Sogar der Karlsruher Schlossturm mit dem Sitz des einstigen Markgrafen hatte sich für das große Fußballereignis von seiner besten Seite gezeigt. Die KSC-Fahne flatterte weithin sichtbar im Wind. Wann kommt es schon vor, dass Startrainer Jürgen „Kloppo“ Klopp mit dem Champions-League-Sieger (von 2019) FC Liverpool in der Fächerstadt seine Visitenkarte abgibt?
Niederlage in der Nachspielzeit
Neues KSC-Stadion eingeweiht: Klopps Liverpool gewinnt
Karlsruhe. Nach gut 3 1/2 Jahren Bauzeit ist das "neue" Wildparkstadion des KSC fertig. Zur Einweihung kam kein Geringerer als der FC Liverpool um Jürgen Klopp.
Hauptattraktion und Anlass war natürlich die Premiere und Stadioneröffnung im neuen Wildpark, wozu sich die KSC-Fans in den schicken Trikots in blau und weiß ebenso stolz präsentierten wie das Team von Christian Eichner. Sogar der Himmel zeigte sich an diesem sonnenverwöhnten Tag in den KSC-Farben.
Top-Stimmung
Schon lange vor dem Anpfiff herrschte im neuen Wohnzimmer des Zweitligisten prächtige Stimmung und die Vorfreude war überall spürbar. Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup hatte den überdimensionalen Schlüssel mitgebracht und überreichte ihn symbolisch an den neuen Hausherren, KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze. „Heute ist ein besonderer Tag, von dem wir noch unseren Kindern und Enkeln erzählen werden. Wir schlagen ein neues Vereinskapitel auf“, hieß es.
Nach mehr als dreieinhalb Jahren Bauzeit war das neue, 34.300 Zuschauer fassende und 155 Millionen Euro teure, „Schmuckkästen“, fertig geworden. Die neue Arena und seine leidenschaftlichen Fans sind sicher erstklassig, der Verein mit dem Motto „Meine Heimat“ möchte dies in absehbarer Zeit bestimmt auch.
Die Begeisterung bei früheren KSC-Spielern wie Gunter Metz oder Martin Stoll war dem Ereignis angemessen und noch vor dem Anpfiff zeigte sich Jürgen Klopp, Startrainer aus der Beatles-Stadt am Mersey-River, den Fans gutgelaunt und schoss grinsend ein Selfie nach dem anderen. Konfetti und Luftschlangen sorgten in der Folge neben „KSC ole, ole“ für ein besonderes Bild in der neuen Arena, als rund 600 Nachwuchsfußballer aus Vereinen der ganzen badischen Region mit Fahnen auf das Feld liefen und die Anhänger auf der fast 10.000 Zuschauer fassenden Südtribüne, der „blau-weißen Wand“, die erste La-Ola starteten. Das hatte Klasse und sucht auch künftig in der Zweiten Fußball-Bundesliga seinesgleichen.
Ein Volltreffer
Auch Teammanager „Kloppo“ zollte den Karlsruhern später Respekt und Anerkennung und lobte vor allem auch „Rückkehrer“ Lars Stindl, der wie sein Mannschaftskollege Sebastian Jung mit einem Volltreffer und „Tor des Monats“ KSC-Fans und Verantwortliche euphorisch jubeln ließ.
Die Reds, mit großem Medienaufgebot angereist und von zahlreichen Fans unterstützt, waren mit all ihren Superstars wie Mo Salah, Virgil van Dijk, Luis Diaz oder Trent Alexander-Arnold angetreten und hatten früh durch Darwin Nunez das 1:0 erzielt. Wer da an ein Schützenfest dachte, hatte die Rechnung ohne die immer selbstbewusster werdenden Wildparkprofis um Kapitän Jerome Gondorf gemacht, die ab der 50. Minute sogar zeitweise mit 2:1 führten – und am Ende in der Nachspielzeit noch mit 2:4 verloren, nachdem zunächst Cody Cakpo den Ausgleich markierte und Diogo Jota mit einem Doppelpack den Deckel drauf machte.
Liverpool war für KSC-Rückkehrer Stindl besonderes Erlebnis
Ein besonderer Tag
In der zweiten Halbzeit hatte sowohl der FC Liverpool als auch der Karlsruher SC nahezu komplett durchgewechselt und den ganzen Kader auf das Feld geschickt. Lars Stindl, der seit kurzer Zeit mit seiner Familie im Waghäuseler Stadtteil Kirrlach lebt und zuvor bei Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach als Kapitän in der Bundesliga seine Spuren hinterlassen hatte, nach dem Schlusspfiff in der Mixed-Zone: „Ja, heute ist ein besonderer Tag und ein schönes Erlebnis auch für mich, für den Club, für die ganze Stadt und für die Mannschaft“.
Während sich Jürgen Klopp zusammen mit Kapitän Virgil van Dijk am Ende mit einem riesigen Siegerpokal schmückte, wurde Lars Stindl als bester KSC-Spieler mit einer kleineren Variante ausgezeichnet.
Fazit: Der KSC hatte mit der Verpflichtung des Liverpooler Starensembles und seinem deutschen Trainer, der auf der Insel wegen seiner Zugänglichkeit und Fannähe abgöttisch verehrt wird, dem Anlass entsprechend alles richtig gemacht. Im Wildpark beginnt eine neue Zeitrechnung. Was episch lange währte, ist nun gut. Der Stadionsong von Sabine Wittwer heißt immer noch „KSC ole, ole – you are the best“.