstück des Buches bilden aber Auszüge aus über 200 Briefen, die sich die Oppenheimers während des Zweiten Weltkriegs geschrieben haben, Zeilen voller Angst und Verzweiflung, aber auch voller Liebe und Hoffnung und Zeugnis der unerschütterlichen Bindung zwischen Eltern und Kindern. Der Kampf ums Überleben wird ebenso geschildert, wie das Festhalten an Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit.

Buchcover

repro Ottmann

Oppenheimer - Briefe einer jüdischen Familie gegen das Vergessen

Szenische Lesung im Palatin

Das Buch wird im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ in einer neu erarbeiteten szenischen Lesung vorgestellt. Akteure sind Anton und Ursula Ottmann, Gert Weisskirchen und Friedrich E. Becht. Die begleitende Bilder-Show mit Fotos aus der Familie und prägenden Orten wird umrahmt von Martin Ritz am Klavier. 

Termine

  • Palatin Wiesloch: am Mittwoch, 13. März, 18 Uhr
  • Theater im Bahnhof in Dielheim: am Freitag, 15. März, 18 Uhr 
  • Laurentiuskapelle in Walldorf: am Donnerstag, 21. März, 18 Uhr
  • Montpellierhaus in Heidelberg: am Mittwoch, 20. März, 18.30 Uhr

Der Eintritt ist frei.