Auch wenn schon zu Beginn erste Symptome zu erkennen sind, werden diese von Betroffenen und Angehörigen oftmals verdrängt oder heruntergespielt. Es fällt nicht leicht, sich die Krankheit (des Angehörigen) einzugestehen, doch eine Früherkennung ist gerade bei Demenz von immenser Wichtigkeit.
Frühzeitig Hilfe bei Demenzverdacht organisieren
„Eine frühzeitige Diagnose ist für alle Beteiligten wichtig: Die Betroffenen können mit Vorsorgeverfügungen ihre Wünsche für die spätere Phase der Krankheit festlegen und haben oft noch die Chance sich bestimmte Wünsche, wie beispielsweise eine Reise, zu erfüllen. Die Angehörigen können sich auf die anstehenden Veränderungen einstellen, frühzeitig Hilfen organisieren und auch besser mit den Krankheitssymptomen umgehen, wenn sie deren Ursache kennen.“, so Marion Langhorst, Beraterin am Alzheimer-Telefon der deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) (030 – 259 37 95 14).
Eine eindeutige Diagnose kann nur ein Arzt stellen, Sie können jedoch bei Verdacht einen kurzen Selbsttest machen, um diesen zu konkretisieren. Danach sollte schnellstmöglich der Arztbesuch folgen.
Die folgenden Symptome sprechen für eine beginnende Demenz
- Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses
Eine der ersten Anzeichen für eine demenzielle Erkrankung ist eine Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses. Es werden z. B. wichtige Termine versäumt, viele Erinnerungszettel geschrieben oder nach dem Verlassen der Haustür direkt vergessen, was der Grund des Aufbruchs war. Häufig werden auch immer wieder die gleichen Dinge erzählt oder Fragen gestellt, die bereits beantwortet wurden. - Halluzinationen und Wahnvorstellungen
Halluzinationen machen sich zu Beginn vor allem dadurch bemerkbar, dass Bilder aus der Vergangenheit sich mit dem aktuellen Geschehen vermischen. „Erkrankte glauben dann, im Pfleger den eigenen Vater oder im Pflegeheimzimmer die frühere Wohnung zu erkennen“, erklärt Sabrina Cali, Leiterin der Pflegeberatung beim Verband Pflegehilfe. „Wahnvorstellungen können z. B. sein, dass der Erkrankte eine Verschwörung der Nachbarn gegen sich sieht oder dem Postboten unterstellt, wichtige Briefe zu unterschlagen“. - Zeitliche und räumliche Orientierungslosigkeit
Auch die zeitliche und räumliche Orientierung ist bei Demenzpatienten deutlich eingeschränkt: Das Zurechtfinden in gewohnter Umgebung wird immer schwieriger, vertraute Wege (Heimweg, Supermarkt, Bäcker etc.) werden vergessen. „Auch das Erinnern an den aktuellen Wochentag oder vereinbarte Termine fällt zunehmend schwerer.“, so Frau Cali. - Persönlichkeitsveränderungen
Ist Ihr normalerweise freundlicher Angehöriger plötzlich leicht reizbar bis streitsüchtig? Reagiert er auf Situationen sehr direkt und vermeintlich überzogen? Ist er ohne erkennbaren Grund sehr müde, ängstlich oder weinerlich? Gefühle können bei einer Demenz nur sehr schwer kontrolliert werden. Auch das Urteilsvermögen nimmt sukzessive ab: So wird beispielsweise Winterkleidung im Sommer getragen oder Fremde ins Haus gelassen.
- Probleme bei alltäglichen Aufgaben
Wenn alltägliche Aufgaben, die bisher problemlos funktioniert haben, zur unüberwindbaren Hürde werden, deutet das meist auf eine Demenzerkrankung hin. Beim Kochen wird das Salzen der Suppe vergessen, Tee mit kaltem Wasser übergossen, die Herdplatte wird nicht ausgeschaltet und das Einkaufen zur Herausforderung. - Abnehmende Aktivität
Viele Betroffene merken schon zu Beginn, dass Ihre Leistungsfähigkeit abnimmt. Aus Scham oder Angst vor dem Umzug in eine Pflegeeinrichtung versuchen sie das zu verbergen und ziehen sich zurück. Dabei werden oft Termine abgesagt oder Angehörige gebeten, z. B. den Einkauf zu erledigen, meist mit einer vorgeschobenen Begründung. - Sprachliche Schwierigkeiten
Ein weiteres Symptom sind auftretende sprachliche Schwierigkeiten. Worte werden vertauscht oder entfallen ganz oder es werden falsche Füllwörter verwendet. Frau Cali: „Da dadurch die Verständlichkeit des Gesprochenen deutlich abnimmt und der Erkrankte auch Probleme hat, Ihren Ausführungen zu folgen, ist ein Gespräch kaum möglich.“ - Ungepflegtes Erscheinungsbild
Auch ein ungepflegtes Erscheinungsbild einer sonst hygienischen Person sollte Sie aufmerksam werden lassen. Das kann entweder bedeuten, dass die Körperpflege einfach vergessen wurde oder aber, dass eine (durch die Demenz bedingte) Depression vorliegt.
Demenz: Was nun?
Die Diagnose wirft viele Familien aus der Bahn und ist allein kaum zu bewältigen. Daher macht es Sinn, Freunde und Bekannte mit in die Betreuung einzubinden, sich professionelle Unterstützung in Form einer stundenweisen oder 24-Stunden-Betreuung dazu zu holen oder, wenn die Betreuung zu Hause nicht möglich ist, einen Platz in einer Demenz-WG zu mieten.
Verband Pflegehilfe
Der Verband Pflegehilfe berät seit 2008 Pflegebedürftige und deren Angehörige kostenlos zu den verschiedenen Angeboten für ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Alter. Mit 79 Beraterinnen und Beratern und 340.000 Gesprächen in den letzten drei Jahren, betreibt er die größte Pflegeberatung Deutschlands.