Eine muntere Gruppe sind die neun Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe „Die Spinner“ aus Karlsruhe, die 2023 ihr 20-jähriges Jubiläum feiern. Entgegen ihres Namens erscheinen die verschiedenen Persönlichkeiten herzlich und fast viel zu normal, um als Spinner, im Sinne von verrückt, zu gelten.
Ein Projekt des Sandkorn-Theaters
"Die Spinner": 20 Jahre Inklusion auf der Bühne
Karlsruhe. Inklusion und Theaterspielen schließen sich nicht aus. Das beweist die Theatergruppe "Die Spinner", die seit 20 Jahren auf der Bühne stehen.
Spinnen kann ja aber auch bedeuten, Fäden zu spinnen – solche zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen im Sinne der Inklusion, zum Beispiel. Denn genau darum geht es den Schauspielerinnen und Schauspielern, rund um Regisseurin Steffi Lackner sowie Mitgründerin, Organisatorin und Ausstatterin Esther Zeisset.
Sichtbarkeit erhöhen
„Wir versuchen, eine inklusive Gesellschaft anzustreben. Es ist wichtig, dass Inklusion in allen Teilen der Gesellschaft ankommt, vor allem in der Kultur und in der ganzen Gesellschaft. Wir möchten auch die Sichtbarkeit erhöhen und damit die Teilhabe ermöglichen. Wir möchten, dass man sieht, welche Kreativität und Leistungsbereitschaft in Menschen mit Behinderung drin steckt. Ich denke, das ist manchmal ein anderer Blick auf die Gesellschaft, einen, den wir manchmal so im Mainstream-Denken nicht zulassen.“ Das sagt Steffi Lackner während der Generalprobe zum Stück „Dem Fußabdruck auf der Spur“, welches Ende Juni Premiere feierte.
Weiter erzählt sie, dass es stets um Teilnahme gehe sowie darum, dass die Akteure, die eine künstlerische Leistung erbringen, auch anerkannt werden. Gerne arbeiten sie und das Schauspielensemble mit Collagen wie beim Ökologischen Fußabdruck, sodass verschiedene Sichtweisen auf das jeweilige Thema ausgedrückt werden können. „Die Stücke haben einen bestimmten Rahmen, aber keine fortlaufende Handlung. Sie sind aufgebaut wie eine Collage.“
In der Kreativität ungebremst
In „Dem Fußabdruck auf der Spur“ werden auch die Fußabdrücke der Spinner gezeigt und erlauben die Frage danach, wie groß der Fußabdruck von Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern tatsächlich ist. Reflexiv ist die Gruppe auch insgesamt. Clemens Lennermann zum Beispiel hat sich von einem Schlaganfall seine Kreativität nicht nehmen lassen und spielt seit 2004 regelmäßig mit. Ralph Hartung kommt dank seiner überschäumenden Spielfreude und seiner liebenswerten Art gut bei seinen Schauspielkollegen und beim Publikum an. Sabine Lampertsdörfer ist blind, aber dennoch fleißig darin, Texte inhaltlich und aus ihren Versprechern zu lernen.
„Manchmal passt das einfach gut“, schmunzelt Steffi Lackner. So gehörten die Versprecher beim Programmpunkt „Fit wie Turnschuh“ bei den Special Olympics quasi zum Programm mit dazu.
Entstehung der Theatergruppe
2003 im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung entstand die Idee zum Projekt auf Initiative der Behindertenkoordinatorin, einem Wohnheim der Arbeiterwohlfahrt in der Gerwigstraße und da war Esther Zeisset, die sagte: “Da machen wir mit“, so Steffi Lackner. Mit strahlendem Lächeln erzählt sie: „Ich habe Menschen gesehen, die total theaterbegeistert sind. Auch nach der Veranstaltung war klar, dass wir damit weitermachen wollen. Das Motto war damals ‚Nichts über uns ohne uns‘.“
Passend dazu kann jeder, der möchte, egal, ob behindert oder nicht, bei den Spinnern mitspielen. Ermöglicht wird das Projekt dank der Lebenshilfe Karlsruhe, Ettlingen und Umgebung e.V., dem Sandkorn und der AWO, Haus Spielberg, die Sabine Lampertsdörfer immer zu den Proben hinbringt und von dort wieder abholt.