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Ein Fischfossil wurde nach ihnen benannt

Harald & Annette Oechsler: Hobby-Paläontologen aus Waghäusel

Harald und Annette Oechsler präsentieren einige ihrer fossilen Funde.

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Harald und Annette Oechsler graben bereits seit 40 Jahren fossile Funde in Steinbrüchen der Region aus.

Eine seltene Ehre und Anerkennung in der Paläontologie hat kürzlich ein Ehepaar aus Waghäusel erhalten. Sie sind „erst“ 84 und 77 Jahre alt, doch die paläontologischen Schätze, die Harald und Annette Oechsler seit 40 Jahren in Steinbrüchen der Region erfolgreich ausgraben, haben vor Millionen Jahren gelebt. Seit kurzer Zeit trägt die Gattung eines Fischs, der vor 30 Millionen Jahren und in einer Zeit, als der Rheingraben noch ein Meer war, lebte, ihren Namen.

Erst vier Exemplare weltweit

„Oechsleria Unterfeldensis“ heißt das Zeugnis vergangenen Lebens, der aus dem erdgeschichtlichen Zeitintervall des Oligozän stammt. „Bislang gibt es von diesem Fischabdruck lediglich vier Exemplare auf der ganzen Welt“, betont Harald Oechsler, der früher als Gärtner und Landschaftsgestalter arbeitete, doch das Wort „Rente“ nicht kennt.

Dieser versteinerte Fisch wurde in der Tongrube Unterfeld bei Rauenberg gefunden.

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Dieser versteinerte Fisch wurde in der Tongrube Unterfeld bei Rauenberg gefunden.

Bis 2015 war das rüstige Ehepaar in der Tongrube Unterfeld bei Rauenberg ihrem außergewöhnlichen Hobby nachgegangen, inzwischen haben sie ihr Arbeitsfeld auf die andere Rheinseite verlegt.

Weitere Funde

Im Laufe der Zeit haben sie im Steinbruch schon so manche Schätze gehoben. Neben einem 32 Millionen Jahre alten Pflanzenfossil, das die Oechslers in den 1990er Jahren aus dem Ton gruben und das als „Dicotylophyllum Oechsleri“ bekannt ist, und wohl aus einer Stechpalme stammt, ist auch ein urzeitlicher Sperlingsvogel im Wortsinn einzigartig. Das Fossil eines Kolibris trägt den Namen „Turnipax Oechslerorum“. Schon allein wegen des Fundortes ist es eine kleine, wissenschaftliche Sensation, kommen doch diese kleinen Vögel angeblich nur in der Neuen Welt und nie in Europa vor.

Auch weitere sensationelle Entdeckungen gehen auf das Konto der beiden nimmermüden Hobby-Paläontologen. So wie eine über zwei Meter große Seekuh oder ein junger Riesenhai, der bislang noch nirgends auf der Welt als versteinertes Exemplar ausfindig gemacht wurde.

Harald und Annette Oechsler präsentieren einige ihrer fossilen Funde.

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Harald und Annette Oechsler graben bereits seit 40 Jahren fossile Funde in Steinbrüchen der Region aus.

In der riesengroßen Privatsammlung der Oechslers befinden sich auch Stromatolithen, die teilweise bis zu 2,3 Milliarden Jahre alt sind. Diese biogenen Sedimentgesteine, die durch Einfangen und Bindung von Partikeln infolge des Wachstums und Stoffwechsels von Mikroorganismen in einem Gewässer entstanden sind, zählen zu den ältesten Lebensspuren der Erde. Diese lebenden Fossilien gehören zu den „Erfindern“ der Photosynthese aus der Frühzeit der Erde, dem Präkambrium.

In der Fachzeitschrift publiziert

Öffentlich zugänglich sind etliche Exponate der Oechslers im Naturkundemuseum Stuttgart. Kürzlich hatte Dr. Norbert Micklich vom Hessischen Landesmuseum Darmstadt zusammen mit Alexandre F. Bannikov aus Moskau, Wissenschaftler am Paläontologischen Institut der Russischen Akademie, dem Ehepaar für ihre Ausgrabungsaktivitäten eine „Ehrenvolle Anerkennung“ ausgesprochen. Zuvor hatte der anerkannte Paläontologe Dr. Norbert Micklich in monatelanger Arbeit den versteinerten Fisch „Oechsleria Unterfeldensis“ wissenschaftlich beschrieben und in einer Fachzeitschrift publiziert.

Dieser versteinerte Fisch wurde in der Tongrube Unterfeld bei Rauenberg gefunden.

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Dieser versteinerte Fisch wurde in der Tongrube Unterfeld bei Rauenberg gefunden.

Für Annette und Harald Oechsler war dies nicht die erste Auszeichnung. Die beiden sind längst Träger der Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe und seit 2014 Besitzer der „Zittel-Medaille“ der Paläontologischen Gesellschaft aus Offenbach/Main, die den wissenschaftlichen Austausch und die Forschung fördert und nur einmal im Jahr vergeben wird.

Die Wissenschaft der Paläontologie

Die Paläontologie ist die Wissenschaft von den Lebewesen der Urzeit, ist aktuell wie nie und liefert den Schlüssel zum Verständnis der Prozesse, die das Klima und das Leben auf der Erde steuern und beeinflussen.

Video: Was macht ein Paläontologe?