Der Einsatz von Tablet und Smartphone gehört heutzutage zur täglichen Routine. Es ist sicherlich wichtig, dass Kinder früh lernen, damit umzugehen. Auch das Schreiben auf einer Tastatur sollen sie ab einem gewissen Alter beherrschen.

Simple Dinge wie die handgeschriebene Einkaufsliste oder Dankeskarte sind aus unserem Alltag dennoch nicht wegzudenken, und so weisen Verfechter der Handschrift beharrlich auf deren Vorzüge hin – zurecht.

Kind mit Bleistift

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Schreiben stärkt das Verständnis der Sprache.

Diverse Studien haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Schreiben mit der Hand und neuronaler Aktivität gibt, der sich positiv auf verschiedene Aspekte der Kreativität, Feinmotorik und der kognitiven Fähigkeiten auswirkt. Schreiben trägt außerdem dazu bei, die Hirnaktivität zu steigern und die Fähigkeiten des Lesens, Schreibens und kritischen Denkens zu fördern. Eine von der American Psychological Association veröffentlichte Studie von Dr. George Early ergab, dass Erstklässler, die in der Lage waren, in Schreibschrift zu schreiben, bessere Noten erzielten als diejenigen, die in Druckbuchstaben schrieben. Für Erstklässler gibt es spezielle ergonomische Stifte, die fürs Schreibenlernen entwickelt wurden.

Schreibschrift ist gut fürs Gehirn

Laut Edouard Gentaz, Professor für Entwicklungspsychologie an der Universität Genf, hilft uns das „Zeichnen“ und Verbinden von Buchstaben nämlich, während des Schreibens unser Sprachverständnis zu stärken. Der Grund: Wir haben ein Körpergedächtnis. Wir können später den Buchstaben mit Leichtigkeit wiedererkennen, weil unser Gehirn beim Schreiben jede Bewegung lenken musste.

Video: Mit Handschrift zum Erfolg (Schreibmotorik Institut)

Schreiben mit der Hand stimuliert das Gedächtnis

Doch das Schreiben mit der Hand bringt auch Vorteile, die über die Lernmethodik hinausgehen. Sich beispielsweise nach einem langen Tag ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um Ideen, Wörter oder Sätze zu Papier zu bringen, trägt zum Stressabbau bei und ermöglicht es unserem Gehirn, zur Ruhe zu kommen und zu entspannen. Gleichzeitig wird unser Gedächtnis stimuliert und der Geist jung gehalten.

Video: Was macht unser Gehirn beim Handschreiben? (Schreibmotorik Institut)

Kreativität und Individualität durch Handschrift ausdrücken

Schreiben ist darüber hinaus der Kreativität förderlich. Nicht umsonst bevorzugen große Schriftsteller Papiermanuskripte, weil diese ihnen die Möglichkeit geben, immer wieder in den Text hineinzugehen, um Korrekturen vorzunehmen und zu reflektieren.

Graphologen zufolge spiegelt sich in der Handschrift sogar die Persönlichkeit eines Menschen wider. So heißt es beispielsweise, dass eine feine, lesbare Schreibe einer Person zuzuordnen ist, die in schwierigen Situationen flexibel ist. Und letztlich drücken wir mit unserer Handschrift all unseren Gedanken unseren ganz persönlichen Stempel auf.

Wir kommunizieren hauptsächlich elektronisch - gerade zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel dem Muttertag, sind handschriftliche Grüße wesentlich persönlicher und werden mehr wertgeschätzt.

Freude schenken mit einer handgeschriebenen Karte

Lehr- und Lernmaterialien

Das Schreibmotorik Institut e.V. bietet auf seiner Website praktische Module zur Förderung von Schreibfertigkeiten für Schulen bzw. den Übergang vom Kindergarten zur Schule.

HS-Tutorials (externer Link)

Tipps von der Ergotherapeutin

Susanne Salata, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e. V.), weiß, dass viele Kinder zu wenig Routine im Schreiben entwickeln. Ihnen fehlt schlichtweg die Übung. Eltern können ihre Kinder gezielt fördern.

Vorläufertätigkeiten fürs Handschreiben fördern

Die Vorläuferfertigkeiten für das Handschreiben – insbesondere die motorischen Fähigkeiten – erlangen und verbessern Kinder, indem sie beispielsweise

  • malen
  • basteln
  • handarbeiten
  • musizieren oder
  • handwerken.

Sämtliche Aktivitäten, bei denen Kinder sich bewegen oder die Hände benutzen, spielen eine Rolle. Eltern, die ihre Kinder hier fördern möchten, rät die Ergotherapeutin, den Nachwuchs zusätzlich schon früh in Alltägliches einzubeziehen. Etwa beim Essenzubereiten helfen lassen: Obst und Gemüse schneiden, Gebäck herstellen und Teig kneten.

Auch draußen in der Natur oder im Garten finden sich viele Möglichkeiten wie in Sand oder Erde buddeln und bauen – es taugt alles, bei dem die Kinder sich und vor allem ihre Finger bewegen, unterschiedliche Materialien spüren und bearbeiten und so die Sinne und die Wahrnehmung des eigenen Körpers stärken, ein Körpergefühl entwickeln und ganz nebenbei die Motorik trainieren. Spielerisch versteht sich.