Wo fängt man an, wenn man die Fächerstadt beschreiben will? Genau – beim Namen! Denn die außergewöhnliche Form, die Karlsruhe den Beinamen gibt, erhielt die Stadt 1715 von Markgraf Karl Wilhelm, als dieser Gerüchten zufolge meinte, für sich und seinen Hofstaat eine Sommerresidenz bauen zu müssen.
Von einem Traum inspiriert, entwarf er auf dem Reißbrett eine Stadt in Form eines Fächers, in der Mitte das barocke Schloss, das noch heute als Zentrum der Innenstadt bezeichnet werden darf. Von hier schwärmen nicht nur 32 Straßen strahlenförmig aus, sondern auch zahlreiche Naherholungssuchende, die im Sommer im „Schlo“ – dem Schlossgarten – ihre Decken ausbreiten und im Winter den angrenzenden Hardtwalds für einen Spaziergang nutzen.
Hauptstadt Badens
Gleich beim Schloss – in dem auch das Badische Landesmuseum beheimatet ist – befindet sich der Botanische Garten, der vor allem Studenten und Familien als Naherholungsgebiet dient. Im Sommer bestaunen alle Generationen nach Sonnenuntergang die beliebten und kostenlosen Schlosslichtspiele. Vor allem historisch begründet, aber auch als Abgrenzung zum schwäbischen Stuttgart sehen viele der rund 300.000 Einwohner der ehemaligen Residenzstadt Karlsruhe als Hauptstadt Badens an.
Was sich liebt, das neckt sich
Wohl kaum sonstwo in Baden wird die Abgrenzung zu Stuttgart und „den Schwaben“ gepflegt, wie in Karlsruhe: Klar, schließlich konkurrieren die Metropolen in vielerlei Hinsicht, nicht nur beim Fußball, wo den Stuttgarter VfB und den Karlsruher Sport Club - kurz KSC - momentan eine Liga trennt. Die blau-weiße Stadtelf residiert übrigens am Wildpark - 1955 immerhin das modernste Stadion Deutschlands - das derzeit einem kompletten Umbau unterzogen wird. Fertigstellung: voraussichtlich Sommer 2023.
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Doch auch Abseits des Fußballfeldes ist man lokalpatriotisch. Symbolisch hierfür sei der Flaggenstreit von 2019 genannt: Vom 42 Meter hohen Schlossturm weht seit Angedenken die badische Flagge in den Farben gelb und rot. Diese musste nach einer Verwaltungsverordnung allerdings der offiziellen baden-württembergischen Flagge in gelb-schwarz weichen.
Dieser Umstand erregte eine solche Empörung unter den Karlsruhern, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann schließlich ein Auge zudrückte und im selben Jahr die Flaggenverordnung geändert wurde (Letzteres war ohnehin geplant). Die Flagge durfte zurückkehren, der Stadtfrieden war wiederhergestellt.
Video: Karlsruhe erleben
(Rechts-)Geschichte und Kultur
Bundesweit spitze sind ebenfalls die höchsten Gerichte, die ihren Platz hier eingenommen haben: Durch das – architektonisch unscheinbare – Bundesverfassungsgericht und den baulich schon imposanteren Bundesgerichtshof heißt es in den Nachrichten dann schon mal: „Karlsruhe hat entschieden …“
Das eigentliche Wahrzeichen der „Residenz des Rechts“ ist jedoch die markante Pyramide am kürzlich aufwändig neu gestalteten Marktplatz, unter der sich das Grab des Stadtgründers befindet und die das Zentrum der Einkaufsmeile bildet. Diese ist seit diesem Jahr ohne sichtbaren Straßenbahnverkehr zur Fußgängerzone aufgewertet worden, seitdem die – inoffiziell – kleinste U-Bahn der Welt die Stadtteile unterirdisch verbindet. Im Museum beim Markt präsentiert das Badische Landesmuseum seine Sammlung Angewandte Kunst seit 1900.
Vergangenheit trifft Moderne
Daneben lohnt sich ein Besuch in der Großherzoglichen Grabkapelle und im ZKM - Zentrum für Kunst und Medien. Beide Kulturstätten beschreiben die Gegensätzlichkeit von Vergangenheit und Moderne, die in der Technologie- und Innovationsstadt Karlsruhe immer wieder aufeinandertreffen und die Stadt zum Zentrum einer ganzen TechnologieRegion werden ließen: Schließlich ging hier 1984 an der Universität Karlsruhe (TH), dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die erste E-Mail Deutschlands ein.
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Wem das noch nicht genug Geschichte ist, dem verschaffen das Stadtmuseum Karlsruhe, das Naturkundemuseum, die Städtische Galerie Karlsruhe oder die Staatliche Kunsthalle weitere Einblicke – alle jeweils gut zu Fuß erreichbar, nutzt man erst einmal das umfangreiche und gut ausgebaute ÖPNV-Netz in die Innenstadt, mit dem Ausflugswillige auch gut ans Umland angebunden sind; zum Beispiel mit der Dampfnostalgie Karlsruhe.
Freizeit und Ausflüge
Doch warum aus der Stadt fahren? Schließlich lässt sich in Karlsruhe für jeden Geschmack ein vielseitiger Tag gestalten: Sportbegeisterte erleben beim ASV Grünwettersbach Tischtennis in der 1. Bundesliga, Bierfreunde finden mit der lokalen Hoepfner Privatbrauerei, beim Hatz-Moniger Brauhaus oder dem Vogelbräu gleich mehrere Brauereien, während jüngere Familienmitglieder im weitläufigen Zoo mit Stadtgarten auf Entdeckungsreise gehen können.
Tierisch spannend geht es auch im Tierpark Oberwald zu: In der Dependance des städtischen Zoos leben inmitten eines großen geschlossenen stadtnahen Erholungswaldes auf 16 Hektar, in großen Freigehegen, wetterbeständige Wildtiere gemäßigter und kalter Zonen, die hier in ihren natürlichen Lebensräumen beobachtet werden können. Und das bei freiem Eintritt! Wer nicht unbedingt Tierfan ist, wird auf dem Durlacher Turmberg nach einer Fahrt mit der historischen Standseilbahn mit einem Panoramablick weit über Karlsruhe hinaus belohnt und findet dort sportliche Ablenkung im Waldseilpark. Eine Schifffahrt auf dem Rhein mit dem Fahrgastschiff Karlsruhe ist immer ein besonderes Erlebnis.
Kleine Schätze
Daneben gibt es in der Stadt mit ihren 27 Stadtteilen zahlreiche kleine, liebevoll kuratierte Museen zu entdecken: Sei es das Badische Schulmuseum im Höhenstadtteil Palmbach, in dem man sich auf eine Zeitreise in die Schulzeit des 19. und 20. Jahrhunderts begeben kann oder das Pfinzgaumuseum in der Karlsburg im stolzen Durlach - einst Sitz der badischen Herzöge.
Und wer auf Kultur steht, ist nicht nur beim Badischen Staatstheater, einer der größten Bühnen im Lande, gut aufgehoben, auch das Kammertheater, das Sandkorn-Theater oder das Kellertheater "Die Käuze" bieten Unterhaltung auf hohem Niveau.
Nixen und Wasserratten
Freunden der Bewegung bieten, je nach Jahreszeit und Wetter, die vielen Bäder der Stadt reichlich Gelegenheit dazu: egal ob Action im Europabad, Rheinstrandbad Rappenwört und Turmbergbad Durlach, Bahnen schwimmen im Fächerbad, Freibad Rüppurr oder Entspannung in der Therme Vierordtbad, im Weiherhofbad Durlach, Adolf-Ehrmann-Bad Neureut oder im Hallenbad Grötzingen.
Alle Jahre wieder steht das Sonnenbad im Mittelpunkt des medialen Interesses, ist das Freibad doch eines der ersten, das die Badesaison eröffnet - und zwar im Februar, Brrrr!
Feste und Ausstellungen
Jahrmarkt-Atmosphäre empfängt Besucher auf der jährlich stattfindenden Frühjahrsmesse, der Herbstmess und dem Stadtfest. Abschließend darf der traditionelle Christkindlesmarkt nicht im Veranstaltungskalender fehlen.
Daneben bietet die Messe Karlsruhe mit der Verbrauchermesse Offerta in der dm-Arena und vielen weiteren Ausstellungen Platz für Träume. Apropos: Die Karlsruher Hochzeits- und Festtage, die Kunstmesse art Karlsruhe sowie die INVENTA (Messe für Garten, Haus und Einrichtung) treffen mit ihren Angeboten den Nerv jedes Lebensabschnitts.
Gute Nachbarschaft
Aus Karlsruhe raus geht es – auch dank des hervorragend ausgebauten ÖPNV-Netzes – recht schnell. Wer hier (kaum zu glauben!) nicht genug Abwechslung findet, hat mit Baden-Baden und Bretten gleich mehrere – historisch bedeutsame – Anlaufstellen vor der Haustür liegen.
Und auch die Residenzstädte mit ihren barocken Schlossanlagen sind perfekt geeignet für eine Schlössertour durch die Umgebung: Von Bruchsal im Norden, wo einst die Fürstbischöfe zu Speyer prunkvoll residierten und wo das Schloss 2022 seinen 300. Geburtstag feierte, über Durlach, dem einstigen Sitz der badischen Großherzöge bis Ettlingen und Rastatt im Süden.
Die angrenzende Pfalz, das nahe Elsass und der weitläufige Karlsruher Landkreis ringsum machen die Stadt zum Knotenpunkt des Südwestens. Geografisch befinden wir uns hier im Rheingraben, sodass es im Sommer schon mal zu Mittelmeer-Temperaturen kommen kann und sich in kalten Monaten – sehr zum Leidwesen der Wintersportler – kaum eine Schneeflocke verirrt.
Doch die nächsten Skigebiete im Schwarzwald sind nicht weit. Auch für Wanderfreunde ist der Nordschwarzwald ein Paradies, ob beim Winterwandern oder in der warmen Jahreszeit. Das fängt schon im Albtal direkt vor den Toren der Stadt an. Mit der Albtalbahn lässt sich die Umgebung prima erkunden. Auch mit dem Rad.
Tradition verpflichtet
Denn Radfahrer fühlen sich in der Fächerstadt mindestens genauso wohl wie Bahnnutzer. Die laut ADFC fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands (unter den Großstädten bis 500.000 Einwohner) stieß in dieser Statistik sogar Münster vom Thron. Kein Wunder bei der Vorgeschichte. Schließlich war Karl Freiherr von Drais, Erfinder des Fahrrads – genau, ein Karlsruher.
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