Ich freue mich jeden Sommer wieder auf diese zarten lila Blütenblätter, die an Wiesenrändern, auf Unkrautfluren und an sonnigen Berghängen wie schmale Herzen in der Sonne leuchten. Seit ich die Wilde Malve auf meinen Speiseplan gesetzt habe und ich sie in meiner Naturapotheke nutze, beweist sie mir ihre unzähligen Vorzüge immer wieder aufs Neue. In der Tat ist die Malva sylvestris das, was die Römer eine „Omnimorbia“ nannten, eine Heilpflanze für alle Krankheiten. Wegen der käselaibartigen Form ihrer Früchte nennt man sie auch Käsepappel. Andere Namen lauten Schwellkraut oder Feldmalve.

Malva sylvestris

MEIN LÄNDLE/AdobeStock/etfoto

Die attraktive Wilde Malve bietet als Heilpflanze Schutz und Linderung.

Der Namenszusatz sylvestris bedeutet eigentlich „im Wald wachsend“, was aber nach meiner Beobachtung äußerst selten der Fall ist. Das Wort Malve geht jedoch auf das griechische malakos zurück, was ein bisschen mehr darüber verrät, warum sie so nützlich ist. Es steht für „weich“ oder „erweichend“ und bezieht sich hier auf die Kraft der Schleimstoffe. Die einzigartige Wirkung der Malve erhalten wir nämlich durch den kostbaren Pflanzenschleim, der sich wie ein Schutzfilm über krankhafte oder entzündete Haut oder Schleimhaut legt und so gereizte, entzündete Stellen schützt und schneller heilen lässt.

Gesund und pappsatt

Die Römer hatten mit der oben erwähnten Wertschätzung der Malve völlig recht: In biblischen Zeiten soll Moses sie als Tee bei Fieberkrankheiten genutzt haben und Simeon seine Sehkraft mit Malvenextrakt wiedererlangt haben. Vor 5000 Jahren wandten die Chinesen die „Tung Kuei Tze“ bei Verdauungsstörungen an, und um 700 v. Chr. erwähnte der griechische Bauer und Dichter Hesiod sie als eine beliebte, kräftigende Speise, die „pappsatt“ zu machen pflegte. Ein derartig vielseitiges Wunderpflänzchen fand freilich auch seinen Weg in die Klostergärten, wo es vom 8. Jahrhundert an angebaut wurde und später in die Bauerngärten übersiedelte.

Wilde Malve im Garten

MEIN LÄNDLE/Birgit Dirschka

Wenn sich die Wilde Malve im Garten ansiedelt, können sich Gärtner und Gärtnerin freuen.

Die Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp und Johann Künzle nutzten sie als Gurgelmittel, bei Halsentzündung, Soor und Mundschleimhaut-Entzündung, sowie bei Hautverletzungen äußerlich in Form von Bädern, Wickeln und Salben. Eine Naturheilmittel-Firma mit Sitz in Schwäbisch Gmünd vertreibt eine Rezeptur mit Malvenextrakt für trockene und gereizte Augen. Und die Haut der Kinder wird mit Kosmetik aus der Weißen Malve (M. moschata) sanft gepflegt. – Seit den Anfängen hat sich die Malva sylvestris also über Gartenzäune hinweg weiterentwickelt und steht als nützliches und pflegeleichtes Urkraut jedermann zur Verfügung.

Wilde Malve

MEIN LÄNDLE/Adobe Stock/ksi

Die Wilde in Lila

Probieren geht über Studieren, lautet eine Volksweisheit. Frisch ans Werk und Augen auf also beim Spaziergang durch die Heimat. Sollte „die Wilde in Lila“ Sie locken, greifen Sie zu. Betreiben Sie Ihre eigenen Studien mit Wildkräutern und -gemüse. Sie werden überrascht sein, welch tolle Einsatzmöglichkeiten Malva sylvestris in Küche, Naturapotheke und Kosmetik für Sie bereithält.

Die Wilde Malve als Naturapotheke

Die blaue Wilde Malve (oder auch Wegmalve) sollte nicht mit dem ­Hibiskus verwechselt werden. Diese rot blühende Malvenart ist säurehaltig und reizt entzündete Schleimhäute, sie enthält – anders als die Wilde Malve – keinen schützenden Pflanzenschleim. Also beim Ernten oder Einkaufen darauf achten, dass die Wilde Malve im Korb verstaut wird.

Verwendete Pflanzenteile und Ernte: Von der Wilden Malve sind Knospen, Blüten und Blätter verwendbar, frisch oder getrocknet. Doch nur gesunde Teile und grüne Blätter ohne braune Stellen ernten und nur von nicht gedüngten Wiesen. In der Erntezeit von Juni bis Oktober am besten bei Sonnenschein vormittags bis etwa 12 Uhr pflücken. Zum Trocknen die Pflanzenteile einzeln auf Papier auslegen. Getrocknete Malven vor Feuchtigkeit geschützt in dunklen Gläsern aufbewahren.

Inhaltsstoffe (Auszug): Schleim- und Gerbstoffe, Flavonglykosid, ätherische Öle

Wirkung und Indikation: Durch ihren hohen Schleimgehalt wirkt die Wilde Malve reiz- und schmerzlindernd auf Haut oder Schleimhäute, etwa bei Schleimhautentzündungen der Lunge, des Verdauungs- oder Genitaltrakts; sie unterstützt das Immunsystem, wirkt bei Husten, Heiserkeit oder Kehlkopf­erkrankungen, bei Sodbrennen wegen ihrer säurebindenden Eigenschaften, auch kann sie Gifte binden. Nebenwirkungen sind keine bekannt.

Anwendungen:

  • Teekur bei Magen- und Darmbeschwerden, inneren Entzündungen, Lungenkrankheiten oder Stoffwechselstörungen: 1 Woche Tee trinken, 1 Woche Pause
  • Gurgeln bei Halsschmerzen und Kehlkopferkrankungen
  • Suppe aus Malvenkraut und Gerste gekocht zum Lösen von hartnäckigen Verstopfungen und zur Linderung von Darmgeschwüren
  • Kompresse bei Hautkrankheiten, juckreizlindernd und beruhigend
  • Badezusatz bei Ekzemen, trockener Haut oder Hämorrhoiden und in der Frauenheilkunde für Sitzbäder bei Entzündungen der Genitalschleimhaut
  • Hand- oder Fußbad bei gebrochenem Hand- oder Fußknochen, bei geschwollenen oder offenen Füßen
  • Auflage aus gequetschten frischen Blättern bei Insektenstichen, um Entzündungen zu lindern und Giftstoffe auszuziehen
  • Waschungen bei sensibler Haut
  • In der Küche sind die Blüten und Blätter als Salatbeigabe geeignet, die Volksheilkunde empfiehlt sie bei chronischer Verstopfung als mild abführend; die kleinen runden Früchte können Speisen ergänzen oder pur genossen werden, was bei empfindlichen Magen- oder Darmschleimhäuten empfohlen wird.

Achtung: Der pflanzeneigene Schleim legt sich über die mit Wilder Malve behandelten Körperstellen. Wie bei der Einnahme von Tees aus anderen schleimbildenden Heilpflanzen soll auch bei Wilde-Malve-Tee auf eine 1-wöchige Kur eine 1-wöchige Einnahmepause folgen. So kann vermieden werden, dass der an sich schützende Schleim eine optimale Aufnahme von Nährstoffen behindert.

Malventee

1 TL Blätter und/oder Blüten der Wilden Malve mit 1 Tasse kaltem Wasser übergießen und 1–2 Stdn. ausziehen lassen. Gelegentlich umrühren.

Bei Magen- und Darmbeschwerden, inneren Entzündungen, Lungenkrankheiten oder Stoffwechselstörungen 2–3 Tassen täglich schluckweise trinken. Empfehlenswert auch als Kur: 1 Woche wie oben angegeben trinken, dann 1 Woche pausieren. Die Pause ist notwendig, um zu vermeiden, dass der Pflanzenschleim, der sich über die Magenschleimhäute legt, eine optimale Nährstoffaufnahme behindert.

Malventee

MEIN LÄNDLE/AdobeStock/Comugnero Silvana

Der Tee für Magen- und Darmbeschwerden, innere Entzündungen, Lungenkrankheiten oder Stoffwechselstörungen.

Malventinktur

Frisch geerntete Malvenblüten in ein Behältnis aus dunklem Glas geben, mit 32%igem Korn aufgießen und verschließen. 3 Wochen ausziehen lassen, dabei täglich gut schütteln. Danach filtern und in dunkle Tropffläschchen füllen.

Wirkt reizmildernd, schleimhautschützend und kann Heuschnupfen lindern. Bei Schleimhautreizung und wenn Nase und Augen brennen stdl. 10 Tropfen im Mund zergehen lassen.

Malven Gesichtsmaske

MEIN LÄNDLE/AdobeStock/rainbow22

Malven Gesichtsmaske

Gesichtspackung mit Malvenblüten

Zutaten:

  • 2 Tassen Ziegenmilch
  • 4 EL einer Mischung aus den Blüten von Wilder Malve, ­Rose und Ringelblume
  • 2 EL Quark (40 %)
  • 2 EL kalt ausgezogener ­Malventee (siehe linke Seite)
  •  ½ TL süßes Mandel- oder ­Aprikosenkernöl

Ziegenmilch leicht erwärmen. Die Blütenmischung darin 15 Min. ausziehen lassen. Quark, Malventee und das Mandel- oder Aprikosenkernöl zugeben und unterrühren. Die Paste auf die Gesichtshaut auftragen, leicht einmassieren und 20 Min. ruhen. Danach mit warmem Wasser abspülen und die Reste mit einem Tuch leicht abreiben. Die Gesichtspackung reinigt, pflegt und erfrischt.

Melonenpizza mit Malve

MEIN LÄNDLE/Birgit Dirschka

Melonenpizza mit Malve

Melonen-„Pizza“ mit Wilder Malve

Zutaten:

Für das Pesto:

  •  25 g Parmesankäse
  •  20 g Pinienkerne
  •  1 Knoblauchzehe
  •  30 g frische Knospen, Blätter und Blüten der Wilden Malve
  •  20 g Rucola
  •  20 g Olivenöl
  •  1 Prise Salz
  •  Pfeffer aus der Mühle
  •  1 Prise geriebene Muskatnuss
  •  etwas zerkleinerte Galgant­wurzel

Für die Käsecreme:

  •  30 g Schalotten
  •  etwas Fett zum Andünsten
  •  50 g harten Ziegen- oder ­Schafskäse
  •  150 g Ziegenfrischkäse
  •  Salz
  •  Pfeffer aus der Mühle
  •  Zitronensaft

Außerdem:

  •  1 große Scheibe Wassermelone, 3–5 cm dick (ca. 1 kg)
  •  frische Blüten der Wilden Malve, Königskerze und/oder Ringel­blume zum Garnieren
  •  8 oder 16 Cherrytomaten oder Physalisfrüchte (Andenbeeren)

Den Parmesankäse fein raspeln, die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett rösten. Beides mit den anderen Zutaten für das Pesto außer den Gewürzen mit einem Mixer zu einer Paste verarbeiten. Zum Schluss mit den Gewürzen abschmecken.

Für die Käsecreme die Schalotten schälen, fein würfeln und in Fett andünsten. Den Ziegen- oder Schafskäse ebenfalls fein würfeln und mit den Schalotten und dem Ziegenfrischkäse cremig rühren. Mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft abschmecken.

Die Wassermelonenscheibe in 8 oder 16 Tortenstücke schneiden. Jedes Stück mit 1 EL bzw. 1 TL Pesto und 1 EL bzw. 1 TL Käse­creme bestreichen. Mit den Blüten und jeweils 1 Cherrytomate oder 1 Physalisfrucht garnieren. Eine leckere frühsommerliche Erfrischung!