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Zusammenarbeit statt Konkurrenz

Plankstädter Weldebräu übernimmt die Heidelberger Brauerei

Vor geschichtsträchtiger Kulisse: Welde-Chef Max Spielmann (l.) und Heidelberger-Brauerei-Inhaber Michael Mack (r.) stoßen auf der Alten Brücke auf die künftige Zusammenarbeit an.

Welde/HD Brauerei

Vor geschichtsträchtiger Kulisse: Welde-Chef Max Spielmann (l.) und Heidelberger-Brauerei-Inhaber Michael Mack (r.) stoßen auf der Alten Brücke auf die künftige Zusammenarbeit an.

Die Heidelberger Brauerei GmbH hat mit der Weldebräu GmbH & Co. KG aus Plankstadt am 15. März eine Nachfolgevereinbarung getroffen. Am 19. und 20. März wurden die Belegschaften der beiden Brauereien informiert. Die Vereinbarung hat zum Ziel, die Heidelberger Brauerei und Weldebräu als gleichberechtigte Unternehmen auf Augenhöhe weiter auszubauen sowie den Bestand der einzigen und letzten Heidelberger Brauerei auf Dauer zu sichern. Braustätte und Firmensitz verbleiben rechtlich selbstständig in Heidelberg.

Max Spielmann Geschäftsführer

Die Nachfolgeregelung etabliert den erst 35-jährigen Welde-Chef Max Spielmann als Geschäftsführer der Heidelberger Brauerei GmbH. Ihm zur Seite steht mit Rat und Tat mindestens noch für ein Jahr der bisherige Geschäftsführer der Heidelberger Brauerei Michael Mack. Die übrigen personellen Strukturen bleiben vorerst unangetastet. Die beiden Brauereichefs haben für die ersten 100 Tage eine gründliche Prozessanalyse für die Heidelberger Brauerei geplant.

Bei der Pressekonferenz im alten Heidelberger Stammhaus der Brauerei erläuterten Michael Mack (r.) und Max Spielmann (l.) ihre Pläne.

Welde/HD Brauerei

Bei der Pressekonferenz im alten Heidelberger Stammhaus der Brauerei erläuterten Michael Mack (r.) und Max Spielmann (l.) ihre Pläne.

Aroma-Hopfen-Offensive

Einzige sehr rasch angestrebte Maßnahme ist eine „Aroma-Hopfen-Offensive“. Max Spielmann, der Diplom-Kaufmann, Braumeister und Bier-Sommelier ist, erklärt: „Ich strebe für alle Brauprozesse, auch in Heidelberg, die Verwendung von hochwertigem Aroma-Hopfen an, den wir für Welde aus der Region um Tettnang am Bodensee und aus der Hallertau beziehen. Als Brauer, der die Qualitätsführerschaft in der Region für sich in Anspruch nimmt, muss ich schon etwas mitbringen, auch wenn Aroma-Hopfen eine kostspielige Angelegenheit ist. Der Einsatz von Aroma-Hopfen in alle Brauprozesse der Heidelberger Brauerei ist mein Ziel für die ersten 100 Tage. Das wird ein herausfordernder Transformationsprozess und Arbeit genug für die erste Zeit.“

Plankstadt trifft Heidelberg. Wo einst die Heidelberg Aktienbrauerei ihren Hauptsitz hatte, wurde nun ein neues Kapitel in der Firmengeschichte von Weldebräu und der Heidelberger Brauerei aufgeschlagen.

Welde/HD Brauerei

Plankstadt trifft Heidelberg. Wo einst die Heidelberg Aktienbrauerei ihren Hauptsitz hatte, wurde nun ein neues Kapitel in der Firmengeschichte von Weldebräu und der Heidelberger Brauerei aufgeschlagen.

Anstoß kam aus Heidelberg

Die Initiative für die Nachfolgeregelung, über deren konkrete Ausformulierung die beiden Partner Stillschweigen vereinbart haben, ging vom Chef der Heidelberger Brauerei Michael Mack aus. Zu oft habe der in den vergangenen 20 Jahren gesehen, was aus einer Brauerei wurde, die in die Hände eines Bierkonzerns geriet: Der Standort wurde ausgebeint, die Braukunst vor Ort kam unter die Räder, gebraut wurde irgendwo, Rohstoffe wurden billig eingekauft und nach nur einer Woche waren die Biere fertig. Nichts blieb, nur der Name, um die Verbraucher zu halten. Mack, der wusste, dass ein gutes Bier mindestens vier Wochen Zeit braucht, gefiel, dass Max Spielmann seine Welde-Biere sechs bis acht Wochen reifen lässt und sich vom „Slow Brewing Institut“ laufend zertifizieren lässt. Und ihm gefiel, wie dieser junge Mann in die über 270-jährige Brauertradition der Familie hineingewachsen war, in seinem Beruf offenkundig Erfüllung fand und mit Begeisterung die Fahne der regionalen Bier-Kultur und Bier-Vielfalt hochhielt.

Unbedingt wollte Michael Mack das Erbe und die Tradition, die er aus Heimatliebe und Bier-Begeisterung im Jahre 2005 übernommen hatte, in eine gute, regionale und mittelständische Zukunft führen. Nicht zuletzt wollte er ein Stück Braukultur für die Stadt Heidelberg erhalten, seinen Beschäftigten möglichst die Zukunft sichern und selbst als verantwortungsvoller Treuhänder in die Geschichte der „Heidelberger Brauerei“ eingehen.

Ohne mit den großen Bier-Konzernen und Fernseh-Bieren auch nur ein Wörtchen geredet zu haben, nahm der 69-Jährige den erst 35-jährigen Max Spielmann im Spätsommer 2023 zur Seite und bot ihm an, über eine Nachfolgeregelung zu sprechen. Seine Kinder hatten zuvor klar signalisiert, dass sie ihre Zukunft nicht in der Braubranche sehen.

Potential ist vorhanden

Gefragt nach seiner Vision für die Zukunft hat Spielmann eine klare Antwort. „Heidelberg war damals und ist heute wieder eine aufstrebende, eine junge und agile Wissenschaftsstadt mitten in Europa. Wenn es gelingt dieses Lebensgefühl mit den Bieren der „Heidelberger Brauerei“ neu aufleben zu lassen, dann kann die Zukunft nur gut werden.“ Spielmann und Mack sind sich einig: „Das Potenzial ist da. Die Lehren aus der Geschichte kennen wir. Begeisterung für Biervielfalt haben wir. Es liegt an uns. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

WeldeBierwelt – Hopfen und Malz auf der Spur