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Über 1.300 Beschäftigte vor Kündigung

Klingel: Versandhaus stellt den Betrieb ein

Der Klingel-Hauptsitz in Pforzheim

Klingel

Der Klingel-Hauptsitz in Pforzheim

Das hat der Gläubigerausschuss mit Zustimmung des Sachwalters auf Vorschlag der Eigenverwaltung beschlossen.

Die KLiNGEL Gruppe befindet sich seit Mai 2023 in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Hauptgesellschaft der Unternehmensgruppe ist die K - Mail Order GmbH & Co. KG. Die Geschäftsaktivität der SCHNEIDER GmbH & Co. KG ist von der Einstellung des Geschäftsbetriebs nicht betroffen.

In den kommenden Monaten können alle Kundinnen und Kunden ihre Bestellungen weiter aufgeben und werden ihre Waren erhalten. Auch die Abwicklung von Retouren sowie alle sonstigen Serviceleistungen sind bis ins Frühjahr 2024 sichergestellt. Sämtliche Lieferanten und Dienstleister des Eigenverwaltungsverfahrens werden weiterhin bezahlt. 

Interesse an einzelnen Marken

Es gibt einige Interessenten, die einzelne Marken und Onlineshops der KLiNGEL Gruppe weiterführen und ab Anfang 2024 unter eigener Regie weiterbetreiben wollen. Hierzu laufen derzeit Gespräche mit strategischen Investoren über den Erwerb der Markenrechte, Onlineshops, Kundenlisten und aller sonstigen Vermögenswerte. Einen Betriebsübergang wird es dabei nicht geben.

Audio: Mitarbeiter zutiefst betroffen

Unternehmensgruppe erzielt Verluste

Eine dauerhafte Fortführung des Geschäftsbetriebs ist ohne Investorenlösung nicht möglich. Angesichts der schwierigen Branchen- und Unternehmenssituation ist jedoch kein Interessent bereit, in die Unternehmensgruppe als Ganzes zu investieren und diese auf Basis der ausgearbeiteten Sanierungskonzepte fortzuführen. 

Gemeinsam mit Branchenexperten erarbeitete die Geschäftsführung der KLiNGEL Gruppe in den vergangenen Monaten verschiedene Sanierungskonzepte. Viele Maßnahmen wurden seit Frühjahr 2023 umgesetzt oder vorbereitet. Für die Repositionierung des Geschäftes wurden Investorenkonzepte erarbeitet sowie neue Geschäftsfelder eruiert. Trotz erheblicher Kostenreduktionen erzielt die Unternehmensgruppe aber weiterhin Verluste. Da die in 2023 eingeleiteten Maßnahmen überwiegend erst in 2024 wirken, ist im aktuellen Geschäftsjahr kein Break-even zu erreichen.

Zweistelliger Umsatzrückgang

Von der rückläufigen Branchenentwicklung ist die KLiNGEL Gruppe mit einem zweistelligen Umsatzrückgang überproportional betroffen. Zudem hat die Umstellung der IT-Systeme, die im zweiten Halbjahr 2022 umgesetzt wurde, den Geschäftsbetrieb erheblich beeinträchtigt und die Umsatz- sowie Ergebnisentwicklung in den ersten Monaten 2023 zusätzlich belastet. Die Optimierung der IT-Prozesse wurde als wichtiger Faktor der Sanierung betrachtet. Die vergangenen Wochen haben verdeutlicht, dass eine erhebliche Verbesserung der Unternehmenssituation kurzfristig nicht realisierbar ist, auch wenn sich das Geschäft zuletzt erholt hat. Das Umsatzniveau der Gruppe wird sich aufgrund der anhaltend schwierigen konjunkturellen und branchenwirtschaftlichen Situation kurz- bis mittelfristig nicht ausreichend verbessern. Auch mit umfassenden Kostenmaßnahmen ist keine Alleinfortführung für die Unternehmensgruppe möglich. 

Video: Klingel meldet Insolvenz an

Belegschaft wurde informiert

Die über 1.300 MitarbeiterInnen und Mitarbeiter der K - Mail Order GmbH & Co. KG wurden heute über die Entscheidung für die Auslaufproduktion informiert. Das Eigenverwaltungsteam hat die notwendigen Maßnahmen zur Fortführung des Geschäftsbetriebs in den kommenden Monaten eingeleitet. Zugleich haben die Verantwortlichen in den vergangenen Tagen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern geführt und einen Sozialplan sowie Interessenausgleich abgeschlossen. Damit wurden sozialverträgliche Lösungen für die Beschäftigten erzielt. Zudem werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Jobsuche unterstützt.

Die Geschäftsführung der KLiNGEL Gruppe sagt: „Wir haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Maßnahmen ergriffen und alle Sanierungsoptionen für die KLiNGEL Gruppe geprüft. Für den Erhalt der Gruppe als Ganzes hätten wir einen finanzstarken Investor gebraucht, aber leider gibt es keine Investorenlösung, sodass die Einstellung des Betriebs beschlossen wurde. Diese Entscheidung ist uns allen nicht leichtgefallen, aber es gibt leider keine Alternative. In den kommenden Monaten werden wir im Interesse der Gläubiger, der Kundinnen und Kunden sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Eigenverwaltungsverfahren bestmöglich fortführen.“ CRO Marcus Katholing und CFO Cord Henrik Schmidt werden die KLiNGEL Gruppe in den kommenden Monaten leiten. CEO Dr. Sven Axel Groos und CDO Sven Christian Andrä verlassen das Unternehmen.

Eigenverwaltung läuft weiter 

Das vom Amtsgericht Karlsruhe am 1. August 2023 eröffnete Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung läuft unterdessen weiter. Der Multichannel-Distanzhändler wird den Geschäftsbetrieb im Rahmen des Verfahrens fortsetzen. Hierbei wird das Unternehmen weiterhin von der Restrukturierungsgesellschaft PLUTA unterstützt. Als Sachwalter ist Rechtsanwalt Martin Mucha von der überregional tätigen Kanzlei GRUB BRUGGER tätig. Er begleitet die Eigenverwaltung im Interesse der Gläubiger. Die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die kommenden Monate gesichert, Geschäftspartner erhalten weiter ihre Zahlungen. Die Unternehmensgruppe wird sich in den kommenden Monaten darauf fokussieren, die Herbst/Winter Kollektion 2023/2024 zu verkaufen. Dazu werden bis voraussichtlich Ende Januar 2024 die bestehenden Online- und Print-Vertriebskanäle unverändert fortbetrieben.

Die Geschäftsaktivitäten der SCHNEIDER GmbH & Co. KG sind von der Entscheidung nicht betroffen. Die Gesellschaft der Gruppe befindet sich ebenfalls in einem Eigenverwaltungsverfahren. Aktuell laufen hier Gespräche mit Investoren, die den Erhalt des Unternehmens ermöglichen können.

KLiNGEL Gruppe betreibt bekannte Marken

Die Firmengruppe mit Sitz in Pforzheim wurde 1923 gegründet und entwickelte sich vom klassischen Katalog-Versender zum internationalen Multichannel-Distanzhändler mit Fokus auf das Online-Geschäft. Zahlreiche Marken gehören zum Unternehmen. Dazu zählen die Marken KLiNGEL, WENZ und MONA für Damenmode, die Männerbekleidungsmarke BABISTA, der Schmuckanbieter DIEMER, die Plus-Size-Modeanbieter HAPPYsize, MIAMODA und Meyermode sowie der Schuh-Versender Vamos und die Gesundheitsmarke WELLSANA. Gemeinsame Zielgruppe der Marken sind Best Ager. 

Die Umsatzerlöse der Gruppe lagen im noch mit positivem Ergebnis abgeschlossenen Jahr 2021 bei knapp 1 Milliarde Euro. Die K - Mail Order GmbH & Co. KG ist die Hauptgesellschaft der Gruppe. Neben der K - Mail Order GmbH & Co. KG befinden sich auch die Hamburger Tochtergesellschaften IMPRESSIONEN Versand GmbH und die SCHNEIDER GmbH & Co. KG in einem Eigenverwaltungsverfahren. Während bei IMPRESSIONEN die Einstellung der Geschäftsaktivitäten in Hamburg schon vor Insolvenzantragstellung beschlossen war, läuft der Betrieb bei SCHNEIDER weiter.

Noch über 1.300 Beschäftigte

Bei der K - Mail Order GmbH & Co. KG arbeiteten zu Verfahrensbeginn rund 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mittlerweile sind dort noch über 1.300 Beschäftigte tätig. Die restlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben beziehungsweise werden das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Die weiteren Gesellschaften der Firmengruppe im In- und Ausland beschäftigen insgesamt mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und befinden sich derzeit nicht in einem Insolvenzverfahren. Hierzu laufen noch Gespräche über das weitere Vorgehen.

Über die KLiNGEL Gruppe 

Die KLiNGEL Gruppe ist ein Multichannel-Distanzhändler für Best Ager in Deutschland. Die Kernkompetenz Mode wird durch Sortimente aus Schuhen, Schmuck, Wohnen und Gesundheit ergänzt. Zu den Vertriebsmarken des Konzerns gehören unter anderem KLiNGEL, WELLSANA, VAMOS oder HAPPYsize. Über diese werden die Produktmarken – beispielsweise MONA, BABISTA oder DIEMER – vertrieben. Zur KLiNGEL Gruppe gehören darüber hinaus zahlreiche Tochterunternehmen im europäischen Ausland. Mehr Informationen auf www.klingel-gruppe.de

Über PLUTA 

PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen.
Weitere Informationen unter www.pluta.net

Über GRUB BRUGGER 

GRUB BRUGGER ist seit über 50 Jahren eine auf das Insolvenz-, Sanierungs- und Wirtschaftsrecht spezialisierte Kanzlei, die von ihren Standorten Stuttgart, München, Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau aus mit gut 50 Berufsträgern bundesweit agiert. Neben der Insolvenzverwaltung, der Sachwaltung und der Eigenverwaltung berät GRUB BRUGGER krisenbefangene Unternehmen ebenso wie Gläubiger. GRUB BRUGGER gehört laut JUVE-Handbuch Wirtschaftskanzleien 2022/2023 wieder zu den führenden Kanzleien in der Insolvenz-/Sanierungsberatung sowie in der Insolvenzverwaltung/Sachwaltung. Im JUVE-Handbuch 2022/23 wurde Grub Brugger als „Kanzlei des Jahres 2022“ für den Bereich Insolvenz und Restrukturierung ausgezeichnet. Mehr unter www.grub-brugger.de